Böses Erwachen

TDH

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Böses Erwachen​



Er erwachte und fasste sich mit beiden Händen an den Schädel, wobei er die Augen zusammenkniff und leise aufstöhnte. Den Grund konnte er ausmachen, als sein Blick auf eine Flasche Altbier fiel, welche auf seinem Nachttischschränkchen stand – leer. Er seufzte kurz und ergriff das Smartphone, welches daneben lag und öffnete den Messenger-Dienst. Sofort fiel ihm eine Nachricht auf, die er antippte und las:

„Hey Julius. War mal wieder eine klasse Feier! Die Melanie und die Annalena sind noch lange bei mir geblieben. Partytechnisch bist du ein Hengst, dein Name ist Programm! Nächstes Wochenende wird wieder durchgefeiert, bis denne!“

Er nickte zustimmend, erhob sich zur Gänze und gähnte lauthals. Nun schluffte Julius zum Kühlschrank, öffnete ihn und suchte unter den ganzen Spirituosen nach etwas ohne Alkohol. Ohne lang nachzudenken, nahm er sich einen Tetrapak und trank, doch Milch und Restalkohol…naja, den Rest badete seine Toilette aus. Mit entleertem Magen und einem angewiderten Gesichtsausdruck blickte er in den Spiegel über dem Waschbecken und erschrak:

Augenringe, leicht eingefallenes Gesicht und zerzaustes, schwarzes Haar. So konnte er doch nicht zur Arbeit gehen.



In diesem Moment hörte er ein Klappern von draußen. Der Briefträger, dachte er und schritt zur Tür seiner Wohnung, öffnete sie und wenig später seinen Briefkasten. Ein Brief lag in ihm, er entnahm ihn und schritt zurück in sein Wohnzimmer. Langsam öffnete er das Kuvert, entfaltete ein Blatt Papier und las:

Sehr geehrter Herr Hengst,

dies ist eine letzte Mahnung, ausgesprochen wegen permanentem, montäglichen, verspäteten Eintreffen am Arbeitsplatz. Sollten sie sich in den nächsten vier Monaten abermals zu spät auf der Arbeit einfinden, so folgt eine fristlose Kündigung.

Hochachtungsvoll,

die Personalabteilung der Firma „Maler Sohn und Söhne“!



Langsam ließ er den Brief sinken und starrte kurz ins Leere. Dann fokussierte er seine Armbanduhr: 8:30 Uhr. Röte stieg in sein Gesicht und seine Hände wurden feucht.

„Ich Idiot“, rief er, „Ich hätte bereits meinen Zug um 8:15 Uhr nehmen müssen!“

Ohne lang zu überlegen, schlüpfte er in seinen Blaumann, spurtete ins Badezimmer, bürstete sich die Frisur einigermaßen gerade und verließ die Wohnung und sein Mietshaus.

[kleiner Zeitsprung]

Julius erreichte Gleis 7, prustend und stöhnend, und blickte zur Anzeigetafel, die nur bläulich schimmerte.

„Junger Mann, Sie tragen gar keine Maske. Wenn die Sheriffs das sehen, dann bekommen Sie Ärger!“, sprach ihn eine ältere Dame an. Rasch wühlte er in den Taschen, doch weder eine OP-, noch eine FFP2 Maske waren darin zu finden.

Ein wenig weiter weg kamen schon zwei uniformierte Leute auf den Bahnsteig und diskutierten mit einem Flaschensammler, der die Maske nur bis unter, aber nicht über die Nase gezogen hatte. Julius blickte sich suchend um, aber er saß in der Falle.

„Da haben Sie aber Glück, junger Mann. Hier habe ich noch eine saubere Maske für Sie“, meinte die Dame und gab ihm eine. Rasch setzte er diese auf, als die zwei Security-Mitarbeiter kommentarlos an ihm vorbei schritten.

„Entschuldigung, wissen Sie ob die S 55 noch kommt?“, wollte Julius wissen.

