boléro

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D

Die Dohle

Gast
Ravel ist nicht der Bolero, er ist ein Bolero ;-)

Moin aligaga,
weshalb diese sture Fixierung auf ein einziges Musikteil, das ich im übrigen sehr respektiere? Fragen wir doch mal rogathe, ob da dezidiert Ravel angesprochen ist mit dem Text. So wie mir Bolero als musikalisches Sujet präsent ist, passt da ziemlich was ziemlich gut auf den vorgetragenen Text.

lg
die dohle

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Sofern Kunst alles darf, nützt es zunächst überhaupt nichts, Charlie zu sein ;-)
 
D

Die Dohle

Gast
Bolero passt, Ravel´s Bolero passt überhaupt nicht als Bezug zum Text, der ist viel zu brav & sauber ...
(... soll nix heißen über die Qualität von Ravel´s Bolero)

Insoweit meine Kritik eingedampft auf´s Wesentliche.

lg
die dohle
 
A

aligaga

Gast
weshalb diese sture Fixierung auf ein einziges Musikteil, das ich im übrigen sehr respektiere? Fragen wir doch mal rogathe, ob da dezidiert Ravel angesprochen ist mit dem Text. So wie mir Bolero als musikalisches Sujet präsent ist, passt da ziemlich was ziemlich gut auf den vorgetragenen Text.
Statt mich für stur zu halten, @Dohle, rate ich dir, die Eigenkommentare der Autorin zur Kenntnis zu nehmen. Sie schrieb:
Hallo Zeder,
danke für deinen Kommentar.
Ravels Boléro liegt meinem Text zugrunde. Er ist im Dreivierteltakt verfasst, daraus folgt das Metrum in Daktylen.
Er lässt sich korrekt in die Melodie einbetten, deckt sie jedoch nicht ab, da er keine 15 Minuten dauert.

LG rogathe
Ich habe erst nach diesem Kommentar interveniert.

Im übrigen gebe ich dir vollkommen recht. Das in Rede stehende, holprige Betroffenheitskitsch-Tänzchen ist viel zu seicht, um auch nur in die Nähe von Ravels mitreißendem Orchesterstück zu kommen. Ich wette, du hast es nie konzertant oder als Ballett miterlebt, sondern bestenfalls bei Tante Guhgel hineingehorcht.

Es ist mit solchen Musikstücken aber wie mit Büchern. Wer sie nicht aufmerksam von vorn bis hinten gelesen hat, weiß nicht, was drin steht.

Gruß

aligaga
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo rogathe,
eine Frage, wenn du erlaubst: Kannst du mir mal, abgesehen vom dreiviertel, deinen inhaltlichen Bezug Text - Ravel kurz skizzieren.

lg
die dohle
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo rogathe,
hab mal selbst den Versuch unternommen, deinen Text mit Ravels Bolero unmittelbar zu konfrontieren. Ich muß sagen, dein Versuch funktioniert eindrucksvoll. Insofern, als man zunächst alles, was einem an Bedeutung bzgl. Bolero, -landläufig ist ja nur der eine bekannt, eingbläut wurde, respektvoll beiseitelegt. Das was ich kommod nannte, bekommt eine völlig neue tiefere Farbe: Das Ringen um Fassung, das innere Betteln darum, leben zu dürfen angesichts eines Teufelsritts, das Klammern an Oma´s Geburtstag weit weg zuhause angesichts drohender Minen ...

Ichsagmalso: Spannende Sache, die du da angeleiert hast. Evtl. geht am Text sprachlich noch was, wobei mir die rythmischen Unschärfen keineswegs missfallen, sie verdeutlichen das Bild indem sie an der musikalischen Vorlage sozusagen die howlin´5-th entwickeln.

... soweitmal bis dahin, sehr inspirierend, ein echtes Experiment, gefällt mir ausgezeichnet!

lg
die dohle
 
F

floppy

Gast
ich mag texte ohne punkt und komma, so auch diesen auch wenn ich kein wort versteh.
danke.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich reihe mich ein: Bolero? Niemals! Schön schräg und schon ok, aber niemals nie nicht ein Bolero.
 

rogathe

Mitglied
Ein anderer Titel, z.B. "Gedanken beim Hören von Ravels Boléro", hätte mir vermutlich weniger Schelte eingetragen. :D
 
D

Die Dohle

Gast
"der" bolero, wie der zu hören sei, ist halt schon ab schulzeiten unkaputtbar in alle köpfe geschweißt. ich kenne niemand, der "den" bolero nicht kennt, wohingegen die andalusischen ahnen nahezu niemand kennt.
es ist die meistaufgeführte "klassische" musik, die die erde bisher zu gesicht bekommen hat. insofern kann der versuch diesen text damit zu assoziieren mindestens abenteuerlich kühn genannt werden. mir ist das egal, mir gefallen solche experimente, solche zunächst widersinnig erscheinende risse im spiegel. sie sind der weg in die freiheit. je mehr ich dieses experiment wirken lasse, desto besser gefällt es mir. picasso sagte mal sinngemäß: ich setze die dinge nebeneinander, auch solche die überhaupt nicht miteinander zu tun zu haben scheinen. wie sie miteinander auskommen werden, überlasse ich ihnen selbst.

lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
tetigi tactum

Liebe Rogathe!
Man muß bei Ravels Bolero, wie auch sonst in der Musik, in jeder Musik, strikt die metrische Grundlage - die Vorgabe (im Schriftbild der Partitur), ob der Dirigent drei, vier, fünf oder mehr Viertel bzw. Achtel, Sechzehntel usw. zählt, und ob diese Viertel dann noch einmal in Triolen gedrittelt oder die Dreiertakte in Duolen "halbiert" sind usw. - von der auf dieser Matrix fließenden Rhythmik der Melodie unterscheiden. Die in langen Tönen über den Schlagzeugen dahinfließenden beiden Melodien des Ravel-Boleros haben eine gänzlich andere Artikulation als eben diese Grundrhythmik der Trommeln, und dieses hypnotische Ostinato ist mit dem Metrum, dem "Takt" nicht identisch, sondern besetzt ihn, nutzt ihn, oder wird einfach nur in der Notierung zwischen den Taktstrichen in der Partitur so gelesen. Der Dirigent wird seinen Stab nicht wie der Schlagzeuger den seinen rumzucken lassen, sondern nur den Takt vorgeben.
Deshalb stimmt es nicht, die Daktylen eines Gedichts mit dem ziemlich langgezogenen, in sich komplex gegliederten "Drei-Halbe-Takt" eines Bolero gleichzusetzen. Die jeweiligen Halben (oder meinetwegen Viertel, aber die sind sehr lang!) des Dreiertaktes sind in sich in geradzahlige Viertel, Achtel, Sechzehntel usw. untergliedert. Die Geschwindigkeit eines gesprochenen Textes, etwa Deines hier, läuft in etwa analog diesen geradzahligen Untergliederungen, die bei Ravels Bolero eher im basierenden ostinaten Getrommel artikuliert sind - und wohl kaum in einem gequält laaaang-gezooooogenen Daaaaaaaaaaaaaaaaaktyyyyyluuuus. Dafür ist die Dreiertaktierung viel zu weitgespannt (d.h. langsam).
Regelmäßige Daktylen ohne Wechsel mit Spondeen würde mancher (wie z.B. manehans bezüglich "Hexameter", siehe unter "Feste Formen") als "leiernd" bezeichnen. Es ist gut, und besser, daß bei Dir die Unregelmäßigkeiten auftauchen, die Orlando beispielhaft aufgezeigt hat und Dohle dann gefeiert hat. And so do I.
 



 
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