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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich danke dem lieben Gott, ohne den es mich und einige andere Dinge nicht gäbe.
Zum Beispiel meine Mutter und meinen Vater.
Ihnen danke ich für ihre Bemühungen beim Akt, ohne die ich nicht möglich gewesen wäre.
Weiterhin möchte ich mich bei dem Meteroiten bedanken, der vor ca. 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlug,
den Dinosauriern den Garaus und mich und einige andere Dinge (z. B. meine Mutter und meinen Vater) erst möglich machte.
Ich danke (und dies von ganzem Herzen) Herrn Carl Djerassi dafür, dass er die von ihm entwickelte Antibabypille erst 1960 auf den Markt brachte.
Wer weiß, was gekommen wäre.
Gott bewahre.
Darüber hinaus möchte ich mich bei Herrn Kleinert bedanken, der so liebenswürdig war,
mir mit seinem Auto nur über den Fuß und nicht über den Kopf zu fahren. Die Folgen wären unausdenkbar gewesen.
Letztendlich möchte ich dem Chemiker Albert Hofmann für seine Erfindung des Lysergsäurediethylamid danken.
Ohne ihn und seine Erfindung wäre ich in meiner heutigen Form undenkbar.
Gott sei Dank!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich will fort

Dorthin
Wo die Vögel ihre Lieder lernen
Das Licht die Dunkelheit berührt
Meere leise murmurmeln
Und Berge den Himmel streifen
Jeder Stern eine Geschichte erzählt
Sich hinter jedem Gedanken
Eine neue Welt findet
Man am Ende eine Insel ist
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielleicht ist es gar nicht so unähnlich. Insel finden und ab auf die Couch. Wolldecke und Blödsinn gucken.
 

John Wein

Mitglied
Jeder Mensch ist eine Insel.........( jeder in seiner eigenen Welt).
Ist ein Buchtitel und du hast mich mit diesem Gedicht dahin geführt, diese Buch zu bestellen, nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe. Siehst hier bei uns in der LL gibt es immer wieder etwas Neues zu finden und zu erleben.
Machs gut mein Lieber
J.W.

Ich glaube ich darf das hier nicht verlinken
Jeder Mensch ist eine Insel/ Wolfgang Pennwieser
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vergenzen

Wenn ich in Gedanken in meine Kindheit wandere,
denke ich oft an Murmeln.
Besonders gerne an meine 5er.
Ihr Blau glich der Farbe des Meeres.
Luftblasen waren darin eingeschlossen
und zwei verwaschene Linien, die mich an Wellen erinnerten.
Hier, wenn ich mit meinen Freunden wetteiferte,
war ich der König der Schnipper.
In meiner Phantasie hielt ich Pokale in der Hand,
gewann alle Meisterschaften.
Mein Lachen kannte nur diesen Ort.
Aus Glas bestand das Herz dieser Welt.

Zu Hause wartete die Faust meines Vaters.
Er pflegte nicht zu schnippen.
Der Krieg in Afrika hatte ihn ruiniert.
Zurück blieb ein Asbach saufendes Wrack,
dessen Deliriumgespenster ich nachts von seiner Bettdecke pflückte.
Und wehe ich übersah eine der Spinnen, Würmer.
Noch immer fühle ich die Angst meines Schattenbildes,
kehre nur ungern an diesen Ort zurück.
Aber wer kann diese Bilder schon abstreifen?
Aus Stein bestand das Herz dieser Welt.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Otto,

ich fand Murmeln auch immer faszinierend, aber leider fand sich kaum jemand, der mit einem Mädchen spielen wollte. Lange Jahre hütete ich eine besonders schöne als Schatz - und wenn ich zufällig so ein Netz mit Murmeln in einem Laden sehe, dann blicke ich eher verächtlich. Die blitzblanken Dinger können gar nichts - erst verloren und errungen bekommen sie einen Wert.

