Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Was willste machen Gerhard, bakengeknickter Falter du. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass wir morgens die Augen in den realistischen Tag hinein öffnen müssen.

Was bleibt ist die Träumerei...
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du.
Ich weiß noch.
Mein Onkel Erich war ein streng gläubiger Mensch.
Und irgendwann hat ihm sein Glauben gesagt, dass es Zeit wäre.
Zeit, die schwarze Uniform anzuziehen und seinen Glauben,
den einzigen Glauben, unter den Menschen zu verbreiten.
Das hat er dann auch getan.
Und du.
Die Menschen haben ihm alle geglaubt.
Sie haben sich um ihn geschart und geglaubt.
Du…was haben die gebetet.
Und was haben die geweint vor lauter Freude.
Und weißte was.
Er hat sie alle erlöst.
Alle.
Ja…so war er, mein Onkel Erich.
Ein Erlöser.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wir nannten es Liebe


Die brownsche Bewegung von sanft aneinander vorbei-
schwebenden Molekülen holte mich aus der Realität.
Auf der anderen Seite hatte ich gerade festgestellt,
dass es keine Gerade zwischen A und B gibt.
Dazwischen lagen einfach zu viele Unwägbarkeiten,
die ich gerade Schritt für Schritt am durchwandern war,
als mich die Moleküle streiften und zu dir brachten.
Weg von den Unwägbarkeiten. Einem jener rilkischen

‚Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben‘

Herbsttage, auf die man getrost verzichten konnte.
Deine Hände erkundeten mich.
Ein paar Millimeter von meiner Haut entfernt,
streichelten sie über meinen Körper.
Unsere Moleküle trafen sich, sie umgarnten -
ver und entknoteten sich,
fanden sich immer wieder aufs Neue,
spielten und neckten sich,
sprangen von deiner auf meine Haut,
durchdrangen unsere Poren, jedes Atom,
gebaren ein vollkommen neues Atom in uns.
 

revilo

Verboten
Beschreiben in einem Wort...........ist das vielleicht Lyrik????
Menno, ich wünschte, ich könnte halb so gut schreiben wie Du, lieber Otto
LG von Deinem ultimativen Fan revilo
 
Lass uns einen Fanclub aufmachen, revilo :)

Otto scheut sich nicht, Gefühle in Worte zu fassen. Diese Fassungen sind unendlich wertvoll und verleihen den Schmuckstücken unverwechselbaren Glanz.

Danke, Otto!

Regina
aka die Gerhard mit dem Bakenknick
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
http://www.ottis-forum.de/bilder/fehnland306.JPG


Du!
Der Wald heut´ voll der Aggro.
Echt.
Ich kaum drin und schon gings ab.
Schmeißt der Kerl doch mit Nüssen nach mir.
Und dann noch Blätter hinterher.
Das ganze grüngelbrotbraune Gemüse.
Zack und Zong und haste nicht gesehen.
Ich nur noch wie so ´en Shaolin Mönch mich am abducken und ausweichen
und den Wald gleich mal angeschrien von wegen:
'He Alter, was geht ´en ab'?
Und du.
Lässt der seine gefiederten Freunde antworten.
Die voll am rumzetern und wie die ollen Messerschmitts über meinen Kopp.
IIIIIIIIIIIIIJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJAAAAAAAAAAUUUUUUUUU.
Da hatten die aber die Rechnung ohne den Papagenotti gemacht.
Ich mir die Nüsse vom Boden geklaubt und wie das MG von der ollen Messerschmitt
RRRRAAAAATTTTTTERRRRRRAAAAATTTTTERZONG! immer auf die druff.
Am Ende war Ruhe in den Ästen.
'Ja Alter. Da fällt dir nix mehr ein, gelle'!?
Ich voll die Shaolin Bruce Lee Freudensiegheuler am abgeben,
den Wald mit meinen Gesten mal gezeigt, wer Chef zwischen den Bäumen ist, als mein Blick auf die alte Dame fiel, die am Rande meines Gesichtsfelds auf einer Bank saß.
Du!
Jetzt weiß ich wie so ´en entgeisterter Blick aussieht.
Echt unheimlich, sag ich dir.
Echt!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Herbst (rücksichtslos und gemein)

