Chemin des Dames

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Steintisch in der Dämmerung
(Gemälde von Henri Le Sidaner, 1917)

Wie war er doch so unduldsam,
als wir meine Quiche genossen,
jetzt hat man ihn am Chemin des Dames
wegen mutinerie erschossen.

Das liebe Licht, das von drinnen fällt,
o Friede, Daheimsein, wir beide,
die Schale, an seinen Platz gestellt,
zerrissene Eingeweide.

Die Flasche Wein, der Rosen Duft,
die Dämmerung senkt sich nieder,
der Arme, Zerfetzte in seiner Gruft,
wie furchtbar das alles, wie bieder.

Wie gern läg ich bei ihm im Massengrab
und schmiegte mich an den Versteiften,
gäbe ihm von meiner Wärme ab,
von den Äpfeln, die niemals reiften.

Das Bild von Le Sidaner https://www.flickr.com/photos/gandalfsgallery/30415470562 gefiel mir, aber der zündende Funke war das Entstehungsjahr 1917: Im Frühsommer dieses Jahres fanden am Chemin des Dames, nicht weit von Le Sidaners Wohnsitz Gerberoy, furchtbare Kämpfe mit astronomischen Opferzahlen vor allem auf französischer Seite statt, die zu drakonisch bestraften Meutereien unter den Soldaten führten. Ich versuchte, Le Sidaners Intimismus mit diesem Wissen zu kombinieren.
 



 
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