„Die ist doch eh immer pünktlich wie die Maurer!“, bekam er als Antwort.

Ein Blick auf die Uhr ließ ihn leise fluchen: „Wenn die nicht langsam mal kommt, kann ich den Job knicken!“

Die Sekunden dehnten sich in die Länge, als plötzlich eine Durchsage erscholl:

„Information zu S 55 nach Dudelhausen über Schleißburg, Abfahrt 9:03, fällt heute aus. Grund dafür ist eine polizeiliche Ermittlung an einer vorrausfahrenden Signalstörung. Wir bitten um Unverständnis!“

Ein lautes „Fuck!“ hallte über den Bahnsteig und Julius spurtete die Treppe herunter, in den Bahnhof.

„Wenn ich wenigstens Geld dabei hätte, dann würde ich mir ein Taxi nehmen!“, dachte er bei sich, als sich seine Miene schlagartig aufhellte.

„Das ist die Rettung!“, rief er aus und eilte zum Hinterausgang des Bahnhofes, wo einige Taxis standen. Er blickte sich um und fand, was er suchte.

„Hey Jussuf!“, sprach er einen an, der ihn erkannte und rief:

„Hey, Partyhengst, was geht Bruder?“

„Ich muss ganz schnell nach Schleißburg, meine Bahn fährt nicht und ich muss zur Arbeit!“

„Hey, bleib mal locker“, antwortete der Fahrer, „du bist doch sonst auch immer zu spät gekommen! Wo musst du hin?“

„Brunnenbrachter Straße 4! Hab leider kein Geld dabei!“

Der Taxifahrer schaute ihn grimmig an:
„Tja, dann kannst du leider nicht mitfahren!“

Der Schock stand Julius Hengst ins Gesicht geschrieben. Das war das Ende. Sein Job, seine Wohnung…er wagte es nicht weiter zu denken.

Doch da lachte Jussuf und meinte: „Du fällst auch immer wieder auf mich rein. Komm, ich fahr dich schnell, Alter!“

Julius rollte mit den Augen, stieg ein und der Fahrer fuhr los.



Während der Fahrt blickte Julius mehrmals auf seine Uhr. Ja, sie kamen super voran, dachte er bei sich und bei jedem Kontrollblick wuchs sein Optimismus. Er konnte in weiter Ferne schon seine Firma ausmachen, als es geschah. Ein Auto schoss aus einer Seitenstraße und rammte das Taxi!

„Vollidiot“, rief Jussuf, „Die Karre war neu!“

Julius riss die Türe auf, die Maske vom Gesicht und rannte los. Die Firma kam näher und näher. Das Eingangstor. Nur noch wenige Meter.

„Ja, ich schaffe es!“, rief er laut auf und blieb keuchend und röchelnd vor dem Tor stehen. Er guckte auf die Uhr…und alle Farbe wich aus seinem Gesicht!

„16 Minuten zu spät!“, meinte er und rutschte mit dem Rücken am Tor zu Boden.

„Warum?“, stöhnte er und eine Träne rann seine Wangen herunter.

„Immer dieses scheiß Zuspätkommen! Das wars mit dem Job!“

Julius blieb noch eine Weile dort auf dem Boden, als er sich langsam aufrichtete und zu sich sagte: „Ich sollte es mit Fassung tragen und meine Sachen aus dem Spint holen…und mich von den Arbeitskollegen verabschieden!“

Er wollte die Klinke des Tores herunterdrücken, doch sie ließ sich nicht öffnen. Da sah er ein Schild und las: „Wegen Ausfluges der Betriebsleitung geschlossen!“

„Was!“, rief er laut aus. „Die Arbeit hat zu…die Arbeit hat zu…die Arbeit hat ZU!!!!“

Er ballte die Fäuste und seine Mundwinkel zogen sich in die Breite!



Die Türe der Wohnung wurde mit einen Klacken geöffnet. Julius trat ein, öffnete eine Schublade seines Nachtschränkchens, holte einen grünen Schein heraus und gab ihn einem Mann, der im Flur stand.

