Cäsarenwahn

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Klaus K.

Mitglied
Cäsarenwahn

Aalglatt, wachsweich, substanzlos - eine Ansprache an die dritte Klasse von Grundschülern. Haben die Redenschreiber, die Berater versagt? Der verbliebene Rest von Bürgern, der sich diese Art von Botschaften noch antut, ist wohl eher sehr gering. Und dieser Rest redet dann aber darüber. "Enttäuschung" trifft es nicht, es ist eindeutig "Entsetzen". An den meisten Menschen geht das völlig vorbei, sie registrieren das auch nicht, es interessiert sie auch nicht. Viele wissen nicht einmal, wie der Mann heißt.
Dies ist selbst der Politik hinlänglich bekannt. Ergo wäre eine andere Art der Ansprache für den kümmerlichen verbliebenen Bodensatz, der sich dafür interessiert, der diese ehemals intakte Gesellschaft noch zusammenhält, erforderlich gewesen.

Geliefert wurde ein Armutszeugnis. "Diese Gesellschaft ist nicht gespalten!" säuselt der Protagonist, und dies gleich mehrfach.
Auf welchem Elfenbeinturm lebt der Mann? Auf eine derartige Höhe kommt man offensichtlich nur mit einem nagelneuen gepanzerten Dienstwagen, sonst nicht. Dem Steuerzahler sei Dank, die paar hunderttausend Euro dafür waren ja noch in der "Bazooka", als Reserve.

Man muß erkennbar nur genügend Dreck am Stecken haben, um es in der Politik weit zu bringen. Unaufgeklärte Tatbestände, die einen normalen Menschen ins Verderben gestürzt hätten. Sie wirken wie ein Karriere-Trampolin, schnell ist man ganz weit oben und wird dann aber vor einem Absturz von willigen Postenjägern weich abgefangen. Ein Geschäft von "Geben und Nehmen". Und wer hingegen weiter nachhaken will, wer hinterfragt, wer die Wahrheit sucht, der wird auch ohne russische Gebrauchsanweisung kaltgestellt.
Er oder sie verschwindet in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit. Wir sind ja so human, als angeblich nicht gespaltene Gesellschaft.

Und unser Cäsar? Den Lorbeerkranz muß er sich als Verkünder der Botschaft noch verdienen, die Vasallen aus den eigenen Reihen stehen zwar applaudierend bereits bereit, aber er sei gewarnt. Die Droge der Macht macht krank, verzerrt den Blick und den Verstand, vermittelt das Gefühl der Unfehlbarkeit. Die Beispiele aus der Vergangenheit sind zahlreich, werden aber überhört und totgeschwiegen, wie die aktuelle Zeitgeschichte allein des 21. Jahrhunderts eindrucksvoll belegt. Und in unserem Fall muß der Spruch "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" dringend geändert werden. Das Wort "Zauber" muß nur durch "Zweifel" ersetzt werden. Sozusagen maßgeschneidert.
Und schon macht die Ansprache von Cäsars-Miniaturausgabe plötzlich Sinn. Und dabei wurde nur ein Satz gespalten. Wahnsinn! Hermann Hesse sei Dank!

Bleibt nur zu hoffen, daß das eigene Notizbuch Licht ins Dunkel bringt. Notiert wurden die Daten der Termine und deren Dauer, sowie der allein beteiligte Gesprächspartner. Immerhin ein Vorstandsvorsitzender. Erinnert der sich auch nicht? Also doch Zauberei, und ganz plötzlich ist die klassische Gedächtnisstörung mit im Spiel! Ob im Anzug oder mit Pullover, sie wirkt immer.

"Ich kann mich nicht erinnern...", das ist eine gewaltige Aussage. Sehr wahrscheinlich wird auch die "nicht gespaltene Gesellschaft" genauso in Vergessenheit geraten. Damit da ja keine Zweifel aufkommen. Das nennt sich dann übrigens Führung. So wurde es uns zumindest verkündet. Und der Lorbeerkranz dafür wird bereits geflochten. Dafür? Für was? Und von wem wohl?
 



 
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