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petrasmiles

Mitglied
So ein kleiner Text - und doch so groß. Man kann sich reinlegen, Geräusche und Sternenschau teilen - und jede Menge Gedanken.
Großartig auch die Balance zwischen 'leicht' und 'schwer'!
Beschränken wir uns darauf, zu versuchen, etwas zu ermessen; dass wir es schaffen könnten, ist wirklich vermessen.
Danke für die Zigarette danach.

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Ich heute wieder luftmatratzig auf dem Pool.
Die Wolken über mir erzählten eine Geschichte aus ألف ليلة وليلة.
Dazwischen spielten Schwalben mit meinen Mouches Volantes fangen.
Über meine Airpods 2 erzählte mir Chris Martin von seinem Daddy.
Da Daddy gedanklich für mich nicht in Frage kommt, dachte ich an Mom.
Dachte an ihren letzten Tag auf der Intensivstation.
Ich saß bei ihr und streichelte ihre Hand.
Es wäre noch so viel zu sagen gewesen, aber der Tod stand schon neben dem Bett.
Da ist kein Platz für…‘Kannste dir vorstellen, wie es gewesen wäre‘.
Es war eh zu spät, viel zu spät für Zurechtweisungen.
Hier war der Tod und da meine Mom.
Sie hatte den Trost meines Lächelns verdient.
Letztendlich.
 

petrasmiles

Mitglied
Was für eine feine Kostbarkeit des Sichtbarmachens, was einen alles bewegen kann, wenn man scheinbar nur irgendwo rumliegt.
Mögen wir alle den Trost eines Lächelns bekommen - auch, wenn wir ihn nicht verdient haben sollten.

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das wächst sich aus, hat meine Oma immer gesagt.
Ihr Blick wechselte dabei zwischen mir und meiner Mutter.
Allerdings sagte Omas Blick etwas anderes.
Hoffnungslosigkeit spiegelte sich darin.
Ich habe nie erfahren, was es ist, dass sich bei mir hätte auswachsen sollen.
Aber es hat mich seit damals immer wieder berührt.
Dieses Gefühl, dass da etwas ist, das da nicht sein soll.
In solchen Momenten hoffe ich, dass Oma recht hatte.
Aber wirklich sicher werde ich mir wohl nie sein.
 

Aniella

Mitglied
Trotzdem hat Oma das Kind ja geliebt, oder?
Jeder sollte gerade sich selbst gegenüber genauso sein: sich so lieben und akzeptieren, wie man nunmal ist. Niemand ist perfekt und das ist gut so!
Manchmal sind es gerade die Fehler, die einen so liebenswert machen …
 

petrasmiles

Mitglied
Da hat Aniella natürlich Recht, aber dieses 'das wächst sich aus' hat etwas von einem Verwachsenen, das wohl auf längere Sicht erst 'behoben' werden kann - durch sich selbst; ein Makel also. Mir will auch scheinen, dass dieser Satz mehr als Trost verwendet wird, und dann bedeutet es, ist zwar Mist, aber wenn Du groß bist, spielt es keine Rolle mehr. Sinn ergibt es, wenn, bei Jungs vor allem, dem Wachstum in die Höhe das in die Breite vorausgeht. Und dann stimmt der Satz. Aus den Pummelchen werden Schlackse. Gehen wir davon aus, dass Oma Recht hatte :)
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir selbst...zum 68ten

noch bin ich nicht zu alt
um über mich zu lachen
da narren noch gedanken
im kampf um tag und jahr

bin nicht zu alt für all die gründe
die da auf mich warten
ich biete ihnen meinen geist
begehre tag für tag

das lächeln eines narren
ist der kreuzgang meines lebens
ich teile ihn mit allem
was mir ein lächeln zaubert

im kampf um sekunde minute stunde
tag und jahr
 

wirena

Mitglied
:) ja, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Otto Lenk. Bleib gesund und munter. Gib d'r Sorg und lass es Dir gut ergehen. Übrigens hat Emily Dickison geschrieben: "Wir werden nicht älter mit den Jahren, wir werden neuer jeden Tag". LG wirena
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
30 Jahre.