„Danke, dass Sie mich nach Hause gefahren haben, auch wenn ich kein Geld bei mir hatte!“

Der Mann gab ihm das Wechselgeld und verschwand. Da summte Julius´ Smartphone. Er ergriff es und las eine Nachricht:

„Hey Hengsti, sollen wir nächstes Wochenende mal wieder ins Dark Ice fahren und die Nächte zum Tag machen?“

Er tippte die Sprachnachrichtfunktion an und antwortete:

„Das kannst du sowas von knicken!“

Nun ging er zum Kühlschrank, nahm die Spirituosen heraus und goss ihren Inhalt demonstrativ in den Abfluss. Er warf sich auf sein Bett und ein Lächeln umspielte seine Lippen!
 

TDH

Mitglied
Hallo Leute,

ich nehme zur Zeit an einem Online Kurst Kreatives Schreiben teil. Darin habe ich schon einiges gelernt und umgesetzt. Bitte um knallharte Kritik ;)

MfG TDH
 
G

Gelöschtes Mitglied 23958

Gast
Hallo TDH,

was genau macht ihr denn in dem Onlinekurs zum kreativen Schreiben? Und was ist dein Ziel mit diesem Text, wolltest du damit tatsächlich eine Geschichte erzählen, oder ist es eher eine Schreibübung?

Sorry, ich bin zwar neu hier, schreibe aber dennoch einfach was ich denke, du hast ja um eine direkte Kritik gebeten ;-)

Die Geschichte liest sich, als hätte sie tatsächlich jemand geschrieben, der gerade mit einem Kater aufgewacht ist. Als hättest du auf die schnelle eine Handlung nach der anderen beschrieben, nur um überhaupt etwas abzuliefern. Der Protagonist ist ein Partyhengst und heißt dann auch noch Herr Hengst ... na ja, kann man so machen, muss man aber vielleicht nicht ;-)

Dann bekommt er einen Brief, wie ihn wohl keine Personalabteilung der Welt schreiben würde - es sei denn, die sind genauso betrunken. Dazu kommen dann noch Formulierungen wie:

"... polizeiliche Ermittlung an einer vorrausfahrenden Signalstörung ..."

>> vorausfahrenden mit nur einem "r" ; ist das eine Erfindung der Bahn, eine fahrende Signalstörung? wäre ja ein guter Trick, um Verspätungen zu erklären!

Ist natürlich nur meine Meinung, aber: Das war nix!

Viele Grüße,
Wörterschmied
 

TDH

Mitglied
Hallo Wörterschmied,

ich verstehe deine Kritik, aber ich muss dazu sagen, dass das Ganze eine Art Satire ist. "Hengst" soll lustig sein (so wie z.B. Bäcker Brötchen, Zahnarzt Brückengold, Zoodirektor Tierlieb), als weiteres ist [ polizeiliche Ermittlung an einer vorrausfahrenden Signalstörung ] ein Querschnitt folgender Bahnhofdurchsagen:

Die S 55 von X nach Y, Abfahrt Z, heute ...

15 Minuten später, Grund dafür ist eine polizeiliche Ermittlung.

30 Minuten später: Grund dafür ist einer Störung an einem vorausfahrenden Zug.

40 Min später: Grund dafür ist eine Signalstörung.

Für weitere Kritikpunkte, aber auch für konstruktives Lob bin ich offen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 23958

Gast
Hallo TDH,

es ist für mich einfach durch die Art der Formulierungen eher der Bericht eines Partygängers mit Restalkohol, der durch einen Zufall froh ist, noch seinen Job zu haben.

Für einen satirischen Text fehlt meiner Meinung nach ein Leitthema, das du kritisch beleuchtest. Satire ist aber auch zugegeben nicht unbedingt mein Gebiet, also vielleicht sehen andere Leser das ja anders.

Auf jeden Fall nicht entmutigen lassen!

Viele Grüße!
 



 
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