Liselotte Kranich
Mitglied
Bügeln ist überflüssig
Möchtet ihr etwas über eine Frau erfahren, geht zu ihrer Friseuse. Friseure, Physiotherapeuten oder Nageldesigner können ein Lied darüber singen, was ihnen ihre Kundinnen alles erzählen. Sie haben gelernt, in gleichbleibenden Zeitabständen mit „jaja… uhu… aha… mhm… soso…“ ihr Interesse am Erzählten zu zeigen. Ich bin weniger gesprächig bei Besuch derartiger Institutionen. Zu tiefgründigen Gesprächen kommt es dort äußerst selten. Bei einer stillen Kundin wie mir hat die andere Seite früher oder später das Verlangen, eine Unterhaltung zu beginnen. Das Gespräch beschränkt sich üblicherweise auf das Ausfragen privater Sachen. Es war für mich immer ein Rätsel, was denen mein Privatleben anginge.
Die meisten Frauen sind einer anderen Meinung. Sie erzählen alles, was sie auf dem Herzen haben. Sie würden es nicht einmal ihrer engsten Freundin erzählen. „Was soll meine Freundin sonst von mir denken?“, ist ihre Überlegung.
Zu meiner Schwiegermutti kommt die Friseuse ihres Vertrauens nach Hause. Ich schließe mich aus reiner Bequemlichkeit von Zeit zu Zeit an. Die nette Lilly ist sehr schnell und geschickt. Der Ablauf ist eine Routine. Es ergeben sich trotzdem immer wieder kurze Wartepausen. Ich halte mich in dieser Zeit in der Stube nebenan auf.
Früher verschwendete ich viel Zeit mit übertriebener Sorgfalt im Haushalt. Dazu gehörte unter anderem das obligatorische, umfangreiche Bügeln. Alles gehörte unters Bügeleisen. Verschont blieben nur Strümpfe, die Unterwäsche und Schnürsenkel. Weder mein Mann noch seine Mutter konnten meinen Bügeleifer verstehen. Wenngleich ich früh genug nachgegeben hatte, wurde meine Leidenschaft trotzdem zu einem Gesprächsthema zwischen meiner Schwiegermutter und Lilly. Das Gespräch konnte ich schlecht überhören, auch wenn das nicht in meiner Muttersprache und extra leise geführt wurde.
Und dann war ich an der Reihe zum Haareschneiden. „Wie sieht es bei dir mit dem Bügeln aus?“, fragte Lilly mich eher zwangslos. „Weißt du, manche Frau mag es damit übertreiben. Bügelst du Bettwäsche oder gar T-Shirts?“
„Gott bewahre! Wer hat das nötig? T-Shirts? Wozu denn?“, lehnte ich die Notwendigkeit des übereifrigen Bügelns entschieden ab.
Meine Schwiegermutti schluckte. So leid sie mir auch tat, musste das sein. Meine Botschaft an sie war: „Nicht gegen mich, sondern an meiner Seite musst du spielen. Zusammen sind wir stark. Jeder für sich alleine ist verletzlich.“
Bevor Lilly ging, wollte sie von mir noch wissen: „Mit der Sprache kommst du aber klar?“ Meine Antwort war überflüssig. Lilly und ich lachten herzhaft und verabschiedeten uns bis zum nächsten Mal.
Möchtet ihr etwas über eine Frau erfahren, geht zu ihrer Friseuse. Friseure, Physiotherapeuten oder Nageldesigner können ein Lied darüber singen, was ihnen ihre Kundinnen alles erzählen. Sie haben gelernt, in gleichbleibenden Zeitabständen mit „jaja… uhu… aha… mhm… soso…“ ihr Interesse am Erzählten zu zeigen. Ich bin weniger gesprächig bei Besuch derartiger Institutionen. Zu tiefgründigen Gesprächen kommt es dort äußerst selten. Bei einer stillen Kundin wie mir hat die andere Seite früher oder später das Verlangen, eine Unterhaltung zu beginnen. Das Gespräch beschränkt sich üblicherweise auf das Ausfragen privater Sachen. Es war für mich immer ein Rätsel, was denen mein Privatleben anginge.
Die meisten Frauen sind einer anderen Meinung. Sie erzählen alles, was sie auf dem Herzen haben. Sie würden es nicht einmal ihrer engsten Freundin erzählen. „Was soll meine Freundin sonst von mir denken?“, ist ihre Überlegung.
Zu meiner Schwiegermutti kommt die Friseuse ihres Vertrauens nach Hause. Ich schließe mich aus reiner Bequemlichkeit von Zeit zu Zeit an. Die nette Lilly ist sehr schnell und geschickt. Der Ablauf ist eine Routine. Es ergeben sich trotzdem immer wieder kurze Wartepausen. Ich halte mich in dieser Zeit in der Stube nebenan auf.
Früher verschwendete ich viel Zeit mit übertriebener Sorgfalt im Haushalt. Dazu gehörte unter anderem das obligatorische, umfangreiche Bügeln. Alles gehörte unters Bügeleisen. Verschont blieben nur Strümpfe, die Unterwäsche und Schnürsenkel. Weder mein Mann noch seine Mutter konnten meinen Bügeleifer verstehen. Wenngleich ich früh genug nachgegeben hatte, wurde meine Leidenschaft trotzdem zu einem Gesprächsthema zwischen meiner Schwiegermutter und Lilly. Das Gespräch konnte ich schlecht überhören, auch wenn das nicht in meiner Muttersprache und extra leise geführt wurde.
Und dann war ich an der Reihe zum Haareschneiden. „Wie sieht es bei dir mit dem Bügeln aus?“, fragte Lilly mich eher zwangslos. „Weißt du, manche Frau mag es damit übertreiben. Bügelst du Bettwäsche oder gar T-Shirts?“
„Gott bewahre! Wer hat das nötig? T-Shirts? Wozu denn?“, lehnte ich die Notwendigkeit des übereifrigen Bügelns entschieden ab.
Meine Schwiegermutti schluckte. So leid sie mir auch tat, musste das sein. Meine Botschaft an sie war: „Nicht gegen mich, sondern an meiner Seite musst du spielen. Zusammen sind wir stark. Jeder für sich alleine ist verletzlich.“
Bevor Lilly ging, wollte sie von mir noch wissen: „Mit der Sprache kommst du aber klar?“ Meine Antwort war überflüssig. Lilly und ich lachten herzhaft und verabschiedeten uns bis zum nächsten Mal.
Zuletzt bearbeitet: