Christian und Franz
Große Flügeltüren wurden aufgerissen. Eilig schoben Sanitäter eine Trage vor sich her.
Wenig später lag Anja im Bett und wurde von einer freundlichen, in Weiß gekleideten Frau begrüßt.
„Ganz ruhig, es wird schon werden. Ich bin jetzt bei Ihnen. Ganz ruhig ...“, tröstete sie die Wimmernde.
„Frau Rocher, ich bin Ingrid und untersuche Sie jetzt. Danach werde ich Sie an die notwendigen Apparate anschließen.“, sprach sie weiter.
Als alle nötigen Voruntersuchungen vorbei waren, wurde Anja an die Instrumente angeschlossen. Sofort ertönten piepsende und pochende Geräusche.
Plötzlich durchschnitt ein messerscharfer Schmerz ihren Körper und raubte ihr fast die Luft zum Atmen. Verzweifelt kämpfte sie gegen die Qualen.
In ihrer Not wollte Anja schreien, ihre Hilflosigkeit hinaus brüllen und öffnete den Mund. Doch sie blieb stumm. Der Laut blieb in ihrer Kehle stecken und vermischte sich dort mit ihrem schweren Atem.
Das Piepsen verstärkte sich immer mehr und wurde zu einem schrillen Ton.
Ingrid beugte sich zu der jungen Frau hinunter, sie streichelte ihr über die Wangen und sprach: "Schön gleichmäßig atmen, alles wird gut ...".
In dem Moment klopfte es an die Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten trat ein Mann im Schlosseranzug und mit dürftig gesäuberten Händen ein. Für wenige Sekunden blieb er wie angewurzelt stehen und fixierte das Bett inmitten des Raumes. Entgeistert sah er auf die darauf liegende Frau und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Mit geschlossenen Augen lag sie zusammen gekrümmt da und biss sich auf die blutleeren Lippen. Ihre Hände umklammerten die Bettdecke. Bei ihrem Anblick wechselte seine Gesichtsfarbe von rot zu fahl und zurück.
Christian lief mit ausholenden Schritten zu ihr hin. Kopfschüttelnd stand er vor seiner Frau und strich mit zitternden Fingern über ihren Arm.
"Ich bin da ...", hauchte er. Aber Anja nahm ihn in diesem Augenblick nicht wahr.
Beinahe schien es, als würde das wütende Etwas von ihren Körper lassen. Erleichtert hob und senkte sich ihr Brustkorb und ihre verkrampften Hände öffneten sich langsam. Da umklammerte abermals eine unbarmherzige Faust ihren Körper und quetschte, drückte und zerrte an ihr. Anja öffnete ihre Augen und blickte sich hilfesuchend um. Sie sah direkt in Christinas Gesicht, als sich eine Nebelwand auf sie senkte und ihre Sinne umhüllte. Seine Augen schwebten davon. Sie entfernten sich weiter, immer weiter, bis nur noch zwei schwarze, funkelnde Punkte übrig blieben, die sie anstarrten.
Dumpf nahm sie Bewegungen um sich wahr und von Weitem hörte sie metallische Stimmen und durchdringendes Piepsen sowie gleichmäßiges Pochen.
Unvermittelt tauchte aus der Nebelwand eine Hand auf. Beruhigend wischte sie über ihre schweißnasse, kalte Stirn, strich über ihre Wange.
Anja wollte nur noch, dass diese Marter aufhören sollte. Sie wollte ...
Ihr Körper bäumte sich auf und ein Schrei entfuhr ihrer Kehle.
Bebend sank sie in die Kissen zurück und blickte mit klaren Augen um sich. Sie sah zwei vermummte Gestalten geschäftig hin und her eilen und spürte neben sich jemanden. Verwundert wand sie ihren Kopf in die Richtung und blickte in schwarze Augen, die sie traurig ansahen und aus denen Tränen kullerten. Diese Augen kannte Anja sehr gut.
„Christian, Christian bist du‘s?“, flüsterte sie.
„Ja! Ja, ich bin bei dir ...“, antwortete er.
„Warum hast du nicht aufgepasst, w a r u m ?“, rief sie.
Jäh griff eine erneute, viel heftigere Welle nach ihrem Leib und schien sie zu zerquetschen.
Gleichzeitig wurde das Piepen schriller und vermischte sich mir ihrem Jammern. Sofort eilten Ingrid und Dr. Friedrich zu ihr.
„Frau Rocher, ruhig, ganz ruhig, ich bin ja bei Ihnen, ich bin Ingrid ...“, redete sie mit leiser, aber bestimmter Stimme, „... so, dann wollen wir einmal. Es geht los ...“.
Ihre helfende Hände ergriffen Anja und unterstützten sie. Im ruhigen, aber bestimmten Ton redete sie auf die junge Frau ein und erklärte ihr, was sie tun sollte.
Anja atmete, hechelte und holte tief Luft. Wieder hechelte sie.
Schließlich sackte sie kraftlos auf ihr Lager, um sich für wenige Augenblicke zu erholen.
