Chefkoch.de mit Leib und Seele

Am Anfang unserer gemeinsamen Geschichte fragte
mein zukünftiger Mann: „Kannst du kochen?“
Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:
„Brauchst du auch nicht. Kochen kann ich selbst.“



Das Einkaufen ist heutzutage eine Herausforderung. Ich bin meinem Mann unendlich dankbar, dass er diese Aufgabe größtenteils übernommen hat. Wenn ich mitkomme, bin ich für das „Das-Braucht-Kein-Mensch“ und das „Das-Kann-Nichts-Gutes-Sein“ zuständig, also für Sachen, die schmecken.

Ich bin mir schon bewusst, dass man etwas genauer lesen muss, was auf der Verpackung steht. Egal wie lange ich jung bleiben bzw. wirken möchte, traue ich mich ohne Lesebrille nicht mehr aus dem Haus. Ich gehöre langsam zu der Opfergruppe der Gesellschaft, für die das Kleingeschriebene immer kleiner gedruckt wird. Öfter möchte man auch gar nicht wissen, welche Gefahren in Produkten auf die Menschheit lauern. Informationen über Lebensmittel sollen zwar beim Einkaufen eine wichtige Orientierungshilfe sein, versetzen aber die Verbraucher eher in eine Art Depression. Nach dem Motto: Darf man überhaupt noch etwas essen, ohne unheilbar krank zu werden? Man stellt fest, dass es kein Fleisch in der Wurst und keine Milch in den Milchprodukten gibt, dass das leckere Eis voll minderwertiger Palm- oder Kokosfette ist. Man holt sich eine App zur Hilfe, die uns dem Strichcode nach über die Gefahren informiert. Totaler Wahnsinn! Hitchcock träumte von solchen Szenarien… Deshalb gilt für mich beim Einkaufen die gleiche Regel wie beim Putzen im Haus: ohne Brille sind die Fenster länger sauber und die Lebensmittel gesünder.

Uns ging es nie um das Bio-Etikett. Es ist bekannt, dass Bauern bis zu einem gewissen Grad „ungesund“ produzieren dürfen. Wir wollten auf keinen Fall die gesunde Ernährung unversucht lassen. Platz hatten wir genug. So legten wir einen großen Gemüsegarten an.

Der Enthusiasmus und die Zielstrebigkeit waren groß. Der Widerstand der höheren Gewalt - Sandboden, Nacktschnecken, Wühlmäuse, Trockenheit – waren bedeutend größer und überzeugten uns eines Tages. Wir kamen zu zwei wichtigen Erkenntnissen: Bio ist teuer und außerdem „wächst“ alles bei ALDI. Die Idee, uns gesünder zu ernähren, verwarfen wir aber nicht. Wir vertagten sie.

Eine tolle Erfindung: zwei bis drei Mal pro Woche fährt das Bäckerauto durch die Dörfer und versorgt die Dorfbewohner mit frischem Brot. Die Betonung fällt bei diesem Brot auf das Wort „frisch“. Das Brot muss schnell gegessen werden. Später schmeckt es nicht mehr so lecker. Das Bäckerhandwerk verliert leider im Wettbewerb mit der Industrialisierung, mit der schnellen und vielfältigen Versorgung. Kaum ein Bäcker schafft heutzutage die mehrtägige Teigführung mit der Sauerteigkultur. Schaffen kann man es. Das Brot wird aber dadurch „unbezahlbar“. Oder besser gesagt: die Mehrheit ist nicht bereit, den Preis zu bezahlen.

Irgendwann war es soweit. Wir waren mit dem Haus aus dem Groben raus und hatten Zeit für Hobbys. Mein Mann wollte einen Holzbackofen bauen. Auf unserem Grundstück gab es früher einen Buschbackofen. Der fiel schon längst zusammen. Wir stellten auf den Kuppelresten eine Feierabendbierbank hin. Dort haben wir im Herbst am längsten die Sonne.

Wir hörten die Erzählungen von früheren Backtagen und hatten Kopfkino: Der Buschbackofen wurde angeheizt. Das halbe Dorf durfte mit Brot, Kuchen, Fleisch und zum Schluss mit Backobst kommen. Das war wie ein schönes Dorffest – Beisammensein und Vom-Pferd-Erzählen. Ob das in der Tat so war, ist eine andere Sache. Die gute Tradition und das gute selbstgemachte Essen begeisterten uns allerdings.

Der Plan stand fest. Das (Halb-)Wissen wurde über längeren Zeitraum aus dem Internet gepumpt. Und am 5. April 2018 ging es los: das Fundament mit Stahlbewehrung, der Feldsteinsockel mit Gewölbebögen als Stauraum fürs Holz, der Backraumraum mit Glasschaumplatten als Isolierung, der Schornstein und zum Schluss die Räucherei rückseitig am Backofen. Am 28. Juli 2018 war endlich das Richtfest mit allen beteiligten Handwerkern – meinem Mann und mir als Reporterin. Mit der anschließenden Fertigstellung des Pflasters war das Projekt so gut wie vollendet. Es fehlten nur noch vorne die Ablagefläche und die Beleuchtung. Am 9. Oktober 2018 wurde das Projekt Holzbackofen abgeschlossen. Geschafft!

Wir würden unseren Backofen gegen keinen Bäcker tauschen. Auch wenn nicht jeder über Jahre durch Industrienahrung verdorbene Magen sofort mitspielt, kann uns keiner vom Gegenteil überzeugen. Unser Brot ist das Beste! Und das Fleisch, und die Wurst, und der Fisch!
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Liselotte,
ehrlich gesagt finde ich in deinem Text wenig, was mit einer Kurzgeschichte zu tun hat. Ich denke, dass er eher in die Kategorie Tagebuch passen würde.

Ich finde, du hast eine gute Erzählstimme, der Text ließt sich flüssig. Am Inhalt solltest du aber noch arbeiten. Bei dem was erzählt wird, fehlt mir der rote Faden.

Viele Grüße
lietzensee
 
Hallo Lietzensee,

vielen Dank für deinen Hinweis. Jetzt bin ich mit diesem Text bei 'Kurzgeschichten'. Kann ich irgendwie einfach zu 'Tagebuch' wechseln?

Viele Grüße,
Liselotte
 



 
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