Ja, die Kindheit. Erzählte Idyllen haben mich schon immer misstrauisch gemacht; ein Kinderleben ist immer unfrei und unterdrückt - das ist die Wesenserfahrung selbst durch liebevollste Anleitung, denn wir sollen werden, was wir noch nicht sind. Vielleicht erleben unsere Enkel keine Gewalt, aber zu jeder Sekunde wird es einen kleinen Menschen auf diesem Planeten geben, der es empfindet: Aus Stein besteht das Herz dieser Welt - die Überwindung dieser Tatsache ist immer nur individuell.
Es ist wichtig, daran zu erinnern, denn der Geschonte könnte den Sinn - und seine Empathie - für die Geschundenen verlieren, und das darf nicht passieren.
Danke dafür!

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Müde fällt das Eichenblatt in den Herbst hinein.
Hinein, hinein und haste nicht gesehen dem kleinen Eichhörnchen,
das über den Boden wieselt und blickt als wollte es sagen:
Suchen, suchen, suchen. Schnell, schnell, schnell.
Es ist schon spät, so spät…auf den Kopf.
Dort bleibt das müde nasse Eichenblatt kleben
und der Mensch ganz hin und weg vom Bild, denkt:
Passt schon.
Und dazwischen…
mit Verlaub, nicht,
dass er dem geeichten Hörnchen zu nahe treten wollte,
…im Laub,
ein Schläfer auf der Suche nach der 7.
6 hatte er schon, aber 7, diese Verflixte ixte.
Sprachs, nein dachts, nein instinkte,
der Dachs, das Stink, das Sechs und das eichgelaubte Hörnchen
im Laub, mit Verlaub.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt versuch mal Lyrik an die große Glocke zu hängen.
Kannste vergessen.
Ja...gab schon eine.
Eine Glocke, auf der bei Nacht & Wind,
ein Vater nebst Jungen auf einem Panther ritt.
Aber das war´s dann auch schon.
Merke: Lyrik = Nachtschattengewächs.
Nein, nicht Kartoffel, mehr so Aubergine.
Ei die weil man die Aubergine nicht roh verzehren soll.
Mehr so gedünstet, gebraten, gekocht.
& so iss es halt auch mit der Lyrik.
Wenn man die roh verzehren will...gleich: Igitt.
Nein, musste du dir Zeit lassen.
Waschen: Damit du einen klaren Blick erhältst.
Aufschneiden: Um zu gucken was drinnen ist.
& ganz wichtig: Salzen.
Wegen der osmotischen Trennung.
Damit die Schichten freigelegt werden.
& haste das alles, haste doch nur die Aubergine.
Iss so wie mit dem Kosmoversum.
Musste durchdringen.
Raum & Zeit.
& dass es alles immer schon gab.
Dass es kein Nichts gibt.
Das musste nicht alles verstehen, aber du musst es fühlen.
Sind sozusagen die Beilagen zur Aubergine.
Du musst alles mit deinen Gedanken durchfühlen.
& wer will das schon?
In diesem Zeitalter, wo die Zeit keine Zeit hat.
Wo wir Getriebenen hetzen & hetzen.
Wo wir versuchen, das Kosmoversum auf seinem Weg zu überholen.
Wo das Leben selbst krebserregend ist, wie ich gerade las.
Wobei mich das nicht erstaunte.
Mehr die Tatsache, dass die Wissenschaft so lange brauchte, um dies festzustellen.
Natürlich kann dieses Leben nur krebserregend sein.
Dieses Überholspurdasein.
Wo nichts mehr wirklich wahrgenommen wird.
Alles nur noch an einem vorbeirauscht.
Zisch, Zack, weg.
Wo soll da für die Lyrik Platz sein?
Vergiss es.
Allein die Oberfläche zählt.
& die muss nicht mal abgewaschen werden.
& Verzehren tuste all das Leben & Sein einfach so.
Roh.
Mit all seinen krebserregenden Bitterstoffen.
 

petrasmiles

Mitglied
Das musste nicht alles verstehen, aber du musst es fühlen.
Sind sozusagen die Beilagen zur Aubergine.
Du musst alles mit deinen Gedanken durchfühlen.
& wer will das schon?
Das scheint mir die Kernaussage zu sein.
Und ich fühl mich irgendwie ertappt, oder doch nicht?
Gerade hier gibt es viel Lyrik, und ich lese so viel davon wie seit Jahren nicht.
Aber ist es wirklich die Zeit? Oder nicht doch eher der Zeitgeist? Die Menschen hatten ja noch nie so viel freie Zeit, aber was machen sie damit?

