Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Wind spielt mit meinem Schatten
Und irgendwo
Zwischen deinem Atem und der Stille
Öffnet sich eine Tür ins Unendliche
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Gerade sagte der Sprecher im Radio,
ich solle eine Viertelstunde Meer einplanen.
Also.
Erachte ich eigentlich für zu wenig.
Man sollte schon ein wenig mehr Meer einplanen.
Iss ja schließlich nicht um die Ecke rum.
Sagen wir…schon ein paar Tage mehr Meer.
Am besten ein paar Wochen.
Dann fiel mir ein...sind ja nur noch 18 Tage bis zum Meer.
14 Tage Meer und noch viel mehr Meer.
Ach ja.
Schon schön, wenn man Meer einplanen kann.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Es gibt ja so Leut, mit denen kannste nit.
Kennste, gell!
Wenn die siehst, erster Gedanke:
Komm, lass mer mei Ruh!
So en Dummlaberer halt.
Dessen verqueres Gebabbel einen fertisch macht.
So einer iss de …
Wenn ich den von Weitem seh, such ich nen Fluchtpunkt.
Möcht mich am liebsten verpumuckeln.
Aber der … iss en Typ, der einen irgendwie immer findet.
Beim Metzger, Post, REWE.
Dann kommt der und sagt: Ei gudde wie!
Denkste: Herr, steh mir bei!
Und schon fängt de … an zu labbern.
‚Haste schon den Artikel in de Bild gelesen? Das mit de Ausländer!
War ja klar, oder. Leben von unserm Geld.
Da hilft nur Remigration, sag ich dir.
Und schon wünschste dich ins Wunderland, jenseits von Eden, oder so.
Ging bis gestern so.
Wusste nie, wie ich den endgültig los werde.
Aber dann hat mein Kopp gestern beim REWE einfach so für sich gedacht.
Ich seh den … Er auf mich zu und: Ei gudde wie.
Und bevor der loslegen konnt, mein Kopp:
Ich möchte dir das Sie anbieten.
Du, da hat der … geguckt wie en Auto, nur nicht so schnell.
Ich meinen Kram gepackt, gelächelt und ab.
 

John Wein

Mitglied
Du!
Gerade sagte der Sprecher im Radio,
ich solle eine Viertelstunde Meer einplanen.
Also.
Erachte ich eigentlich für zu wenig.
Man sollte schon ein wenig mehr Meer einplanen.
Iss ja schließlich nicht um die Ecke rum.
Sagen wir…schon ein paar Tage mehr Meer.
Am besten ein paar Wochen.
Dann fiel mir ein...sind ja nur noch 18 Tage bis zum Meer.
14 Tage Meer und noch viel mehr Meer.
Ach ja.
Schon schön, wenn man Meer einplanen kann.
 

John Wein

Mitglied
Du Otto,

Neulich versteh'ste?
Ist schon 'ne Weile her,
im letzten Sommer also,
genauer im August,
war ich in Kur,
so ein paar Wochen Untersee,
Geheimtipp,
kann ich nur empfehlen,
Schwäbisches Meer,
Halbinsel Mettnau,
im Sommer 'ne gute Alternative.
Da simulierte ich vor mich hin
und über das Wasser hinüber
veroren sich die Augen
am Schweizer Seerücken.
Auf einmal,
dachte ich so ganz bei mir selbst,
und tief versunken,
im Stillen:

wenn ich den See seh',
brauch ich kein Meer mehr.

Ist doch logisch, oder?
was meinste?
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Herbst hat mein Herz
nach außen gestülpt.

Ich nehme es auf,
lege es in ein verwaistes Nest,
schreibe ‚Hoffnung
ist der Beweis dafür,
dass wir unglücklich sind‘
auf einen Zettel.
Bette ihn neben mein Herz,
in der Hoffnung auf Hoffnung.

Ein gefallener Engel setzt sich
auf den Ast mit dem Nest,
berührt das pochende Herz,
spricht: Da bist du ja.
Ich habe dich vermisst.
 

petrasmiles

Mitglied
Wenn man diese Zeilen im falschen (oder richtigen) Moment liest, können einem die Tränen kommen.
'Hoffnung auf Hoffnung' klingt so homöopathisch, Destillat aus einem Destillat, aber wenns hilft?!

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wie sie da auf ihren Liegestühlen sitzen,
mit ihren Ersatzpartnern in den Händen.
Ob sie vielleicht mit ihrem gegenüber per WhatsApp kommunizieren?
Oder flüchten sie vor ihren Sprachlosigkeiten?
Alle Worte verloren in Jahren des Schweigens,
unterbrochen nur von Alltäglichkeiten und der Tagesschau.
Was bliebe schon zu sagen?

Schönes Wetter heute!
 

