BULGARIA Sonntag 8. Tag

Hoermen

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Rückreise
Sonntag der 21. September 2003 05.00 Uhr

Nachdem meine Frau mich unsanft wach gerüttelt hatte, machte ich nur einen kurzen Abstecher ins Bad für das Allernötigste. Helmut und Roswitha waren auch bereits dabei ihre Koffer nach unten zu bringen. Die Rezeption war heute Morgen sogar besetzt, damit wir ordentlich auschecken konnten. Auch der mit uns zusammen angereiste Kegelclub hatte sich schon eingefunden. Viele von ihnen hatten sich anscheinend gestern noch mit Dosenbier eingedeckt und trugen prall gefüllte Plastiktaschen dabei.
Sitzmöglichkeiten gab es leider in der Lobby nicht mehr, so dass wir noch einige Minuten den Strand entlang spazierten. Gegen sechs Uhr trudelte auch unser Transferbus ein.

Die Rückfahrt verlief sehr ruhig, da die meisten sich noch im Halbschlaf befanden. Auch unser Kegelclub war nach 7 Tagen Kampftrinken wie erschossen. Das einchecken im Flughafen verlief ohne weitere Probleme. Nur die Schokokekse musste ich dann doch im Abfall entsorgen. Wenn ich einen ganzen Keks gegessen hätte, würde ich vermutlich für den Rest meines Lebens gegen einen Schokoladeekel ankämpfen müssen. Bereits nach einem Bissen verweigerte mein Körper jede weitere Nahrungsaufnahme. Das Beste an dieser Schachtel war die Aufmachung. Der Name Schoko war eine reine Farce. Auch meine Mitreisenden hätten nach kurzen Probebissen nur durch Gewaltanwendung einen ganzen Keks zu sich genommen.

So wurden wir mit leerem Magen zu unserem Flugzeug gefahren. Der Flughafenbus war wieder übervoll und ohne jede Sitzmöglichkeit. Während der kurzen Fahrt geriet eine ältere Dame in Panik. Sie suchte ihr Insulin und wühlte dabei hektisch in ihrer Handtasche. Laut jammernd warf sie sich danach über das leichte Gepäck ihres Mannes.
Als meine Frau sie mit dem Hinweis beruhigen wollte, das ihr Mann, also ich, genügend Insulin dabei hätte, glaubte ich zuerst an einen Hörfehler. Ich sah mich schon durch die Maschine laufen und jedem ein Spritzchen zum Nachtisch anbieten. Nur gut das die ältere Dame ablehnte. Sie hätte ein ganz besonderes Insulin und wäre in einer Testgruppe. Da könnte sie nicht jedes x-beliebige spritzen. Ich sah das sofort ein und war froh. Kurz vor erreichen des Flugzeugs fand sie ihr Insulin in der Jackentasche.
Ihr Mann sagte nichts dazu und schaute nur leicht genervt.

Beim Aussteigen blieben wir zuerst erschrocken stehen. Besonders Vertrauen erweckend sah die Maschine wirklich nicht aus. Uralt und leicht mit Rost überzogen stand sie in der Morgensonne. Eine steile Treppe war davor angefahren worden und die ersten Passagiere stiegen zögernd und vorsichtig hinauf.

