Brieftaube

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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Abgesehen vom letzten Vers, der mir wie Jote ausgesprochen prima gefällt, sage ich mir aber, es muss doch möglich sein, vier kleine Verse metrumgerecht zu schreiben. Da erwarte ich wahrscheinlich zuviel von den hiesigen Reimern.

blackout
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Probleme mit dem Metrum?
Sehe ich nicht.

Die Br[blue]ie[/blue]ftaube g[blue]i[/blue]lt als verschw[blue]u[/blue]nden,
und s[blue]o[/blue]was [blue]i[/blue]st noch n[blue]ie[/blue] pass[blue]ie[/blue]rt.
Bish[blue]e[/blue]r hat man s[blue]ie[/blue] nicht gef[blue]u[/blue]nden.
Ich d[blue]e[/blue]nk, sie w[blue]a[/blue]r wohl f[blue]a[/blue]lsch frank[blue]ier[/blue]t.
1. x Xxx Xxx Xx
2. x Xx Xx Xx X
3. x Xxx Xxx Xx
4. x Xx Xx Xx X

1. - iamb. Auftakt, Daktylus, Daktylus, katalektisch ausklingend
2. - iamb. Auftakt, Troch., Troch., männl. Kadenz (= 4 Iamben)
3. - iamb. Auftakt, Daktylus, Daktylus, katalektisch ausklingend
4. - iamb. Auftakt, Troch., Troch., männl. Kadenz (= 4 Iamben)

Also - trotz aller Freiheiten, die dem Dichter auch dann frei stehen, wenn er sich durch Endreime bindet - eine klare, symmetrische Anlage des Vierzeilers.
Und eine sinnvolle, da den daktylisch aufkletternden Problemzeilen die iambisch-rasch hinabspringenden Antworten folgen.

Die Metrik ist perfekt.

Und das Gedicht ist es auch.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo Andreas,

zunächst: Beim ersten Lesen (auch danach!) macht dein hübscher Vierzeiler Freude.
Leider ist dann aber bei näherer analytischer Beschau der bekannte Kieselstein im Schuh.
Ich meine die dritte Zeile - dort klemmt es.

Die Reihung man-sie-nicht fordert, je nachdem in welcher Gewichtung und Zuständigkeit, unterschiedliche Betonungen. Besonders sie = die Brieftaube erwartet als das vorderste Subjekt eine Betonung, jedoch hier nicht, da sie schon zu Beginn des Gedichts erwähnt wurde und durchgängig gemeint ist. Das Personalpronomen sie muss deshalb nicht betont werden, so dass für die dritte Zeile wie folgt betont werden kann:

Bis[red]her[/red] hat [red]man[/red] sie [red]nicht[/red] ge[red]fun[/red]den. Man achte auch bitte auf sie in der vierten Zeile: Auch unbetont!

Nun muss man das so nicht lesen und den Daktylus voll akzeptieren, damit die Klammer zur ersten Zeile stabil bleibt. Das ist in Ordnung. Aber es gibt noch die falsch frankierte Taube...oje! Es ist doch die Post und nicht der/die Zusteller/in, die frankiert wird!

Tut mir leid, aber ich kann dieses Gedicht aus oben beschriebenen Gründen nicht als perfekt einstufen.

Gelesen hab' ich es aber gerne, auch beim vierten oder fünften Mal!

Es grüßt
Dyrk
 

anbas

Mitglied
Hallo Andri Vento,

ich danke Dir für Deine Wertung - schön, dass Dir diese vier Zeilen gefallen!

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo Hansz,

als ich diesen Vierzeiler schrieb, fiel mir erst zum Schluss auf, dass nach meiner - damaligen - Sichtweise die erste Strophe metrisch etwas aus dem Rahmen fiel, fand das aber nicht so schlimm, da man es beim Vortragen gut kompensieren kann.
Du hast nun die Variante mit dem Daktylus "entdeckt". Spannend, wirklich sehr spannend. Ich werde ausprobieren, welche Variante sich für den Vortrag am besten eignet.

Danke dafür und auch für die insgesamt positive Rückmeldung.



Hallo Dyrk,

auch an Dich meinen herzlichen Dank für die Rückmeldung. Zur Metrik habe ich mich ja gerade geäußert.

Was die "frankierte Brieftaube" betrifft, so ist das die eigentliche Pointe - ein bisschen schräg, aber voll und ganz genau so beabsichtigt. Aber das muss ja nicht jedermanns/fraus Humor sein.

Schön, dass Dir das Gedicht trotzdem gefällt.


Liebe Grüße an Euch beide

Andreas
 



 
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