brennweite

brennweite

der vorhang tut sich auf
kleidet die welt in den stoff
aus dem träume gemacht sind
flimmernd wachsen schatten

meine haut wird rau reibt
sich an ungerechtigkeiten
im dämmrigen nehme ich
platz in der ersten reihe

werde ganz in schwarz
zum berittenen rächer
ritze mit dem degen mein
zeichen in den himmel

So poetisch hat noch keiner das Kino beschrieben.
Ich habe in Wikipedia die Bedeutung von Brennweite nachgeschlagen. Ich nehme "Sehschärfe" als Hauptwort mit. In Deinem Gedicht werden die Ausdrücke “Träumen, flimmern und dämmrig“ benutzt. Ich verstehe dies als Gegenpol zum Titel.
Und dass Du als Zorro Dein Zeichen in den Himmel gegen die Ungerechtigkeiten der Welt setzt finde ich einfach toll.

Also, ich habe sehr viel Spaß beim Lesen Deines Gedichtes gehabt, und ich gebe Dir gern meine Punkte.
Schöne Grüße von Rhondaly

Hallo Rhondaly,

ja es geht um Gegensätzlichkeiten, sei es im Lichtspiel des Kinosaals (dunkel/hell), oder im Empfinden (Realität/Film).
Es liegt an uns, aus Fiktion Wirklichkeit werden zu lassen.
Danke fürs Hineinspüren und LG
Manfred

Lieber Manfred,

auf das Kino wäre ich (merkwürdigerweise) bei Deinem Text gar nicht gekommen.

Brennweite lese ich so: Was muss passieren, dass ich es nicht mehr beiseite schieben kann, dass es mich so tief berührt, dass ich irgendwie darauf reagieren muss.

Bei all den Schrecknissen in der gegenwärtigen Zeit kann sich das Lyri nicht länger entziehen. Schließlich sitzt es sogar in der ersten Reihe. Was kann es tun?

Bei deiner interessanten letzten Strophe fiel mir mein Lehrer in Philosophie ein. Er sagte einmal zu mir: "Wenn Du nichts unternehmen kannst, dann verklage den Übeltäter beim Himmel."

So ähnlich fasse ich das Zeichen auf, dass das Lyri in seiner Betroffenheit und in dem übermächtigen Wollen, helfen zu wollen, "schwarzer Ritter" in den Himmel ritzt.

So lese ich Deinen Text und dieser Text ist mir sehr nah.

Liebe Grüße
Vera-Lena

Hallo Vera-Lena,

Du hast die übertragene Aussage des Textes sehr genau aus der vordergründigen Bildebene herausgelesen. Im Moment gäbe es einige aufrüttelnde Zeichen in den Himmel zu malen, so sehr ballen sich die dunklen Wolken am politischen Himmel.
Danke fürs auf den Punkt bringen und LG
Manfred

@Rhondaly

So poetisch hat noch keiner das Kino beschrieben.

Zum Vergrößern anklicken....

ja, gewiß. Es ist wirklich gut.

Aber es gibt auch die "nautischen wahrheit" in "Feste Formen", inzwischen unter Bergen von Limericks dort auf Seite 2 begraben.
Und auch die "star-verworrene ware" (im immer von tausend Busch-Epigonen verstopften "Gereimten") bezieht sich auf Film & Phantasie.
Also es gab schon einiges in den letzten Tagen.

Lieber Manfred,
bisher wusste ich gar nicht, dass Zorro so gut dichten kann.
Dein Text gefällt mir.
Herzliche Grüße
Karl

Hallo Karl,

Zorro kämpfte mit scharfer Klinge, uns bleiben nur gezielte Worte.
Danke fürs Interesse und LG
Manfred