Arno Abendschön
Mitglied
Alle Musiker im Orchester sind noch sehr jung und unter den Cellisten ist einer von den allerjüngsten. Er zeigt, während er musiziert, was das für ihn heißt: große Anstrengung, Spielfreude und tiefe Befriedigung. Seine bewegte Mimik und die rasch wechselnde Kopfhaltung führen es vor. Dem spätromantischen Orchesterstück ist dieses grandiose Schauspiel seiner Emotionen angemessen. Man muss gesehen haben, wie er die Backen aufbläst und wieder einzieht, die Augen aufreißt und die Brauen zu erstaunlichen Höhen emporhebt, den Kopf dabei erst schüttelt, ihn kreisen und dann aufatmend in die Normalhaltung zurückgleiten lässt. Seinem Ausdruck nach scheint er tief besorgt, ob die Darbietung gelingen könne. Die schwierigen Stellen zu meistern, es überfordert ihn – nur scheinbar, tatsächlich fegt er sein Cello sehr gekonnt. Dann wieder durchzittert ihn freudvoll das Gelingen. Er sitzt dem Dirigenten zu Füßen und wird von ihm bei einsetzendem Schlussapplaus aufgefordert, sich zu erheben und die Ovation des Publikums vorab als Einzelner dankbar entgegenzunehmen. Dabei wirkt er nicht mehr romantisch schmachtend, jetzt eher bubenhaft, wie ein Sportler, der auf einem Podium die Trophäe schwenkt. Übrigens ist er hübsch, hat unter dunklem Haarschopf ein rundes Gesicht wie auf spanischen barocken Gemälden.
Der mittelblonde Fagottist schräg über ihm (wenige Jahre älter) hat kaum Gelegenheit, wohl auch nicht das Verlangen, seine Kunstausübung auf ähnliche Weise zu unterstreichen. Er muss seine Lungenkraft stark einsetzen, seinen Odem in das Mundstück strömen lassen, die Tonfolge mit dem Fingerspiel modellieren. Da ist kein Raum für andere darstellende Kunst auf diesem Gesicht. Wenn er pausieren kann, hört er angestrengt auf das Spiel einzelner Musiker in seiner Nähe. Manchmal nickt er beifällig – Hürde gut genommen – oder er schaut kurz amüsiert drein. Dieser Fagottist ist kein Mime nebenbei, er scheint wie ein solider Arbeiter und dazu sachkundiger Kritiker von Kollegen zu sein.
Das große Orchester in oberster Reihe eindrucksvoll überragend, das ist die Position des dunkelblonden Schlagwerkers (ein ganz junger Erwachsener mit kleinem Kinn- und Oberlippenbart), gleichviel ob er gerade hinter seinen Instrumenten steht oder eine Zeitlang sitzen darf. Großgewachsen und schlank ist er und kommt nur an ausgewählten Höhepunkten zum Einsatz. Es wirkt feierlich, wenn er dazu aufsteht und dann das Paarbecken mit seinen Händen erdröhnen lässt, und immer noch achtunggebietend, wenn er mit den Schlögeln zwischendurch einmal die aufgeständerte weitere Beckenscheibe kurz zu bearbeiten hat. Die meiste Zeit schaut er, im Wechsel von Stehen und Sitzen, ruhig auf das Orchester unter ihm. Sein Gesichtsausdruck – geistvoll-empfindsame Züge und warmherziger Blick - spricht für konzentriertes Zuhören. Er hat beides, den Überblick und das komplette Klangerlebnis. So ist er der Gegenpol des Dirigenten: zwar auch mitwirkend, doch vor allem aufnehmend, sich berühren lassend, reflektierend. Wer möchte nicht gern an seiner Stelle sein und eine ähnliche Rolle spielen, im Leben überhaupt …
Der mittelblonde Fagottist schräg über ihm (wenige Jahre älter) hat kaum Gelegenheit, wohl auch nicht das Verlangen, seine Kunstausübung auf ähnliche Weise zu unterstreichen. Er muss seine Lungenkraft stark einsetzen, seinen Odem in das Mundstück strömen lassen, die Tonfolge mit dem Fingerspiel modellieren. Da ist kein Raum für andere darstellende Kunst auf diesem Gesicht. Wenn er pausieren kann, hört er angestrengt auf das Spiel einzelner Musiker in seiner Nähe. Manchmal nickt er beifällig – Hürde gut genommen – oder er schaut kurz amüsiert drein. Dieser Fagottist ist kein Mime nebenbei, er scheint wie ein solider Arbeiter und dazu sachkundiger Kritiker von Kollegen zu sein.
Das große Orchester in oberster Reihe eindrucksvoll überragend, das ist die Position des dunkelblonden Schlagwerkers (ein ganz junger Erwachsener mit kleinem Kinn- und Oberlippenbart), gleichviel ob er gerade hinter seinen Instrumenten steht oder eine Zeitlang sitzen darf. Großgewachsen und schlank ist er und kommt nur an ausgewählten Höhepunkten zum Einsatz. Es wirkt feierlich, wenn er dazu aufsteht und dann das Paarbecken mit seinen Händen erdröhnen lässt, und immer noch achtunggebietend, wenn er mit den Schlögeln zwischendurch einmal die aufgeständerte weitere Beckenscheibe kurz zu bearbeiten hat. Die meiste Zeit schaut er, im Wechsel von Stehen und Sitzen, ruhig auf das Orchester unter ihm. Sein Gesichtsausdruck – geistvoll-empfindsame Züge und warmherziger Blick - spricht für konzentriertes Zuhören. Er hat beides, den Überblick und das komplette Klangerlebnis. So ist er der Gegenpol des Dirigenten: zwar auch mitwirkend, doch vor allem aufnehmend, sich berühren lassend, reflektierend. Wer möchte nicht gern an seiner Stelle sein und eine ähnliche Rolle spielen, im Leben überhaupt …