Seine Hände wurden an der Rednertribüne des Forum Romanum angenagelt.
Das mit dem Tiradenreim auf -icero ist ganz witzig.
Aber natürlich paßt es nicht so eng und streng auf den Meister der lateinischen Prosa. Er spiegelte sich zwar gern in seinem einen Konsulatsjahr, aber in die Ewigkeit geschrieben hat er sich mit seinen philosophischen Dialogen. Früher sah man in ihm den größten Redner der Römer, und in den Philippica gewinnt er die historische Größe, die ihn über einen bloßen Anwalt weit hinaushebt, dafür bezahlte er mit seinem Leben.
Deshalb ist es erst in den letzten Jahrzehnten wieder in den Blick gekommen, daß er offensichtlich der größte Philosoph der Römer war, nicht so ein moralinsaurer Ethiker wie die Stoiker der Kaiserzeit, die allerdings einzigartige Stilisten sind, sondern einer, der die Schulen miteinander diskutieren läßt in vieldimensionalen Gesprächen.
Das Somnium Scipionis zum Beispiel, die Weltbeschreibung, die dem mittelalterlichen Weltbild zugrundeliegt, da sie dort (Weltchroniken usw.) überhaus häufig abgeschrieben und benutzt wurde. Dort werden die Sterne als riesige Sonnen beschrieben, denen gegenüber die Erde nur eine so kleine Kugel ("globus") ist, daß Scipio (Africanus minor) sich der Kleinheit des Imperium Romanum schämt, das nur einen Punkt auf diesem Bällchen einnimmt. Und das Planetensystem ist das, was wir als Tycho Brahes System kennen: Merkur und Venus kreisen um die Sonne, die "die Herrscherin und das Ich-Bewußtsein" des Alls ist. Menschen bestehen aus der göttlich-geistigen Lichtsubstanz der Sterne (also der großen Sonnenkugeln, s.o.), sie kreisen zwischen Himmel (Milchstraße) und Erde in Reinkarnationszyklen hin und her. Ihre Aufgabe besteht darin, die Erde zu behüten.
Die Erde ist in Klimazonen geordnet, am Äquator gespiegelt, so daß es einen eisbesetzten Südpol geben muß, schreibt Cicero, und bedauert, daß man nie dorthin gelangen können wird.
Das ist nur eine kleine seiner Schriften, das Endstück des Dialogs "De re publica", die Entsprechung zu Platons Erzählung des Pamphyliers Er am Ende der "Politeia" (= Res publica).
Ich denke, es ist zu putzig, diesen Märtyrer des Republikanismus auf "Witzero" zu reimen. Zu klitzero-kleinero.
Oder ist es wahr, daß im Bereich des "Gereimten" Ernsthaftigkeit und Faktenchecks verboten sind?