Ich stand betrübt auf einer Trauerweide,
blickte ins nebelige Nichts hinein, dachte:
Wehe mir, wenn das mal nicht der Autumn ist
[Ich denk mir gerne mal ein Wort auf engelisch,
denn viele Wörter kenn´ ich nicht, doch
denk ich mir ein Wort in engelisch, denke ich,
was bist du doch ein schlaues Bürschelein].
So dachte ich, war immer noch am blicken,
(es dauert eine Weile, bis die Augen auf Nebellicht
umschalten), da sah ich ihn im nebeligen Licht.
Ein Schatten, am Rande des nebeligen Nichts.
Der Tod, dacht ich, hält Ausschau nach dem Leben,
das er, sollte er ihm/ihr/es/ [was weiß denn ich)
habhaft werden, sogleich verschlingen wird.
Drum rannte ich, doch da, nein da, erkannte ich,
der Nebel der war da und da und da,
und ich stand mittendrin. Es ist vorbei, dacht ich,
da hörte ich die Stimme aus dem Nichts.
Sie rief nach mir: He Schatz, ich find dich nicht.
Es ist so näääääääbelig.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt hab ich die Kugler Emma getroffen.
Schweres Schicksal, sag ich dir.
Nicht die Kugler Emma, die eins zu tragen hätte, sondern die, die sie treffen.
Ei die weil die Emma nicht atmen muss.
Die kann ohne atmen schwätze.
Ich habs mal gestoppt.
Ihr Rekord liegt bei sage und schreibe 14:58 Minuten.
Ohne einen einzigen vernehmbaren Atemzug.
Also…wie gesagt. Schweres Schicksal.
Ich grad am Einatmen um ‚Gudde‘ zu sagen und schon hat die Emma mich überholt.
Mich gefragt wie mirs geht und ohne auf Antwort zu warten losgelegt.
Von wegen, dass sie die Woch´ im Krematorium gewesen sei.
Ich ein ‚Hä?‘ eingefügt, worauf sie schnatterte, es wäre doch Tag der offenen Tür gewesen.
Ich ein ‚Tag der offenen Tür im Krematorium?‘ gefragezeichnet, aber die Emma voll in ihrem Element.
Sie hätt´ da mal gucke wolle, wegen ob das was für sie wäre,
von wegen Verbrennung und so.
Aber sie hätt´ sich nur aufregen müssen.
Ei die weil die nix gezeigt hätten.
Mitten in die Erklärungen des beamteten Verbrenners hinein, hätt´ sie gefragt, wann´s denn jetzt losging, von wegen ´ner Verbrennung.
Als der Beamte dann meinte, dass es eine solche Vorführung natürlich nicht gäbe, wäre sie, die Emma, aber so was von auf den Beamten losgegangen.
Von wegen sie sei extra aus Delkem gekomme um sich ne Verbrennung anzugucke und dann gäbs nur Schwätzerei.
Wie solle man sich da ein Bild machen, hat die den Beamten angefaucht und dann gesagt, er solle halt irgendwas verbrennen. Von ihr aus auch ´nen leeren Sarg.
Aber er, der verbeamtete Verbrenner hätte geantwortet,
es gäbe im Anschluss an die Führung eine Filmvorführung, wo sie alles sehen könne.
Du, da war der verbeamtete Verbrenner bei der Emma aber genau an der Richtigen.
Da hätt´ sie auch Ferneh gucke könne, da gäbs so was ja immer in den Tatorten und so.
Und dann wär sie wieder gegangen, die Emma.
Und jetzt, jetzt würd sie sich halt nicht verbrennen lassen.
Obwohl ihrn Erich sich hat ja verbrennen lassen. Wär halt sein Wunsch gewesen.
Dann würd sie halt nicht bei ihm liegen.
Wär aber eigentlich auch egal.
Von wegen weil man ja tot wäre.
Und dann hat die Kugler Emma mich gefragt, wie´s denn beim mir so laufe.
Ich am Einatmen und gerade als ich antworten will, sagt die Emma, dass sie jetzt gehen müsse.
Haste nicht gesehen war sie weg, die Kugler Emma.
Und ich stand da und hab all die nicht verbrauchte Luft, der Emma ihr Luft, eingesogen und mir selbst erzählt wie´s mir so geht und was ich so mach.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich wüsst´ gern wo alles landet
was mein hirn sich je erdacht
ob es am strand meines lebens strandet
aufbewahrt für die zeit danach
Ein sandkorn für jedes
noch so kleine gedacht
und ich mittendrin
in meinen gedanken versinkend
alle zeiten in mir
vor und zurück
vor
und zurück.


