Bürgerklag (Ballade)

Felix.poems

Mitglied
Der Tod daher, in seiner fürchtend’ Gestalt,

ein jeder Mann schaut ihn aschfahl an,

eine jede Frau die Tränen im Wind,

denn der Engel holt sich das hilflose Kind.



Am nächsten Morgen eine Menge Leute,

bei der Trauer des Ermordeten Sarg,

«Der Pfarrer», rief die wütende Meute,

«Gottlos, henkt ihn bei der Bürgerklag!»



«Die Frommen er stets zur Kirche zwang,

doch später er in der Kneipe trank!»

Ein Keiner der Bürger diesen Mörder verehrte,

der durch die Steuer seine Trunksucht nährte.



Gotteslästerer,

Halsabschneider,

Kneipensäufer,

Geldeintreiber.



«Kommt, richten wir den Pfaffen,

richten wir ihn noch heute!»

Sein Kopf rollt über die Strasse,

daneben jubeln die Leute.


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Der Tod daher, in seiner fürchtend’ Gestalt,

ein jeder Hund schaut ihn aschfahl an,

eine jede Katz die Tränen im Wind,

denn der Engel holt sich das verkrüppelte Kind.



Am nächsten Morgen eine Menge Leute,

bei der Trauer der ermordet Maid Sarg,

«Der Metzger», rief die wütende Meute,

«Gottlos, henkt ihn bei der Bürgerklag!»



«Das Fleisch bei ihm stets viel zu teuer,

und für Taschendieb ist er bekannt.

Bald schon wir dieses Ungeheuer,

als Mörder unserer Stadt verbrannt!»



Arbeitsverweigerer,

Tierequäler,

Intrigengestalter,

Dieb und Hehler.



«Kommt, richten wir den Metzger,

richten wir ihn noch heute!»

Sein Kopf rollt über die Strasse,

daneben jubeln die Leute.


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Der Tod daher, in seiner fürchtend’ Gestalt,

ein jeder Bauer schaut ihn aschfahl an,

eine jede Magd die Tränen im Wind,

denn der Engel holt sich das ärmste Kind.



Am nächsten Morgen eine Menge Leute,

bei der Trauer des ermordet Jungkind Sarg,

«Der Hofnarr», rief die wütende Meute,

«Gottlos, richtet ihn bei der Bürgerklag!»



«Der Hofnarr war ein lüsterner Bub,

bei jedem Mädel ins Bett er stieg.

Sein Geld brachte er in die Freudestub,

schlief mit jeder, die ihm beliebt.»



Lüsterling,

ein Dauerjammer,

Menschentöter,

Mädchenspanner.



«Kommt, richten wir den Hofnarren,

So richten wir ihn noch heute!»

Sein Kopf rollt über die Strasse,

daneben jubeln die Leute.


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Dirnen, Werker, Hungersnager,

Bauern, Reiche und Versager.

Ein jeder gerichtet, ein jeder verklagt,

bald belebt kein Mensch mehr die Stadt.



Dichter, Wechsler, Friedhofwärter,

Mägde, Weber, sogar der Gärtner.

Jeder weiss, nur gerecht es ist,

keinem bekannt, wer der Mörder ist.



Ihr lest diese Zeilen, weshalb seid Ihr noch hier?

So reitet geschwind, verschwindet noch heute.

Denn währen Ihr diese Zeilen anstiert,

schreien draussen jubelnd die Leute.

Jeder der nicht mehr zu jubeln vermag,

der wird verheizt von der Bürgerklag.

Und wieder rollt ein Kopf.



Deshalb reitet,

so reitet geschwind,

Und wieder rollt ein Kopf.

Daneben jubeln die Leute.



- Felix Scheidegger
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Felix,
herzlich willkommen in der Leselupe.
Ich wünsche Dir viel Freude am Verfassen und am Rezensieren und am Meinungsaustausch in der Leselupe.

Viele Grüße von Bernd
 

Tula

Mitglied
Hallo Felix

Willkommen auch meinerseits.
Zum ersten Werk: Phantasie hast du. An Form und Metrik bzw. sprachlichem Rhythmus musst du allerdings noch etwas feilen.
Nun hatten wir ja gerade einen Balladen- und Moritaten-Wettbewerb. Die besten 24 Werke werden unter den 'Festen Formen' nach und nach eingestellt. Als Quelle für weitere Inspiration ganz gewiss dienlich.

LG
Tula
 

Felix.poems

Mitglied
Hallo Felix

Willkommen auch meinerseits.
Zum ersten Werk: Phantasie hast du. An Form und Metrik bzw. sprachlichem Rhythmus musst du allerdings noch etwas feilen.
Nun hatten wir ja gerade einen Balladen- und Moritaten-Wettbewerb. Die besten 24 Werke werden unter den 'Festen Formen' nach und nach eingestellt. Als Quelle für weitere Inspiration ganz gewiss dienlich.

LG
Tula
Hallo Tula

Vielen Dank, tatsächlich schreibe ich noch nicht lange.
Ich hoffe, dass ich über das Forum einiges Lernen und beobachten und so meine eigenen Texte weiterentwickeln kann :).

LG
Felix
 



 
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