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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied

„Hätte man mich die Welt erschaffen lassen, ich hätte sie von Anfang an als Circus erschaffen.“

Hermann Burger


Manege frei, die Erde wird gegeben.
Milliarden Menschen balancieren
[in einem lächerlichen Akt] auf ihr herum,
versuchen vergeblich - irrend wirrend -,
das Gleichgewicht nicht zu verlieren –
;verlieren doch.
Über dieser Szene schweben, festgesurrt,
in ihren Zwängen, Glaubenswächter.
Die Peitsche schwingend schreien sie:
Bei Gott, Allah – nieder mit euch,
nieder, nieder, nieder.
Wenn nicht bei Gott, Allah, dann doch für uns,
hört man die Kaste derer rufen,
die im Orchestergraben (tief geduckt)
ganz unsichtbar für all die Menschen,
den Ton angeben, nach dem die Menschen alle kriechen,
kriechen, kriechen. – Applaus, Applaus,
die Szene war des Circus erster letzter Akt.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir war
als läge eine Stille auf den Feldern,
gerade so, wie damals,
als du in meinen Armen starbst.
Es war als wolle jeder Windhauch, alles Leben,
den letzten Atemzug von dir vernehmen.
Als wolle alles was da ist,
diesen Odem mit sich nehmen,
forttragen, in die weite Welt.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wir saßen in der Baumkrone als sich ein Uhu zu uns gesellte.
Er uhute seine Weisen und der nächtliche Wind sang sein Lied dazu. Ihr kennt das, ist einer dieser Momente, wo du im Film abschalten würdest, wo du nur darauf wartest, dass ein stilles Reh vorbeihuscht, plötzlich stehenbleibtund dich aus unergründlichen Augen anschaut. Genau in diese Gedanken hinein, begannst du zu erzählen:

Flirrende Morganen tauchten das Gelb des Ginsters in ein letztes großes Licht. Aber dahinter lauern schon die Schatten, die sich Stück für Stück in meine Haut tätowieren.Ist wohl der Preis dafür, dass man immer nur für den Frühling geboren ist. Zum Glück ist da noch der Herbst, die wie ein Spiegel im Spiegel des Frühlings daherkommt. Und für die Zwischenzeit, die eigentlich keine Zeit ist, die zeitlos ist, habe ich dich. Du bettest mich in deine Gefühle ein und alles wird gut.

Ich sag euch was. Man sollte nicht alle Liebesfilme über einen Kamm scheren. Da gibt es schon hin und wieder ganz große von. In einem davon spielen wir die Hauptrolle.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wortfindungsträgheitsmomente

Wortfindungsträgheitsmomente

Ich weiß
Dass ich etwas zu sagen habe
Es liegt mir auf der Zunge
Dem Herzen der Seele
Liegt es
Ich denke
Geh mal raus
Vielleicht draußen in der Natur
Der Dinge Grund
Und überhaupt
Darüber hinaus
Hinweg
Doch da wartet nichts
Alles ist
Mehr nicht
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
noch bin ich nicht zu alt
um über mich zu lachen
da narren noch gedanken
im kampf um tag und jahr

bin nicht zu alt für all die gründe
die da auf mich warten
ich biete ihnen meinen geist
begehre tag für tag

das lächeln eines narren
ist der kreuzgang meines lebens
ich teile ihn mit allem
was mir ein lächeln zaubert

im kampf um sekunde minute stunde
tag und jahr
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es gibt sieben arten von blau sagst du und wischst
mit einer handbewegung jeden möglichen einwand hinweg
dort oben sagst du und zeigst zum himmel
werden sie geboren und im meer spiegeln sie sich
sieben arten von blau und mindestens so viele grün
denke ich während felder und bäume an uns vorbeiziehen
und sich dein blick irgendwo weit vorne auf der straße verliert
sieben arten blau flüsterst du aber nur ein schwarz
und wie zum beweis fließen dir schwarzumränderte tränen über die wangen
und ich weiß in diesem moment ganz genau wo du in gedanken bist
dort weit vorne auf der straße wo sich dein blick im nichts verliert.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
"wie verrückt arbeiten alle an romanen und / wie verrückt an neuen theaterstücken und wie / verrückt an neuen gedichten"