- - - - - - - - - - - - - - - - - - -


Machts gut
da oben
Ein wenig
ja
ein stück weit
zieh ich mit

Bis es zu brennen beginnt
Mir die ferne
viel zu viel
zu weit
Ich in mir spüre
dass meine wahre ferne
in der nähe liegt
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Alles so schön bunt hier

Wie ich dich doch liebe
Gerade so als wäre ich verrückt
Ach was - ich bin verrückt
Liebe dich wie verrückt
Und darüber hinaus
Siehe Over - Wolke 7 -
the Rainbow

Wenn ich das 'doch liebe' änderte:

Wie ich dich noch liebe,
käme es meinen herbstlichen Gedanken nahe,
die sich im Titel spiegeln.

Wie ich dich noch liebe
bis in den Herbst hinein
Und darüber hinaus
Über den Winter
in den ewigen Frühling
Hinein
Hinaus


http://www.ottis-forum.de/bilder/fehnland306.JPG
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist Herbst.

Und schon sind wir mittendrin.
Im Dilemma.
Ist doch alles schon gesagt.
Da gibt’s nix mehr.
Die Melancholie lacht sich längst tot,
über die immer gleichen Phrasen.
Noch ein ‚Ach‘?
Ach lieber nicht.
Das Licht und Schatten fangen spielen.
Ja, ach ja.
Vögel Süden, Wind aus Norden.
Blätter bunt, Blätter ab.
Raben, Krähen.
Herz. Liebe. Seele. Grau.
Viel Schmerz, kein Haus.
Und Nebel, Nebel, Nebel.
Dazwischen Licht.
Goldene Oktobertage.
Dann wieder nicht.
Und noch ein Ach und Oh,
und Schmerz und Wind und Vogel weg
und Krähe da und sieh das Licht
beziehungsweise sieh es nicht.
Melancholie Melanchola,
es ist schon wieder Herbst,
und ich, ich spür ihn nicht.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vom Träumen. An und für sich.

Letzte Nacht saß ich, wie so oft bei vollem Mond,
auf der Antennengabel unseres Hauses und träumte.
Träumte mich fort, in einen Traum hinein.
In diesem Traum saß ich auf der Antennengabel unseres Hauses
und träumte mich in die Realität hinein.
Da saß ich nun und dachte so für mich wie traumhaft das alles sei.

http://www.ottis-forum.de/bilder/fehnland332.JPG
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Welt verlor sich
im Scherenschnitt
einer grauen Unwirklichkeit
Das Gekrächze der Raben
hinter dem Bild
der Verlorenheit
betonte das Schattenhafte
welches sich mal mehr
mal weniger
aus dem Nichts schälte
um gleich wieder umfangen
zu werden

Manchmal malt die Natur
Metaphern des Lebens,
malt sie dich.

hörte ich eine Stimme rufen
Ich könnte schwören es war meine
 

wirena

Mitglied
18.10.2011

hallo Lenk, guten Tag - so schön Dein Bruchstück - wäre schön, dies "Lied" könnte ein Stück ohne Bruch bleiben/werden - erinnert mich irgendwie an mein Erlebnis mit dem Apfelbaum - schön so verwandte Seelen immer wieder lesen zu dürfen. Danke
LG wirena
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebes(gedanken)spiele

Am Eingang zu deinem Herzen stand ein Schild:

---Betreten auf eigene Gefahr---

Ich hätte es ernst nehmen sollen!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir ist so Grauerlei


Ich habe Sehnsucht nach einem Seelenrestaurant.

‚Herr Ober, eine Portion Licht bitte‘!

Mir ist so flauerisch, nebulös und schauerlich.

Fühle mich wie ein leergewehter Baum,

dessen Äste sich ergebend zum Himmel strecken.

Im Süden gibt es Sonne, sagte der Nachrichtensprecher.

Glückwunsch, denk ich mir, hier in meinem Norden.

Jetzt fangen auch noch die Glocken an zu läuten.

Beerdigung.

Da stehen sie unter leergewehten Bäumen,

blicken in ein lichtloses Loch und ihre Seelen strecken sich,

ergebend, zum Himmel.

Ein Riss im nebulösen Grauerlei würde genügen.

Aber die Sonne hat sich abgewendet.

‚Herr Ober, kann ich meine Bestellung ändern?

Ich hätte doch lieber einen schwarzen Rahmen.

Ja, gerne auch mit einem Trauerflor‘.


http://www.ottis-forum.de/bilder/fehnland352.JPG
 



 
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