Carpe Diem. - Sonett, sechshebig

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Walther

Mitglied
Carpe Diem.

Der Ruf des Milan reißt die Ruhe aus der Stille:
Sie hängt in Fetzen aus dem Blau der drögen Schwüle.
Ich selbst weiß nichts, schon gar nicht, was ich grade fühle.
Ich weiß nur eins: Bewegung ist mein letzter Wille.

Der Schrei des Falken sticht in die Zu-Matt-Gefühle,
Die sich aus einer Platte schlängeln. Eine Rille
Je Sommerhit, der gleiche Beat, das gleiche schrille
Gekreische aus der dumpfen Strandbar, und ich wühle

In mir nach einem Mittelpunkt, der das vertreibt,
Was in mir brodelt, weil ich jenen Tag nicht finde,
Der sich durch seichtes Nichtstun abends selbst entleibt

Und feuerrot im Meer versinkt. Ob Palme oder Linde:
Der Schatten soll mich fressen, dass nichts übrigbleibt.
Ich will nicht nur der Taube sein, nein, auch der Blinde.
 



 
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