chorgesang

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Perry

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chorgesang

gedichte fliegen einem nicht zu wie verirrte vögel
nisten nicht ungefragt in schöngeistigen baumkronen
vielmehr musst du sie suchen vielleicht unter buchen

oder hinter hecken wo sie sich als blüte getarnt im
haar einer jungen maid verstecken zeig dieser den weg
zu großmutters haus nicht als wolf sondern galanter jäger

gedichte bleiben nicht wollen die welt bereisen mit
ihrem wohlklang die sprache preisen die uns gegeben
damit wir mit anderen gemeinsam die stimme erheben
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber Perry,

als alter Chorsänger muß ich ja, neugierig wie ich bin, unbedingt eintauchen in Dein Gedicht, in den "chorgesang".

gedichte fliegen einem nicht zu wie verirrte vögel
nisten nicht ungefragt in schöngeistigen baumkronen
vielmehr musst du sie suchen vielleicht unter buchen
Negative Aussagen zu Anfang eines Liedes bauen meistens einer Antithese vor, einem "aber". Sonst rufen sie das "aber" im Leserinnendialog hervor. Das heißt: Natürlich fliegen sie einem zu wie verirrte Vögel, nisten ungefragt in den Baumkronen des Geistes, vor allem der schöngeistigen Bildung des Bildungsbürgers, der wir alle per Schulpflicht schon sind. Und Dein "vielmehr" formuliert die erwartete Antithese, das Dritte einer Trikolon-Klimax, allerdings scherzhaft: als Schutz vor Blitzen.

oder hinter hecken wo sie sich als blüte getarnt im
haar einer jungen maid verstecken zeig dieser den weg
zu großmutters haus nicht als wolf sondern galanter jäger
Hier setzt sich das "Dritte" fort, im gleichen scherzhaften Spiel-Ton: das Gedicht als Flirt. Selbstironisches Lyri: mit Angst vor Blitzen, besorgt davor, für einen Wolf gehalten zu werden, spielt den Jäger, ist sogar ein "galanter jäger" für eine junge "maid". Die "hecke" ist der Volksliedton der Strophe.

gedichte bleiben nicht wollen die welt bereisen mit
ihrem wohlklang die sprache preisen die uns gegeben
damit wir mit anderen gemeinsam die stimme erheben
Ja, das hätte es gern, das Dichterlyri. Frommer Wunsch.
Da sind wir schon zwei.

grusz, hansz
 

Perry

Mitglied
Hallo hansz,
freut mich, dass Du dich auf das kleine Gedankenspiel eingelassen hast.
Inhaltlich soll sich der Text vom "armen Poet", der in seinem stillen Kämmerlein nach Inspiration sucht, über den um die weibliche Gunst buhlenden Minnesänger bis hin zu einem Chor von Rufern in der Wüste steigern. ;)
Danke fürs Reflektieren und LG
Manfred
 
Lieber Manfred,
ja, der Liebes- und Chorgesang. Ein rund herum gelungenes Gedicht mit vielem, das ich auch meinen Gedichten wünschen würde. Großartig.
Herzlicher Gruß
Karl
 



 
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