Computer sind doof?

5,00 Stern(e) 1 Stimme
Computer sind doof?


Fakt ist, ein Computerprogramm ist nur so intelligent, wie sein Programmierer.
Aber offenbar gibt es Situationen, die diesem Gesetz zu widersprechen scheinen.

In meinem Dienstplan fehlte für heute noch eine Zuteilung. Also ging ich gestern Abend an den Computer und rief das Dienstplanprogramm auf, um zu schauen, welchen Dienst ich denn am nächsten Tag haben würde.
Dienstbeginn 14:01h: Ablösung an der Bonner Straße, Dienstende 22:57 h Einfahrt Betriebshof Ost.
Na toll, dachte ich, das ist ein mieser Dienst. Und dann fragte ich mich, ob ich um diese Zeit überhaupt noch vom Ost weg komme, um mit Bus und Bahn nach Hause zu kommen, denn schließlich musste ich noch zum Hauptbahnhof und mit der S-Bahn fahren.
Ich war schon versucht, den Disponenten anzurufen, um nachzufragen, ob er nicht noch einen anderen Dienst offen hätte, den er mir stattdessen geben könne. Aber zuerst recherchierte ich in der Fahrplanauskunft, welche Optionen ich haben würde. Und tatsächlich gab es noch die Möglichkeit, mit der Linie 75, die am Ost hält, einen Anschluss zum Bahnhof zu erreichen. Es hätte nur nicht allzu viel schiefgehen dürfen. Also sagte ich mir, okay, dann fährst du den Dienst eben. Bist dann halt erst um halb eins zuhause, aber egal.

Dem Computer schien das aber nicht egal zu sein.

Ich stand heute also ordnungsgemäß an der Bonner Straße und wollte den Kollegen ablösen. Doch da stand noch ein anderer Kollege, der mir versicherte, dass er diesen Bus ebenfalls übernehmen wolle. Okay, dachte ich, dann fahr du mal, denn er war die Reserve, die hier wohl einen ansonsten ausfallenden Kurs retten sollte.
Ich fuhr mit ihm und telefonierte währenddessen mit dem Disponenten. Der fiel aus allen Wolken, denn er hatte mich zuhause erreichen wollen, was aber nicht gelang, weil ich schon unterwegs zu meinem Dienst war. „Ich weiß auch nicht, was da passiert ist, aber du hast einen anderen Dienst bekommen, der schon vor über zwei Stunden hätte beginnen sollen“, erklärte er mir.
„Sorry, aber ich habe gestern Abend um etwa viertel vor zehn ins Dienstprogramm geschaut, und da stand dieser Dienst drin, den ich gerade antreten wollte.“
Er nannte mir den verbleibenden Rest des neuen Dienstes, den ich dann ordnungsgemäß erfüllte. War mir natürlich durchaus recht, denn so war ich drei Stunden früher zuhause.

Es ist absolut unmöglich, aber ich bin sicher, der Computer hatte meinen Unmut über diesen langen und späten Dienst registriert und das Durcheinander, das heute wegen der Änderung herrschte, verursacht. Er war es, der mir einen „schönen Dienst“ zugeteilt hatte, ohne es mir, geschweige denn, auch dem Disponenten mitzuteilen. Erst als sich der Kollege, den ich gemäß des neuen Dienstes hätte ablösen sollen, meldete, dass eben keine Ablösung da sei, fiel das ganze Dilemma auf.

Computer sind nicht doof!
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 21758

Gast
Hallo Rainer Zufall!
Eine schöne Geschichte. Vielleicht ja sogar aus dem wirklichen Leben?
Doch wie auch immer, sie gefällt mir – ob nun Realität oder doch Fiktion. Zudem ist sie in gewisser Hinsicht das passende Gegenstück zu den Ereignissen in meiner kleinen Geschichte. Fügt sich hier möglicherweise die in meiner Geschichte geplatzte Seifenblase wieder auf erfreuliche Weise zusammen?
 



 
Oben Unten