Ich mag diese Texte von Dir, die mit 'Du!' anfangen, besonders gern!

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kennst du das auch?
Diese Ohnmacht am Telefon.
Beispiel: Behördenanruf.
Du rufst an und es klingelt.
Ja. Es klingelt und klingelt.
Cirka 40.000 mal.
Keine Sau hebt ab.
Vor deinem geistigen Auge entsteht ein Bild.
Du siehst einen öden Planeten.
Und auf diesem Planeten steht ein Tisch.
Und ein Stuhl.
Auf dem Tisch steht ein Telefon,
auf dem Stuhl sitzt ein Mensch.
Ein Mann, genauer gesagt.
Der Mann hat einen Namen.
Schmidt. Mit dt!
Herr Schmidt starrt auf das Telefon.
Es klingelt.
Cirka 40.000 mal.
Mit der einen Hand dreht Herr Schmidt einen Stift.
Mit der anderen trommelt er auf der Tischplatte den Radetsky Marsch.
Von Zeit zu Zeit blickt Herr Schmidt auf seine Armbanduhr.
Marke: Junghans.
Um 11:59Uhr hebt Herr Schmidt langsam den Hörer ab.
„Abteilung 34, Büro 12, Schmi“dt“ am Apparat.“
„Ja. Hier ist Lenk. Ich hab da ein Problem.“
„Das tut mir jetzt aber leid, Herr Lenk. Es ist Punkt Zwölf.
Mittagszeit.
Versuchen sie es doch noch einmal so gegen 13:00Uhr. Wiederhören.“
Es klickt in der Leitung.
Auf dem Planeten öffnet Herr Schmidt seine braune Aktentasche,
Marke Leitz Explorer,
entnimmt ihr seine zwei Stullen,
wie immer mit Käse und Salami belegt,
öffnet seine Emsa Senator Thermoskanne,
und schenkt sich eineTasse Melitta Kaffee „Auslese“ ein.
Genüsslich beißt er in sein Brot.
Dabei lächelt er das Seite 1 Girl der Bild Zeitung an.
Am anderen Ende der Leitung sitze ich mit dem Hörer in der Hand
und lausche dem tuten.
Alles hat seine Ordnung.
Ja. Wirklich alles.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt ist mir wieder einmal ein Licht aufgegangen.
Weißt schon!
Da geht das Hirn hin und schaltet das Licht an,
ohne dass man etwas dafür kann.
Also.
Ich so mir nix dir nix am vor sich hinträumen…
…und plötzlich geht das Licht an.
Das Hirn klopft an und ich ruf: Herein!
Sag ma, sagt das Hirn, werden wir im Alter nicht alle zu Marty McFly?
Ich mein Gehirn so gedanklich angeguckt und gefragt: Wie jetzt?
Darauf mein Hirn: Denk doch mal!
Reisen wir im Alter gedanklich nicht immer mehr in die Vergangenheit,
denken kaum noch an die Zukunft?
Na ja…iss schon was dran.
Eigentlich logisch.
Wird doch die Zukunft immer kürzer mit zunehmendem Alter.
Darauf mein Hirn: Wollen wir hoffen, dass ich nicht vorher den Geist aufgebe.
Dann wärste ganz schön aufgeschmissen.
Na ja.
Irgendwann werden wir alle von der Vergangenheit eingeholt.
Und dann sind wir wieder ganz am Anfang.
Du übrigens auch, Hirni
 



 
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