Abermals zog sich ihr Leib zusammen. Das Piepen verstärkte sich und das Pochen wurde schneller. Aus dem gleichmäßigen bum – bum – bum wurde ein schnelles klopf – klopf – klopf.
Anja drückte all ihre Kräfte in ihren Unterleib.
„Komm stärker, komm ...“, rief ihr Ingrid zu.
Noch einmal holte sie tief Luft und drücke, presste und schrie.
„Noch fester, noch mehr ...“, hörte sie Ingrid rufen.
Anjas Kräfte wurden weniger.
„Nicht aufgeben! Jetzt, gleich – j e t z t ...“, rief Ingrid ihr zu.
Anja holte tief Luft, kniff die Augen zu und presste, stöhnte laut und presste. Plötzlich durchdrang ein Schrei das Zimmer.
Erschöpft sank sie auf ihr Laken. Schweißgebadet lag sie da und ihre Augen füllten sich mit Flüssigkeit. Eine Träne nach der anderen kroch auf ihren Wangen entlang und verlor sich irgendwo.
Ingrid legte ihr ein kleines, lärmendes Bündel auf den Bauch. Anja umschloss es mit ihren Armen und drücke es fest an ihre Brust. Aus diesem Bündel griffen zwei winzige Händchen ängstlich und fahrig in die Luft, suchten nach einem Halt.
Es war ihr Franz, der mit einer kräftigen Stimme seinen Unmut hinaus brüllte.
Anja bestaunte ihn. Zärtlich streichelte sie über sein blutverschmiertes Köpfchen und fuhr mit dem Zeigefinger sanft an den zarten Konturen seines Gesichtchens entlang. Während sie ihn liebkoste, versiegte allmählich sein Weinen und er blickte aus zusammengekniffenen Augen in die neue Welt.
„Da bist du ja ...“, murmelte sie glücklich und eine unsagbar schöne Wärme durchströmte ihren Körper, ein noch nie erlebtes Glücksgefühl erfasste sie. Fasziniert betrachtete sie ihren Sohn und verschlang ihn fast mit den Augen.
Als sich die kleinen, weichen Lippen um ihre Brustwarze legten und ein sanftes Ziehen den Busen erfasste, schloss sie selig die Augen und drückte ihr Baby enger an sich.
Christian beugte sich über Frau und Kind. Er küsste sanft beide auf die Stirn und schmiegte behutsam seine nasse Wange an Anjas Gesicht. Ihre Tränen vereinten sich.
„Danke ...“, hauchte er immerzu in ihr Ohr und umschlang sie mit seinen Armen.
Große Flügeltüren wurden aufgerissen. Eilig schoben Sanitäter eine Trage vor sich her.
Wenig später lag Anja im Bett und wurde von einer freundlichen, in Weiß gekleideten Frau begrüßt.
„Ganz ruhig, es wird schon werden. Ich bin jetzt bei Ihnen. Ganz ruhig ...“, tröstete sie die Wimmernde.
„Frau Rocher, ich bin Ingrid und untersuche Sie jetzt. Danach werde ich Sie an die notwendigen Apparate anschließen.“, sprach sie weiter.
Als alle nötigen Voruntersuchungen vorbei waren, wurde Anja an die Instrumente angeschlossen. Sofort ertönten piepsende und pochende Geräusche.
Plötzlich durchschnitt ein messerscharfer Schmerz ihren Körper und raubte ihr fast die Luft zum Atmen. Verzweifelt kämpfte sie gegen die Qualen.
In ihrer Not wollte Anja schreien, ihre Hilflosigkeit hinaus brüllen und öffnete den Mund. Doch sie blieb stumm. Der Laut blieb in ihrer Kehle stecken und vermischte sich dort mit ihrem schweren Atem.
Das Piepsen verstärkte sich immer mehr und wurde zu einem schrillen Ton.
Ingrid beugte sich zu der jungen Frau hinunter, sie streichelte ihr über die Wangen und sprach: "Schön gleichmäßig atmen, alles wird gut ...".
In dem Moment klopfte es an die Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten trat ein Mann im Schlosseranzug und mit dürftig gesäuberten Händen ein. Für wenige Sekunden blieb er wie angewurzelt stehen und fixierte das Bett inmitten des Raumes. Entgeistert sah er auf die darauf liegende Frau und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Mit geschlossenen Augen lag sie zusammen gekrümmt da und biss sich auf die blutleeren Lippen. Ihre Hände umklammerten die Bettdecke. Bei ihrem Anblick wechselte seine Gesichtsfarbe von rot zu fahl und zurück.
Christian lief mit ausholenden Schritten zu ihr hin. Kopfschüttelnd stand er vor seiner Frau und strich mit zitternden Fingern über ihren Arm.
"Ich bin da ...", hauchte er. Aber Anja nahm ihn in diesem Augenblick nicht wahr.
