Carried by the Skilled foot

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Willibald

Mitglied
Salute, Kollegen;

hier eine Momentaufnahme des lyrischen Ichs als älterer, swingender Herr

carried by the skilled foot

Älteren Herren wie mir
fällt der Kopf gern am Abend nach vorne,
Aber jetzt schrecke ich auf:
Klatschender Regen und Blitz.

Da ich nicht schlafen kann,
schlurfe ich halt zum Computer,
streichle ein wenig den Knopf,
drück ihn und bin bei mir selbst.

Freundlicher Schimmer von blauem
Opal. Und schwarze Lettern
gleiten daktylisch darüber nach rechts,
versfüßig, swingend und dunkel und sanft.

Trunken macht dieser Takt und nüchtern,
regungslos hängt das Schwarz vor dem Fenster,
galoppierender Beat, vollblütiges Schnauben,
der Burnus des Reiters bläht sich im Wind.

"Kühl ab, Kollege Kara Ben Nemsi! Wir kennen
alle den Schwindel, den rauschenden Regen
der Worte - samt viel heißer Luft.
Dudelsackbläser vom hohen Rosse."

Manch einer wird sagen: Kamel.
Aber: Sein Strecklauf, die Härte der Flanken,
die sprühenden Funken der Hufe
sind unsagbar schön in der Nacht.

w
 
Hallo Willibald,

das Gedicht gefällt mir sehr. Es liest sich gut.
Doch verrate mir bitte, was du mit "Burnus"
meinst. Da fällt mir nichst zu ein, kenne ich nicht.

Gruß
Walter
 

Willibald

Mitglied
salute walter,

burnus, ein arabischer Kapuzenmantel, gern von Beduinen und karl-may-lesern getragen.

Der an ihrer Spitze auf einem prächtigen Schimmelhengst Reitende, in einen Burnus von feuerrotem Tuch gekleidet, hieß uns willkommen und sagte, daß er gekommen sei, uns in die Stadt zu geleiten, worauf wir uns der Kavalkade anschlossen. (Quelle: Gerhard Rohlfs - Quer durch Afrika / 13. Kapitel: Reise nach Uandala (2))

Vale
w
 

Gandl

Mitglied
Funkenflug

Lieber willibald,
du Hengstreiter, du Wichtelzwerg, du weiser älterer Herr,
du Zauberer, und: du Poet.
Das war eine sehr, sehr schöne, dichte Dichterdichtung.
Es grüßt fröhlich und beschwingt
(der Abend, wo auch mir der Kopf nickt und schreckt - vielleicht - ist noch fern)
Gandl
 

Willibald

Mitglied
Die Kunst besteht darin, nicht einzuschlafen

wackerer gandl,

es macht besonderen spaß, von jemand zu hören, dass er fröhlich und beschwingt den text beim lesen durchtanzt hat, dessen erzählprosa mir schon lange als wohleingerichtet, trefflich gefüget und blendend das bewusstsein der protagonisten ausleuchtend aufgefallen ist. Jetzt aber genug mit den Partizipien.

Möge weder Staub noch Moder unsere Bemühungen verzehren.

P.S.
Das alte lyrische Ich ist noch recht jung. Und stolpert über manchen Versfuß.

P.P.S.
Goethe dagegen kränkelt. Wie niederschlagend der Gedanke, dass auch die schönste Blume in der Schöpfung Gottes dem Verwelken nicht entgehen kann.
 

Buffy

Mitglied
Hervorragend

Habe mit Hochachtung den Text gelesen.
Karl May läßt grüßen.
Scherz beiseite, dein Gedicht ist einfach lesenswert.
Es grüßt Buffy
 

Schakim

Mitglied
Hi, Willibald!


Der Burnus, windgebläht bei Nacht -
Wohl dem, der in den Bildschirm lacht!
Da wird die Luft am Monitor
heisser jetzt wie nie zuvor!
Und Funken regnen durch die Welt
des Internets, weil es gefällt!

VG
Schakim
 

Willibald

Mitglied
Hi, schakim!

Horche herüber!
Horche dem Liede,
Das da mit Harfenklang sich
aus der Fülle des Monitors gießt.

Was der schweigenden Nacht der Schimmer ist
Der da herab vom Monde
blass, doch leuchtend sich senkt,
das ist uns der opalne Glanz des Bildschirms.

Und er belebt das warme, schlagende Herz.

Jetzt aber Pathos beiseite, und Dank für Deine schöne Würdigung von "carried by the skilled food"

w
 



 
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