bürger hinter sinn

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ängste wollen wir gar nicht erst kennenlernen
uns treibt ewige wut zum management
die notwendige übersicht verschaffen
ordnung sauberkeit und betriebswirtschaftslehre

rachsüchte sind nun mal zeitgemäß
kriege bleiben die väter des erfolgs
händlergier fördert unsere geschäfte
und die ewige show opfert ihre kinder

wer arm sein will müsste natürlich
auch bereit sein zu verhungern
wir können doch nicht warten
bis uns alle überholt haben
 
Lieber Lapismont,
danke Dir. Ja, prosaisch ist es schon. Aber mir fällt es schwer,
über die Situation in unserer Gesellschaft lyrisch zu werden...
Herzliche Grüße
Karl
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
suche Verständnis

wer arm sein will müsste natürlich
auch bereit sein zu verhungern
wir können doch nicht warten
bis uns alle überholt haben
Ich brüte über den beiden Aussagen und nichts schlüpft.

Also 1.: Das Lyri ist ein böser Manager, der dem, der nicht so wie er selbst (der Manager) reich sein will, unterstellt, er suche das Armsein, z.B. als Franziskanermönch. Und wer als Franziskanermönch leben wolle, der müsse auch bereit sein, zu verhungern. Nun ja, Fasten bis zum Tode gab es auch sonst schon, etwa bei Katharern (nur die evocati), Jainas, Hungerstreikenden usw., (weniger bei den Franziskanern, da die das als überheblich empfanden und ihr Fasten nach 40 Tagen abzubrechen pflegten, um nicht "besser sein zu wollen" als Jesus in der Wüste). Also was will das Lyri mit seinem Postulat, seinem adynaton?

Dann 2.: "wir können doch nicht usw." - wieso denn nicht? So ist doch das Leben: Wenn wir sterben, überholen uns alle Überlebenden. Oder sind die, die das wissen (und wer weiß das nicht?) nicht Teil "unserer Gesellschaft"?
Es ist immer schwierig, die Rolle eines Lyri einzunehmen, das man durch merkwürdige Aussagen (die man ihm aber selbst in den Mund legen muß - die man ihm unterstellen muß) bloßstellen will. Es droht die ganz unpoetisch-prosaische Banalität. Als ob der Autor besser sein wollte als das arme Kasperle seines verratenen Lyris.
 
Hallo Mondnein.
ja, das Lyrich begibt sich in die Rolle des vom Kapitalisten zu überzeugenden Bürger... Und sind wir nicht alle in der Gefahr, immer wieder an Wachstum (als d i e Lösung) zu glauben???
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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