Was soll man schreiben? Wie soll man sie beschreiben?
Eine Aussage scheint mir treffend.
Die 30 Jahre mit meiner Frau sind wie im Flug vergangen.
Immer wieder frage ich mich: Wo ist die Zeit geblieben?
Und dies scheint mir die beste Frage zu sein,
die man sich stellen kann.
Keine lange Weile…die Tage, Monate und Jahre ausgefüllt
mit Liebe und Zuneigung.
Dieses Gefühl zu haben, dass man das Beste bekommen hat,
was man sich wünschen konnte und die Erkenntnis,
dass sich das Leben an der Seite dieses Menschen gelohnt hat.
Dass sich alles gelohnt, nichts umsonst war.
Kein Tag einfach nur so im Vorübergehen
Die Tage, Wochen, Monate und Jahre bewusst gelebt und geliebt
Alles war und ist gut. Nichts tut weh. Dieses Wissen,
könnte man noch einmal von vorne beginnen,
diesen einen gemeinsamen Weg wieder zu wählen.
Unbemerkt hast du mir ein Loch in den Schädel gebohrt
und mein Ich-Ich-Ich aus dem Kleinhirn gezogen
Anschließend meine Beatles Love-Love-Love Scheibe
klein gehäckselt und beides in den Mixer gegeben
Noch eine Überdosis Du-Du-Du hinein und ab dafür
---Höchste Umdrehungszahl---
Mann,
war das ein geiles Gefühl, als du diese heiße Suppe
in mein Hirn geschüttet. Ich brannte …
ich brenne … und brenne
Du bist und bleibst mein allerliebstes Menschenkind.
 
Zuletzt bearbeitet:

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses übriggeblieben ist.
Joseph Conrad

Mir fehlen die Worte.
Drum komm,
geliebte Sprachforscherin,
lass uns paradiesen!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Unsern Herbert.
Also unsern Herbert war schon immer einer, der sich `nen Kopp gemacht hat.
Vom kleinsten Staubkorn bis zum lieben Gott hin.
So in der Art wie der Beppo Straßenkehrer.
Ruhig. Immer ´ne Pause zwischen Atemzug und Gedankengang.
Keiner von denen, die man mal kurz fragt, wie es ihnen geht.
Ei die weil er erst einmal `ne Zeit lang darüber nachdenken muss wie es ihm geht.
Kurz gesagt…der Herbert iss einer von denen, von denen die Leut sagen,
dass sie nicht ganz richtig im Kopp seien.
Ich mein…wenn man ihn so auf dem Friedhof sieht.
Unterhält sich ja nicht jeder laut mit einem Grab und streichelt dabei einen Stein.
Mir persönlich macht es nichts, ganz im Gegenteil, ich mag´s.
Setze mich gerne auf die Bank gegenüber des Grabes und lausche seinen Worten.
Unsern Herbert hat da nichts gegen.
Nein, nein…also nicht dass du denkst.
Er spricht einen auch an.
So nach dem Motto: Was meinste du, Otto?
Gerade hab ich der Else erzählt…und dann erzählt er mir, was er Else erzählt hat.
Von wegen, dass die Menschen spinnen.
Und schon diskutieren wir über die Menschen und warum sie so spinnen wie sie spinnen.
Und die Else hört zu.
Gerade so wie unsere Momo..
Einen besseren Zuhörer kannste dir gar nicht vorstellen.
Echt!
Na ja…und wenn dann alles gedacht, geschwätzt und zugehört ist, ist alles gut.
Er umarmt den Stein und verabschiedet sich von seiner Else.
Oft gehen wir anschließend gemeinsam nach Hause.
Wir haben den gleichen Weg, hat der Herbert einmal gesagt und es noch tiefer gedacht.

Gestern hab ich den Herbert wieder getroffen.
Ich saß auf der Bank und erzählte ihm von den Menschen und wie bekloppt sie sind.
Und unsern Herbert und seine Else haben zugehört. Ruhig, aufmerksam und still.
Als ich alles geschwätzt hatte umarmte ich den Stein und ging.
 



 
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