ernst jandl



verrückt
ja…ich gestehe
ich auch
wie könnt´ ich
ansonsten
mich finden
würde ich nicht
wie verrückt
in gedichten
mich suchen
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
ich wünschte ich könnte noch einmal
aus den himmeln stürzen
gedankenlos einfach fallen
ohne diese angst
die mich wie ein schatten aus blei
am boden hält
die mich zwingt und zwingt
die mich selbst beim blick nach oben
schwindeln lässt
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du fragst mich wo ich mich finde, immer wieder finde.
Da ist kein Stern, der fällt, kein Trost, sagst du.
Wie zum Beweis malt dein Finger Fragezeichen an den Himmel
und gerade als du wieder einen Punkt setzen willst, nehme ich deinen Finger in meine Hand und male mit ihm Strahlen um den Punkt. Das ist ein Stern im Fragezeichenuniversum, sage ich, und dieser Stern bist du. Für mich bist du der Trost, wenn ich mich nicht finde. Für mich bist du der Wunsch, der in Erfüllung geht. Ich finde mich in dir.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es tut mir leid: Gedicht ist nun einmal: Schädelmagie.

Thomas Kling



Wenn ich träumend
den unsichtbaren Mond streichele,
im Zwiegespräch mit meinem Herzen,
wachsen Blumen aus seinen Kratern
Was machen da schon die paar Tränen,
die der Himmel um mich weint
Die Erde atmet sie als Regenbögen
in meine Welt hinein

Wer könnte schon sagen
Ist
oder
Ist nicht

Wer könnte es wagen
einen unsichtbaren Mond zu verneinen
Kraterblumen,
erblüht aus dem Zwiegespräch des Herzens
Die Tränen des Himmels,
deren geatmete Regenbögen
Wer könnte es wagen
zu sagen

Ist
oder
Ist nicht
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Alles was zählt, sagtest du,
mir in den Schritt greifend,
und all die Dinge dazwischen,
sagten deine Augen.

Mir hätte an dieser Stelle auffallen müssen, dass dieses dazwischen einen größeren Raum einnahm als alles was zählt. Aber was zählt schon alles, wenn sich das dazwischen so geil anfühlt. Und so kam es…

…wie es kommen musste.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich frag mich immer wieder was es ist,
was es wohl ist, was sich in mir spiegelt
Manchmal denke ich dabei an die dunkelheit,
die dunkelheit zwischen den sternen,
die ihnen - mir - zeigt, dass das licht nichts ist
In diesen gedanken bin ich der mond,
die dunkle seite des mondes, die,
die diese dunkelheit so viel dunkler verspürt
Doch am ende aller gedanken ist der eine,
der eine gedanke, der alle anderen verdrängt
Es ist die einsamkeit des meeresgrundes
die sich in mir spiegelt,
die einsamkeit des meeresgrundes.

http://www.manx.de/wp-content/uploads/schwarz.jpg
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du.
Die Wolken waren heute der Wolken.
Der haben dermaßen den Affen gemacht.
Glaubste nicht.
Aufgeplustert ohne Ende.
Von wegen dicke Wolke markieren.
Kaum dass eine besonders schöne Vertreterin der Gattung Cumulus humilis
an ihnen vorbeizog. Gib ihr. Volles Gedöns.
Mit Trara und Tschinderassa Bum.
Der eine Wolke fing gar an zu weinen, nur um vom warmen Boden
als dunstiger Geist zu ihr, seiner Cumuhumi, aufzusteigen.
Und dann…

…Hu, hu, wie wär´s mit uns!?
Du und ich vereint…was gäbe das für einen Cirrcus, gar eine Cirrcus Cumulus.

Und dann, ich schwör´s, haben die sich wolkenwattenweich umschlungen.
Und das in aller Öffentlichkeit. Schlimm, ganz schlimm.
Aber ihr Baby, Circu,..allerliebst.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wolken wie weißer Rauch
Als stünde der Horizont in Flammen
Das ganze untermalt von van Goghs
‚Getreidefeld mit Raben‘
Und Kraftwerks ‚Autobahn‘
Erinnert mich das alles an eine Szene aus
‚Der Fänger im Roggen‘
Ich denke: Jetzt müsste es regnen
Und mein Name Holden sein
 



 
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