http://www.doyoo.de Airline check Balkan Air
Ich bin erst heute aus Bulgarien zurückgekommen. Flug mit Balkanair. Ich muss sagen mich hat echt Panik beschlichen, als ich vor dem Hinflug die Maschine auf dem Rollfeld sah. Total anders, als typische Maschinen und selbst von weiten sah sie leicht alt aus.
Um einzusteigen musste ich mich mit meinen 1,70m bis in die Knie ducken um überhaupt in die Maschine zu kommen, was nicht einfach ist mit Gepäck in der Hand und hinten und vorn drängelnden Leuten.. Die Maschine wirkte wie aus dem 2. Weltkrieg, uralt ist kein Ausdruck. Zugegeben der Start war wirklich gut, es war nicht so steil wie bei unseren Maschinen, das machte es etwas angenehmer Dann ging es auch gleich los mit Getränke verteilen, das ist ja alles gut und schön, aber total schlecht, wenn man auf das WC muss. Ich musste fast 15 Minuten meine Beine wirklich zusammen kneifen, bis die Crew endlich mal den Gang frei machte, wenn jemand in dem Gang steht ist es wirklich unmöglich dort vorbei zu kommen. (Ich will mir gar nicht das Horrorszenario vorstellen was da herrscht, wenn etwas schief geht)
Aber als ich auf dem "WC" war, da wünschte ich noch auf meinem Sitz zu sitzen. Es war schlimmer als eine öffentliche Toilette in einem Park, die einmal pro Woche gereinigt wird. Alles war verkeimt, alt und lud nicht wirklich zum Benutzen ein. Es war eine echte Überwindung auf diesem WC zu sein, aber was rein muss, muss auch raus.
Apropos rein, das Essen war nahezu lachhaft! zwei Scheiben altes trockenes Brot, ein bisschen Beilage (Salat) und zwei Scheiben Wurst+ eine Käse. Als Vegetarier hatte ich es schwer, ich musste mein Brot trocken essen, weil der Käse zwischen den Wurstscheiben lag, naja bei dieser Airline scheint noch nicht bekannt zu sein, dass es tatsächlich Vegetarier gibt.
Außerdem hatte ich bei dem Gewackel in der Maschine Angst mir den kochend heißen Kaffee auf die Beine zu kippen.

Diesem Bericht ist nichts mehr hinzuzufügen. Es rundete aber unseren Horrorurlaub Bulgarien perfekt ab.

Wir überlebten aber auch diese zwei Stunden Flug. Vermutlich wegen seines Alters musste das Flugzeug im hintersten Winkel des Düsseldorferflughafens landen. Die Fahrt danach mit dem Bus zum Terminal war schier endlos.
Genauso wie der lange Marsch durch endlose Gänge des Flughafens. Unterwegs fand meine Frau noch einen Herrenlosen Kofferkuli den sie sofort in Beschlag nahm. Meinen Hinweis, dass es bei der Gepäckausgabe genügend Kofferkulis gab, quittierte sie mit dem Ausspruch:
„Was man hat, das hat man.“, und schob den Wagen die Gänge entlang.
Als wir in den Sicherheitsbereich kamen, war der Gang von den Abfluggästen mit großen Sicherheitsglasscheiben getrennt. Man konnte den Zöllnern bei ihrer Arbeit zuschauen und den Passagieren nochmals zuwinken.
Etwas ungeschickt mit dem Kofferkuli rammte meine Frau das Sicherheitsglas mit einer Kante des Wagens. Sofort erklang ein tierisches Sirenengeheul und alle Warnlampen über den Zollstationen fingen an zu blinken an.
Erschrocken ließ meine Frau den Wagen stehen und wollte zu Fuß flüchten gehen. Ich nahm sie feste bei der Hand und wir mischten uns unter die anderen Passagiere die auch zur Kofferausgabe strömten. Ich zwang sie zu einer ruhigen Gangart, als ein Trupp Grüner uns entgegen lief, in Richtung des Malheurs.
In Gedanken sah ich mich schon wie ein Terrorist: auf dem Boden liegend, unzählige Pistolen auf mich gerichtet und ein Bombenkommando unsere Koffer auseinander nehmend.
Wir erreichten trotzdem ungehindert das Kofferrondell und kamen auch ohne weiteres durch den Zoll.

Helmuts Schwiegersohn wartete dort schon auf uns. In seinem Kombiwagen fanden wir alle einschließlich Gepäck gut Platz.
Wir fuhren mit nach Bottrop, da wir erst am nächsten Tag mit dem Zug nach Hause wollten.
Helmut ist Kassierer im Bottroper Fußballclub und wir waren rechtzeitig angekommen, um das Sonntägliche Heimspiel gegen Oberhausen zu besuchen. Dank Helmut kamen wir auch ohne Karten in das Stadion. Der Himmel war zwar bedeckt aber die Luft war noch angenehm.
Roswitha besorgte uns Currywurst mit Pommes und Helmut organisierte für alle eine Flasche Bitburger. Wir nahmen Platz auf der Tribüne und waren froh alles gut überstanden zu haben.
Zum ersten Mal genoss ich ein Fußballspiel.

Ich war wieder zu Hause.
 



 
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