Cales de Betlem



Nackt im Rauschen der Sommerflut
ziehst Du den Wind schüchtern zum Kinn
Deine schönen Tiefseeaugen seufzen entblößt
als fragten sie ergeben „Wohin mit meinem Mut?
In einen Kuss“ stammele ich „Für mich

Du verneinst Dich empört in Dein Kleid aus Wind
Wild tanzt sein Sturmsaum auf dem Meerschaum
Das Salzwasser schlägt mir die Augen blind und ich blinzele
und find Dich nicht mehr, denn Du bist überall Meer
und ich bleibe zurück


und ich bebe

und ich weine vor Glück

weil ich lebe
 
G

Gelöschtes Mitglied 24777

Gast
Hallo Dionysos,

du schaffst es, einen gewissen Manierismus in unsere Zeit zu transportieren, und: ich mag das!

Beim Lesen der ersten beiden Strophen war ich geneigt, das Bild dann doch etwas überladen zu finden, aber mit dem Endreim in den letzten drei Versen hast du mich erwischt. Klasse!

und ich bebe

und ich weine vor Glück

weil ich lebe
Das mutet so banal an, aber vor dem Hintergrund der geschilderten Landschaftsszenen ist in diesen einfachen Zeilen eine ungeheure Kraft verdichtet, die ich beim Lesen regelrecht körperlich spüre.

Wieder angetan von deiner Lyrik grüßt
Frodomir
 
Hi @Frodomir

ich bin sehr glücklich für das Gedicht über Deinen Kommentar, weil mich an der gleichen Stelle es auch erwischt hatte und ich mich fragte, ob es bei dem geneigten Leser ähnlich ankommt. Nun, ich finde das Stückchen hat sich Dein großzügiges Aufmerken schon auch verdient.

Das Überladene wirst Du bei mir oft finden.

Freue mich, dass Du meine Sachen liest

compliments

Dionysos
 
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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Nee, Dionysos von Enno,

das ist dir wohl nur so durchgerutscht. Lyrik kurz vorm Absterben. Entzückend der bombastische ausländische Titel. Hättest du es im Computer gelassen, keiner würde es vermissen. Nur Frodomir, der liebt den Manierismus. Aber der ist eine Frohnatur und sieht überall Lyrik vom Feinsten, wenn es ruckelt und zuckelt. Nu ja, muss auch sein. Damit man Lyrik von Auch-Lyrik besser unterscheiden kann.

Lieben Gruß, Hanna
 
Hi @blackout Hanna (schöner Name!)

schön, dass Du vorbei geschaut hast. "Ruckeln und zuckeln" wirst Du bei mir oft finden und vermutlich gebetsmühlenartig kritisieren (sofern Du nochmal bei einem anderen Stück wiederkommst).

Was ist "lyrik kurz vorm Absterben". Da musste ich doch herzlich lachen. Habe ich so noch nicht gehört. Unser LI tut ja alles andere als Absterben: Es bezeugt doch nachgeradezu, dass es sich so freut, lebendig zu sein ?

Nunja, ich habe nicht den Anspruch "Lyriker" zu sein (was auch immer das für dich in deiner Unterscheidung zum auch-lyriker bedeutet) und dass das Stück niemand vermissen würde, wäre es nicht in die Öffentlichkeit entlassen worden, da gebe ich Dir recht.

Übrigens und nur ,weil Du es ansprichst: Der "bombastische ausländische Titel" ist der Name eines wunderschönen Strandes in der Bucht von Alcudia auf Mallorca, etwas versteckt, nicht ganz so touristisch bei Betlem (wo ich gerne viel Zeit verbringe, wie im Moment, wenn es hier zu kalt wird, um mir das ein oder andere "Gedicht" durchrutschen zu lassen). Ein absoluter Geheimtip ! Wenn Du mal in der Nähe bist, melde Dich: die Neandertaler waren auch schon da. Bei den Kelten bin ich gerade unsicher ;-)

mes compliments

Dionysos
 
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Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Dionysos von Enno,

danke für die Aufklärung des Gedichttitels. Zum Glück bin ich noch nie auf Mallorca gewesen und habe auch künftig nicht die Absicht, ich bevorzuge die Landschaft des deutschen Nordens, wenn ich reise. Ich gehöre zur Klasse der Proleten, die im Lande bleiben und versuchen, sich redlich zu nähren. Sieh mal an, so was gibt es in der Leselupe: einen, der stolz ist auf seine Wirrnisse, mit denen er angebliche Gedichte schreibt. Das war vor einigen Jahren noch ein wenig anders. Nun ja, die Zeit lässt die Geister schrumpfen. Weißt du eigentlich, dass jede Generation lt. ernstzunehmenden Recherchen ernstzunehmender echter Wissenschaftler einen Minus-IQ von 7 Prozent aufweist? In diesem Zusammenhang gestatte die Frage: Wie alt bist du? Und falls du nicht weißt, was Lyrik vorm Absterben ist, lies dein Gedicht, das erklärt alles. Nicht alles, was geschrieben steht, ist eben Lyrik.

Und was die Neandertaler angeht, da bin ich nicht zuständig. Aber Frodomir ist gegenwärtig auf dem Trip. Nachdem er die Kelten hinter sich gebracht hat, sind jetzt die Neandertaler auf meine Befürchtung hin dran, von ihm zerdichtet zu werden. Gibt es übrigens in Deutschland ein Neandertalmuseum wie in Österreich das Keltenmuseum? Dumme Frage, du stehst ja auf Mallorca. Ich meine, hier in Deutschland hätte das Museum genug Anschauungsmaterial, herauszufinden, wie die Neandertaler tickten, wenn sie Mammuts erledigten. Ich meine desgleichen, auch Neandertaler haben sich vermehrt, die sind nicht nur ausgestorben, ein paar Nachzügler wird es sicher geben. Die werden sich im Bundestag aufhalten, denn weit und breit gibt es keine Mammuts mehr zu jagen. Heute jagt man eher Delegitimierer des Staates. Zu Recht, füge ich vorsichtshalber hinzu. Man kann nie wissen.

Na, dann dichte mal weiter. Damit die Lyrik - wie du schreibst - lebendig bleibt. Du siehst, Ich kann auch großzügig.

Mit mutmachenden Grüßen, Hanna
 



 
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