John Wein

Mitglied
Ja lieber Otto,
Was bliebe zu sagen!? Heute spricht man nicht mehr, heute kommuniziert man. Das ist der Unterschied und Alltäglichkeiten kommen inzwischen auch aus der Tagesschau getröpfelt. Das Denken steckt mittlerweile tief im Bauch. Es macht uns vogelfrei.
Danke für die Gedanken aus der Lenkschen Gedankenschmiede!
LG, John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt war ich ja auf Kreta.
Sitzte oft am Strand und guckst.
Schaust raus aufs Meer.
Und während man da so guckt,
schließt man die Augen und kommt hinterm Horizont an.
Was da so iss, kann man eigentlich nicht sagen.
Ei die weil da iss nix.
Also nichts bestimmtes, mehr so das Unbestimmte.
Dieses Gefühl, das alles Sein umfasst.
So was wie die Erkenntnis, dass man in allem ist.
Und war.
Irgendwann holt einen das Rauschen der Wellen zurück.
Man steht auf, sieht die Wellen und die Spuren im Sand.
Ist in allem was war und ist.
 

John Wein

Mitglied
Das Auge braucht Objekte, auf dem es verweilen und ausruhen kann und will nicht immer nur über einen Horizont kriechen, der Erde und Himmel trennt.
Das war damals in der Weite der kastilischen Meseta meine Horizonterfahrung. Aber natürlich kann man auch am Meeressaum seine Augen geschlossen ausruhen. Zum Sehen hat man dann immer noch ein Inneres und das sieht manchmal sogar mehr.
John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Ich vorgestern voller Vorfreude ins Bett.
Von wegen heute neue Bluetooth-Kopfhörer testen.
Wach geworden und der innere Schweinehund sich am melden:
Das kannste heut getrost vergessen.
Ich wusste auch direkt was er meint.
Ei die weil der dritte Lendenwirbel das Lied vom Tod spielte.
Schweinehund: Nimm `ne Tablette und chill.
Also ab an die hauseigene Apotheke.
Und gerade als ich in der Küche am rechts abbiegen bin, Blick aus dem Fenster.
Wow! Wie geil iss das denn?
Aus dem Fenster gucken und nix sehen.
Ei die weil da ein Nebel war, London Scheißdreck dagegen.
Dem Schweinehund gleich mal gekontert: Also, Tablette geht.
Aber von wegen chillen, kannste vergessen.
Musste wissen: Ich bin bei Nebel voll am drin aufgehen.
Ich erst mal die Tür auf und Temperatur am fühlen.
Kalt.
Also lange Unterbucks und warme Klamotten anziehen.
Die Ohren sind ja geschützt (siehe dritte Zeile).
Raus und überleg.
Was willste hören?
Nebelmusik...ja, The National.
Ich auf meinem Handy gespotifyt und ab mit dem neuen Album.
Hinein in die inneren und äußeren Nebel.
Unterwegs kreuzten verirrte Bäume meinen Weg.
An den scheuen Krähen vorbei, ohne dass sie mich bemerkten.
Später wurde mir bewusst, warum dies so war.
Nach 5 Kilometern, gerade als 'The Guilty Party' begann,
wurde ich schwerelos, Teil des Nebels.
Ich setzte mich auf eine Nebelbank und alles verging.
Die Welt vollkommen entleert von allen Äußerlichkeiten.
Wenn ich sterbe, werde ich zu Nebel, dachte ich.
Der Nebel verkörpert mein ganzes Sein.
Mit diesem Gefühl stieg ich aus dem Nebel ins unwirkliche Sein.
Bei Kilometer 8 endete das Album der Nationals.
Ich überlegte, was ich nun hören wollte.
Gazpacho, kam mir in den Sinn. Tick, Tock.
Wüstenmusik.
Nebelmusik, Wüstenmusik.
So scheinbar unnahbar und doch so nah.
Zwischen Nordenstadt und Wallau gab ich mich meinem Glauben hin.
Ich schloß die Augen und ging den Weg, den mir der innere Nebel aufzeigte.
Als ich die Augen öffnete,
fuhr ein alter Mann auf einem klapprigen Fahrrad an mir vorüber.
Er lächelt mich wissend an und verging.

Ich bin ein Vulkan, der Sand und Nebel spuckt.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Otto,

ein zauberhafter Text - wer hätte gedacht, dass man aus Nebel nicht nur Grusel machen kann.
Aber so ein bisschen stehe ich vor der 'Nebelwand' - kann ich mir vorstellen, dass Nebel mein Sein verkörpert? Darüber werde ich noch lange nachdenken müssen.
Dagegen ist mir der Vulkan auf Anhieb sympathisch!

Liebe Grüße
Petra
 

wirena

Mitglied
Liebe Petra,

Sein im Nebel kann ich mir vorstellen, wenn ich im Trüben tatsächlich Fische.

z.B. folgende Vorstellung:

"ich verstehe wieder einmal mehr nur die Hälfte, was ich da hochphilosophisch oder mathematisch lese, sitze an einem See, dessen Wasser trübe ist und Fische – sollte dazu dann noch das Wetter neblig sein – wäre dies der absolute Höhepunkt/Synchronizität meines erlebten, tatsächlichen Lebens/Alltag -"

Dies mein Bilderleben – kannst du damit etwas anfangen? oder muss ich über meine Zeilen neu nachdenken?

LG wirena

PS: Frage: - habe ich jetzt tatsächlich mit dem z.B. kurz Prosa geschrieben - gedichtet?
bin schon lange am Grübeln, was "Dichten" eigentlich ist, heisst -
 



 
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