blumenmädchen (sonett)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]blumenmädchen


so nett wie mondnein mir die blumen schenkt
die grade er bei mir gekauft hat gerne
nehm ich sie an und werf sie in die sterne
und mich in seinen blick - in ihn versenkt

ertrinke ich in schwarzen nacht-pupillen
und er in meinem mund und ich in ihm
wie er in mir - seraph in seraphim
ach könnte ich ihn trinken und ihn stillen

und über uns da gleiten sie hernieder
die blüten die ich warf sie kommen wieder
ich dreh mich fang sie auf mit meinem arm

und reich sie ihm zurück mit dank und charme
und er - er schluckt und schluchzt daß gott erbarm
geht heim und stirbt - das heißt er schreibt jetzt lieder
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
dieses so nette Liedchen

ging vor einem Jahr sang- und klanglos in der Leselupe unter.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo mondnein,

den Blütentanz der beiden, den Zauber, den Rausch hast du sehr schön dargestellt - das hat was Mitreißendes.

Meine Interpretation des Schlusses: Als beide ganz dem Reiz des Taumels zu verfallen bereit sind - - - wird ein Keil dazwischen geschlagen: Der Dichter kann sich letztlich nicht tatenreich, sondern nur wortreich hingeben; das leibhaftige Feuer verbrennt ihn, er kommt um und aufersteht in seinen Liedern, die vielleicht nicht mehr sein können als ein billiger Abklatsch der flüchtigen Intensität.
In gewisser Weise wird der Dichter hier zum Täter, indem er heiße Gefühle kaltstellt.
Ich habe am Schluss mal ein klein wenig gebastelt:

und reich sie ihm zurück mit dank und charme
und er - er schluckt und schluchzt daß gott erbarm
[blue]erstickt den reiz und[/blue] schreibt [blue]darüber[/blue] lieder


Würde das auch deine Intention treffen?

Wie auch immer: Dein Gedicht hallt noch nach in mir, da es über weite Strecken einen Zauber besingt, am Ende aber bei mir als Leser vor allem der Bruch, das Schattenhafte und Beängstigende zurückbleiben.

lg wüstenrose
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, Wüstenrose!

Es ist wichtig für dieses Lied, daß das Ganze aus der Sicht des "Blumenmädchens" geschildert wird: im Blick der "my fair lady", der Blumenverkäuferin in Gerge Bernard Shaws "Pymalion", oder auch einer der Nymphen, die den Parsifal beschmusen. Sie ist zärtlich, gibt aber die Blumen zurück, die schließlich ihrem Laden entstammen. Sie ist ihm überlegen, der Dichter wird ein wenig verspottet, weil er nicht mehr als der "Gebende" dominiert. Sie singt ein Sonett (nicht er ...), und er sieht sich als den Abgewiesenen, der den Korb bekommen hat.

Sein suizidales "Sterben" wird nicht ernstgenommen, und sein Dichten natürlich auch nicht, das ist der Clou des Liedes. Es ist ihr Lied, nicht seins.

grusz, hansz
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo Mondnein,
an Deine Sprache muss ich mich erst gewöhnen. Einerseits so extrem überschwänglich "ertrinke ich in schwarze nacht Pupillen" und dann wieder so banal "und schluchzt, dass Gott erbarm". Aber ich bemühe mich.
Das Thema finde ich gut. Es geht ja weit über Pygmalion hinaus. Die Zurückweisung des Liebenden von Seiten des Dichters, der die Einsamkeit für seine Kunst braucht, wird in allen Epochen aufgegriffen und thematisiert, Denke nur an Rilke:

"Mädchen, Dichter sind, die von euch lernen,
das zu sagen, was ihr einsam seid;
und sie lernen leben an euch Fernen,
wie die Abende an großen Sternen
sich gewöhnen an die Ewigkeit."

LG
Hermann
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nun ja - die Pupillen sind ziemlich klein, dann ist das "Ertrinken" weniger als ein Schlückchen.
Der "Gott" dagegen gilt als groß, und auch sein "Erbarmen", das ist eigentlich überschwenglich und "banal" nur dann, wenn mans für selbstverständlich hält (was es zwar ist, aber ob er sich eines Versemachwerkers erbarmen soll, steht in den Sternen).
 



 
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