colchicum

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rogathe

Mitglied
colchicum autumnale

gegen die zeit anblühen
auf high-heels zwischen blankpolierten
stolpersteinen sich
durch harte schatten schlagen

hinhören ohne knopf im ohr
dem truglicht jener displays
sich verweigern
die umsicht nachsicht einsicht dreist
eliminieren
stattdessen stracks in hass & morde
navigieren

gegen die zeit frucht tragen
trotzen mit giftigen samen
die wohldosiert lindern und heilen
in weiser erkenntnis gereicht
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
erste Eindrücke

Zwei Wege gibt es, liebe Rogathe,

den inneren Film zu diesem Gedicht zu "drehen":
a) den lateinischen Pflanzennamen (oder ist es ein Blumentier?) googeln, so daß es zum Beipackzettel zerflattert, Nebenwirkungen sowieso egal,
b) oder es ohne Guglhupferei lesen. Ich denke, dann erst zeigt sich, ob es sich frisch in die tabula rasa der "ursprünglichen Apperzeption" einschreibt und die "facultas imaginandi" zur inneren Verräumlichung und Verzeitlichung nährt.

Die heftigen Hörgeräte und Navi-"displays", so wie sie hier reflektiert werden, zeigen an, daß die Pflanze eher die metaphorische Matrix für weitere Durchsichten oder Ausschläge gibt.

Das hat die Gefahr, ins apokalyptisch-Allgemeine des Propheten zu rutschen, der schon immer recht gehabt hat, "gegen die Zeit" (ausgerechnet gegen "die Zeit"!?).
Dem steht allerdings Deine Sprachkunst entgegen, Rogathe, z.B. die "harten Schatten", und auch die medizinische Reflektion am Ende.

grusz, hansz
 

rogathe

Mitglied
Hallo Hansz,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

Die Herbstzeitlose blüht "gegen die Zeit" im Herbst und eben nicht im Frühjahr/Sommer. Ihre Früchte bildet sie ebenso "gegen die Zeit" im Frühsommer. Sie schützt sich mittels Gift.
Auf den Menschen übertragen: dem unseligen Zeitgeist entgegentreten, aber das Gift heilbringend einsetzen.

LG rogathe
 



 
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