Beinahe schien es, als würde das wütende Etwas von ihren Körper lassen. Erleichtert hob und senkte sich ihr Brustkorb und ihre verkrampften Hände öffneten sich langsam. Da umklammerte abermals eine unbarmherzige Faust ihren Körper und quetschte, drückte und zerrte an ihr. Anja öffnete ihre Augen und blickte sich hilfesuchend um. Sie sah direkt in Christinas Gesicht, als sich eine Nebelwand auf sie senkte und ihre Sinne umhüllte. Seine Augen schwebten davon. Sie entfernten sich weiter, immer weiter, bis nur noch zwei schwarze, funkelnde Punkte übrig blieben, die sie anstarrten.
Dumpf nahm sie Bewegungen um sich wahr und von Weitem hörte sie metallische Stimmen und durchdringendes Piepsen sowie gleichmäßiges Pochen.
Unvermittelt tauchte aus der Nebelwand eine Hand auf. Beruhigend wischte sie über ihre schweißnasse, kalte Stirn, strich über ihre Wange.
Anja wollte nur noch, dass diese Marter aufhören sollte. Sie wollte ...
Ihr Körper bäumte sich auf und ein Schrei entfuhr ihrer Kehle.
Bebend sank sie in die Kissen zurück und blickte mit klaren Augen um sich. Sie sah zwei vermummte Gestalten geschäftig hin und her eilen und spürte neben sich jemanden. Verwundert wand sie ihren Kopf in die Richtung und blickte in schwarze Augen, die sie traurig ansahen und aus denen Tränen kullerten. Diese Augen kannte Anja sehr gut.
„Christian, Christian bist du‘s?“, flüsterte sie.
„Ja! Ja, ich bin bei dir ...“, antwortete er.
„Warum hast du nicht aufgepasst, w a r u m ?“, rief sie.
Jäh griff eine erneute, viel heftigere Welle nach ihrem Leib und schien sie zu zerquetschen.
Gleichzeitig wurde das Piepen schriller und vermischte sich mir ihrem Jammern. Sofort eilten Ingrid und Dr. Friedrich zu ihr.
„Frau Rocher, ruhig, ganz ruhig, ich bin ja bei Ihnen, ich bin Ingrid ...“, redete sie mit leiser, aber bestimmter Stimme, „... so, dann wollen wir einmal. Es geht los ...“.
Ihre helfende Hände ergriffen Anja und unterstützten sie. Im ruhigen, aber bestimmten Ton redete sie auf die junge Frau ein und erklärte ihr, was sie tun sollte.
Anja atmete, hechelte und holte tief Luft. Wieder hechelte sie.
Schließlich sackte sie kraftlos auf ihr Lager, um sich für wenige Augenblicke zu erholen.
Abermals zog sich ihr Leib zusammen. Das Piepen verstärkte sich und das Pochen wurde schneller. Aus dem gleichmäßigen bum – bum – bum wurde ein schnelles klopf – klopf – klopf.
Anja drückte all ihre Kräfte in ihren Unterleib.
„Komm stärker, komm ...“, rief ihr Ingrid zu.
Noch einmal holte sie tief Luft und drücke, presste und schrie.
„Noch fester, noch mehr ...“, hörte sie Ingrid rufen.
Anjas Kräfte wurden weniger.
„Nicht aufgeben! Jetzt, gleich – j e t z t ...“, rief Ingrid ihr zu.
Anja holte tief Luft, kniff die Augen zu und presste, stöhnte laut und presste. Plötzlich durchdrang ein Schrei das Zimmer.
Erschöpft sank sie auf ihr Laken. Schweißgebadet lag sie da und ihre Augen füllten sich mit Flüssigkeit. Eine Träne nach der anderen kroch auf ihren Wangen entlang und verlor sich irgendwo.
Ingrid legte ihr ein kleines, lärmendes Bündel auf den Bauch. Anja umschloss es mit ihren Armen und drücke es fest an ihre Brust. Aus diesem Bündel griffen zwei winzige Händchen ängstlich und fahrig in die Luft, suchten nach einem Halt.
Es war ihr Franz, der mit einer kräftigen Stimme seinen Unmut hinaus brüllte.
Anja bestaunte ihn. Zärtlich streichelte sie über sein blutverschmiertes Köpfchen und fuhr mit dem Zeigefinger sanft an den zarten Konturen seines Gesichtchens entlang. Während sie ihn liebkoste, versiegte allmählich sein Weinen und er blickte aus zusammengekniffenen Augen in die neue Welt.
„Da bist du ja ...“, murmelte sie glücklich und eine unsagbar schöne Wärme durchströmte ihren Körper, ein noch nie erlebtes Glücksgefühl erfasste sie. Fasziniert betrachtete sie ihren Sohn und verschlang ihn fast mit den Augen.
Als sich die kleinen, weichen Lippen um ihre Brustwarze legten und ein sanftes Ziehen den Busen erfasste, schloss sie selig die Augen und drückte ihr Baby enger an sich.
Christian beugte sich über Frau und Kind. Er küsste sanft beide auf die Stirn und schmiegte behutsam seine nasse Wange an Anjas Gesicht. Ihre Tränen vereinten sich.
„Danke ...“, hauchte er immerzu in ihr Ohr und umschlang sie mit seinen Armen.