Bob

Bob

Siehst du den Mann dort unten? Den, der so seltsam aussieht?
Das ist Bob.
Bob ist genauso seltsam wie er aussieht.
Er ist Erfinder.
Es gibt Erfinder, die erfinden nützliche Dinge, wie z.B. Klopapier oder Türklinken. Aber Bob erfindet nur sinnlose Sachen, wie Mützen mit einem Propeller oben drauf, Kaugummi mit Käsegeschmack oder leuchtende Unterwäsche. Er vesucht trotzdem jedes Mal, seine Erfindungen zu vermarkten.
Das läuft in etwa so ab:
Bob ruft im Patentamt an und das Telefongespräch sieht so aus:
Patentamttyp: Guten Tag, Herr Soundso vom Patentamt am Apperat, was kann ich für Sie tun?
Bob: Hallo? Hallo? Ich möchte eine Erfindung von mir als Patent anmelden.
Patentamttyp: Ja, schön, was ist es denn für eine Erfindung?
Bob: Hmm, das ist schwer zu erklären…
Patentamttyp: Können Sie es zu uns bringen?
Bob: Nein, leider nicht, es ist zu groß…
Patentamttyp: Okay, ich schicke einen Kollegen zu Ihnen.
Bob: Soll ich ihn zu mir beamen?
Patentamttyp: Um Gottes Willen, nein!
Bob: Okay…
Wenn der Patenttyp aufgelegt hat, lehnt er sich erstmal zurück.
Er kennt Bob.
Jeder im Patentamt kennt Bob.
„Hey“, ruft er seinem Kollegen Herbert Hermann zu, der ein paar Tische entfernt arbeitet.
„Was gibt’s?“, ruft Herbert Hermann zurück.
„Dieser Bob hat schon wieder angerufen“, seufzt der Patentamttyp.
„Och nein“, grummelt Herbert. Dann dreht er sich um, zu seiner Kollegin Anke Amsel. „Anke?“, fragt er, „Bob hat schon wieder angerufen. Übernimmst du ihn diesmal?“
„Wie bitte?“, empört sich Anke hysterisch, „Auf keinen Fall!“
So geht es weiter. Die Nachricht, dass Bob mal wieder eine Erfindung erfunden hat, verbreitet sich wie ein Lauffeuer, doch niemand möchte zu ihm um die Erfindung zu begutachten. Also treffen sich Herbert Hermann, Anke Amsel und sechs weitere Kollegen nach der Arbeit in einem naheliegendem Restaurant.
„Was machen wir nun?“, fragt Anke Amsel dramatisch.
„Am besten wir losen es aus“, schlägt Ferdinand Fiedel, ein leidenschaftlicher Raucher, vor und zieht sogleich eine Schachtel Streichhölzer aus seiner Jackentasche.
„Gute Idee“, findet Simone Sandmann und nimmt ihm die Streichhölzer aus der Hand. Sie bricht eines in der Hälfte durch und erklärt: „Derjenige, der das kurze Hölzchen zieht, muss zu Bob“
Ein zustimmendes Gemurmel ist zu hören. So eine schlaue Idee, findet Gregor Giraffengang, so ist es nur gerecht! Aber wüsste er zu dem Zeitpunkt, dass er der Glückliche ist, hätte er sich gewiss weniger gefreut.
Zuerst zieht Simone, dann Herbert, dann Ferdinand und dann Gregor. Sein Atem stockt, als er das kurze Streichholz in der Hand hält. Die anderen am Tische sehen erleichtert aus.

Die Nacht ist nicht sehr erholsam für Gregor.
Am nächsten Morgen steht er vor Bobs Haustüre und klingelt.
Bob öffnet, mit einem riesigen Grinsen im Gesicht.
„Ich bin vom Patentamt“, sagt Gregor, mit einem nicht ganz so riesigen Grinsen.
„Ich weiß“, sagt Bob, „Ich bin Bob“
Gregor greift nach Bobs Hand um sie zu schütteln. Bzzzt macht es und er zieht seine Hand schnell zurück.
„Stromschlag!“, lacht Bob und zeigt Gregor Giraffengang einen klitzekleinen Knopf an dem Silberring, welchen Bob am Finger stecken hat. Gregor macht ein leicht säuerliches Gesicht.
„Wo ist denn nun Ihre Erfindung?“, fragt er.
Bob nickt. „Kommen Sie mit!“
Der ungeduldige Gregor folgt Bob ins Schlafzimmer.
„Legen Sie sich aufs Bett“, fordert Bob ihn auf.
Gregor Giraffengang tut es bloß, weil er möglichst schnell wieder von Bob wegwill. Dieser drückt, als Gregor im Bett liegt, einen Knopf am Wecker, welcher auf dem Nachttisch steht. Das Bett stellt sich in die Senkrechte und Gregor rutscht hinaus, in eine Rutsche, die sich aus dem Boden geschoben hat. Er rutscht, während ungeheuerliches Sirenengeheul ertönt, durch den Fußboden, durch welchen die Rutsche führt. Er landet in der Küche, direkt auf einem Stuhl, der am Tisch steht. Ein Toastbrot springt aus dem Toaster und landet auf seinem Teller. Im Flug wurde Marmelade auf das Brot katapultiert. Plötzlich knackt sein Stuhl und da sitzt Gregor Giraffengang auf dem Boden. Mit einem arg schmerzendem Hinterteil. Bob taucht aus dem Nichts auf – er hat sich aus dem oberen Stockwerk hierher gebeamt.
„Alles okay?“, fragt er, „Dem Stuhl sind die Beine weggebrochen, tut mir leid. Aber sehen sie mal – der Teller ist ganz aus Karamell, das heißt, man muss ihn nicht spülen, man kann ihn einfach mitessen! Und haben sie den coolen Soundeffekt auf der Rutsche gehört? Ich habe 3 Tage gebraucht um eine Spezialseife zu entwickeln, die dieses Geräusch erzeugt wenn man darüber rutscht“ Bob hält inne als er das wütende Gesicht Gregors sieht. „Hat es ihnen nicht gefallen?“
„Nein!“, ruft er und springt auf, „Es hat mir nicht gefallen! Ich hätte mich ernsthaft verletzen können! Falls ich das nicht schon habe!“ Er reibt sich anklagend den Hintern und verlässt die Wohnung ohne ein „Auf Wiedersehen“.
Bob schaut ihm hinterher und isst bedrückt ein Stück von seinem Karamell-Teller. Er hat sofort eine neue Idee für eine Erfindung, die den Patentleuten bestimmt gefallen wird. Begeistert macht er sich auf die Suche nach Dingen, die er dafür braucht und fängt an zu basteln.
Na dann, viel Spaß, Bob!
 

DocSchneider

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