Liebe ’Eltern’,
denkt Ihr immer noch, ich denke noch, dass Ihr meine Eltern seid?
Auch das weiß ich inzwischen besser. Dass Ihr mich nur des Geldes wegen adoptiert habt, nehme ich Euch kein bißchen übelchen: für so viel hätte ich mich auch genommen und so lieb gehabt, gewissenhaft gehegt und gepflegt, erzogen, gefördert und gebildet wie Ihr mich... und alles übrige Eueres Eigentums – wie den hübschen goldigen Käfig, in dem ich kleiner Klon so unbeschwert und behütet heranwachsen durfte; bis ich erfuhr, dass ich keines Menschen Kind – von keinem Vater gezeugt und von keiner Muter geboren -, sondern die Schöpfung eines größenwahnsinnigen Forschergeistes und nur die Kopie eines Menschen bin: ein echter Klon eben... und lange genug so dumm wie Dolly, das erste Klon-Schaf.
Ihr wisst, was ein Klon ist? Aber dazu später mehr und ausführlicher – das ist ein Kapitel für sich... und ein heikles obendrein.
Doch Euch, Ihr Lieben, teile ich mein größtes Geheimnis schon mal vorweg mit; in dem berauschenden Wissen, dass Ihr es zwangläufig mit vielen, vielen Neugierigen teilen müsst, die Ihr keinesfalls in Unkenntnis über auch Euere Verdienste um den größten Circus der Welt, in dem Euer ’Sohn’ aktiv und erfolgreich mitspielt, sterben lassen könnt.
Ich habe bei der FIFA-Weltmeisterschaft in Südafrika mitgespielt. Und zwar an Stelle eines berühmten Fußball-Clowns, aus dessen embryonalen Stamm-Zellen ich einst von einem Wissenschaftsfanatiker illegal aber erfolgreich geklont worden war, der seit dem nur noch mich (für sich) spielen, aber nur sich für meine Glanzleistungen öffentlich feiern lässt, der die dicke Kohle abgreift, und mich mit Almosen abzuspeisen versucht...
Wie Ihr Euch denken könnt, habe ich vor lauter Problemen mit der Fußballerei in den größten Arenen der Welt kaum noch Zeit zum Schreiben – werde die ganze lange Geschichte eben schreiben lassen müssen. Vielleicht von einem literarischen Klon; so ein Ghostwriter muss ja nicht gleich ein Klon von Goethe sein; außerdem hatte der – bei allem Respekt vor seinem Genie – von Fußball nicht die leiseste Ahnung.
Ansonsten geht’s mir aber gut, was ich auch von Euch hoffe.
In Liebe
Euer Euch dankbarer Otto
denkt Ihr immer noch, ich denke noch, dass Ihr meine Eltern seid?
Auch das weiß ich inzwischen besser. Dass Ihr mich nur des Geldes wegen adoptiert habt, nehme ich Euch kein bißchen übelchen: für so viel hätte ich mich auch genommen und so lieb gehabt, gewissenhaft gehegt und gepflegt, erzogen, gefördert und gebildet wie Ihr mich... und alles übrige Eueres Eigentums – wie den hübschen goldigen Käfig, in dem ich kleiner Klon so unbeschwert und behütet heranwachsen durfte; bis ich erfuhr, dass ich keines Menschen Kind – von keinem Vater gezeugt und von keiner Muter geboren -, sondern die Schöpfung eines größenwahnsinnigen Forschergeistes und nur die Kopie eines Menschen bin: ein echter Klon eben... und lange genug so dumm wie Dolly, das erste Klon-Schaf.
Ihr wisst, was ein Klon ist? Aber dazu später mehr und ausführlicher – das ist ein Kapitel für sich... und ein heikles obendrein.
Doch Euch, Ihr Lieben, teile ich mein größtes Geheimnis schon mal vorweg mit; in dem berauschenden Wissen, dass Ihr es zwangläufig mit vielen, vielen Neugierigen teilen müsst, die Ihr keinesfalls in Unkenntnis über auch Euere Verdienste um den größten Circus der Welt, in dem Euer ’Sohn’ aktiv und erfolgreich mitspielt, sterben lassen könnt.
Ich habe bei der FIFA-Weltmeisterschaft in Südafrika mitgespielt. Und zwar an Stelle eines berühmten Fußball-Clowns, aus dessen embryonalen Stamm-Zellen ich einst von einem Wissenschaftsfanatiker illegal aber erfolgreich geklont worden war, der seit dem nur noch mich (für sich) spielen, aber nur sich für meine Glanzleistungen öffentlich feiern lässt, der die dicke Kohle abgreift, und mich mit Almosen abzuspeisen versucht...
Wie Ihr Euch denken könnt, habe ich vor lauter Problemen mit der Fußballerei in den größten Arenen der Welt kaum noch Zeit zum Schreiben – werde die ganze lange Geschichte eben schreiben lassen müssen. Vielleicht von einem literarischen Klon; so ein Ghostwriter muss ja nicht gleich ein Klon von Goethe sein; außerdem hatte der – bei allem Respekt vor seinem Genie – von Fußball nicht die leiseste Ahnung.
Ansonsten geht’s mir aber gut, was ich auch von Euch hoffe.
In Liebe
Euer Euch dankbarer Otto