‘Checkpoint-Charly‘ und Gelassenheit an der ScheinBAR

Hagen

Mitglied
‘Checkpoint-Charly‘ und Gelassenheit an der ScheinBAR

„Nun, für heute werde ich zehn Minuten“, sagte ich als die Wunderbare Ulrike und ich wieder mal des Abends an der ScheinBAR saßen, „zur Zubereitung eines guten Cocktails für dich, liebste, goldene, Wunderbare Ulrike, widmen. – Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist ein guter Cocktail notwendig für das Leben der Seele. – Ich schlage heute den ‘Checkpoint-Charly‘ vor.“
„Ah, ja“, sprach die Wunderbare Ulrike und blätterte ein wenig in den ‘Emsland Nachrichten‘ herum, „den ‘Checkpoint-Charly‘ hatten wir lange nicht mehr. Erzähl mir bitte wie du auf solch einen seltsamen Namen für diesen Cocktail gekommen bist.“
„Bereits seit einiger Zeit“, erzählte ich, schaltete ‘Crystal Radio‘ ein und begann zwei ‘Checkpoint-Charly‘ für uns zuzubereiten, „erfreut sich mein ebenso normabweichender wie köstliche Cocktail mit dem unkonventionellen Namen ‘Checkpoint-Charly‘ großer Beliebtheit. Gemischt wird der ‘Checkpoint-Charly‘ aus Wodka, Bourbon, Pfefferminzlikör (Berliner Luft), Campari Bitter und Martini Florale, um der Maueröffnung in Berlin zu gedenken. Die am weitesten verbreitete “Urban Legend“, zu diesem Cocktail mit dem kuriosen Namen ‘Checkpoint-Charly‘ besagt, dass dieser von mir während unserer Urlaubsreise zur Zeit der Maueröffnung in Berlin ‘erfunden‘ wurde. Später stand ich während eines Barkeepercontests an der ScheinBAR vor der Herausforderung, einen erfrischenden Drink zu zaubern, der alle Komponenten der Amerikaner, Russen und letztlich Berlins beinhalten sollte. Spontan mixte ich eine delikate Kreation und nannte sie ‘Checkpoint-Charly‘. Nicht nur die Besucher der ScheinBAR waren von dem delikaten Mixgetränk begeistert, bis heute ist diese Begeisterung nicht abgebrochen und der ‘Checkpoint-Charly‘ ist schon lange kein Getränk mehr, dass man nur an der ScheinBAR genießen kann.“
Die Wunderbare Ulrike klappte die Zeitung zusammen als ich ihr einen ‘Checkpoint-Charly‘ reichte und meinte: „Dank‘ dir. – Übrigens, da ist ein Bild in der Zeitung, auf dem einer mit einem bunten Fußball spielt.“
Schluck ‘Checkpoint-Charly‘.
„Ja, das erinnert irgendwie an einen Spielball für Kinder. – Kann man sich als Fußballer eigentlich weigern, mit so einem Spielzeug zu spielen?“
Schluck ‘Checkpoint-Charly‘.
„Was?“
„Im Jahre 1970“, ließ ich meinem fundierten Halbwissen über Fußball freien Lauf, „beauftragt der Internationale Fußballverband FIFA den Sportartikelhersteller adidas mit der Belieferung mit Fußbällen für die bevorstehende Weltmeisterschaft. Der erste seiner Art, der unter dem Namen ‘Telstar‘ bekannt wurde, prägte das neue Aussehen der Spielbälle im Fußball. Der vom deutschen Hersteller entwickelte und vertriebene Ball trug der erste WM-Ball schwarze Flecken auf weißem Grund! Ursprünglich war der nach dem Satelliten Telstar benannte Spielball äußerlich an die damaligen Schwarz-weiß-Fernseher angepasst.“
Schluck ‘Checkpoint-Charly‘.
„Zwar gab es damals in allen wichtigen Fußball-Ländern schon seit einigen Jahren Farbfernseher“, fuhr ich fort, „diese waren jedoch noch sehr teuer und daher nicht sehr verbreitet. Um ihn besser erkennen zu können, sollte diese Struktur eines Fußballs bis heute noch, allein aus traditionellen Gründen, verwendet werden. – Das sollte man beibehalten und nicht mit diesem Spielzeug rumkicken! Schließlich ist Fußball ‘Sport‘ und keine Spielerei für Kinder!“
Schluck ‘Checkpoint-Charly‘.
„Darüber sollten wir“, sprach die Wunderbare Ulrike und nahm einen Schluck ‘Checkpoint-Charly‘, „in der Tat mal nachdenken! – Ich darf dich übrigens dran erinnern, dass du deine Tabletten gegen Bluthochdruck nie ordentlich aus dem Blister brichst.“
„Das ist was anderes! Ich breche die Tabletten immer so fachgemäß aus dem Blister, dass ordentliche Muster entstehen! – Übrigens habe ich vergessen, wo meine Tabletten gegen Gedächtnisschwund sind, und bei dem Stärkungsmittel kriege ich das Glas nicht auf.“
Schluck ‘Checkpoint-Charly‘.
„Ach je! – Das ist ja tragisch!“, meine die Wunderbare Ulrike.
„Eben“, sagte ich, „du weißt doch dass ich Unordnung hasse! Deshalb parke ich mein Auto parallel zu den Fugen der Pflastersteine ‘Senolo Antik‘ in der Einfahrt zu deinem Haus, sorge dafür, dass die Henkel unser Kaffeebecher im Schrank nach außen weisen, die Pärchenbecher immer zusammenstehen und die Flaschen in der ScheinBAR stets systematisch angeordnet sind!“
Schluck ‘Checkpoint-Charly‘.
„Nimm‘s doch einfach“, sprach die Wunderbare Ulrike, „mit Gelassenheit!“
„Tue ich ja auch! – Aber dass der Single- Single Cask- oder Single Barrel Malt Whisky zwischen dem Ki No Bi Kyoto Dry Gin, dem Ungava Canadian Gin, dem Boar Premium Dry Gin oder gar dem Monkey 47 Gin steht geht gar nicht!“
„Kann es sein“, sprach die Wunderbare Ulrike daraufhin, „dass sich in dir irgendwelche Manien oder Phobien breit gemacht haben?“
„Was?“
„Phobien und Manien umfassen phobische und manische Störungen“ sagte die Wunderbare Ulrike hochprofessionell und nahm einen Schluck ‘Checkpoint-Charly‘, „für die etablierte psychiatrische Fachbegriffe mit Bezug auf bestimmte Objekte oder Situationen existieren, welche ein bestimmtes Krankheitsbild genauer eingrenzen.“
„Kann ich mir nicht vorstellen! Ich fühle mich zwar ständig von einer Ente beobachtet und habe freilich leichte Anflüge von Achluophobie, aber deshalb haben wir die ScheinBAR ja auch mit Lichtern ausgestattet. – Freu‘ dich dass ich nicht unter Aphephosmophobie leide. – Und nun sollten wir den ‘Checkpoint-Charly‘ austrinken, noch etwas Billard spielen und dann gemeinsam ins Bett gehen …“
„Hauptsache du hast keine Coitophobie“, meinte die Wunderbare Ulrike augenzwinkernd.

Checkpoint-Charly
2 cl Wodka
2 cl Bourbon
1 cl Pfefferminzlikör (Berliner Luft)
2 cl Campari Bitter
8 cl Martini Florale
Auffüllen mit Tonic
Eis
Deco Cocktailkirsche

 



 
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