Contrazeption

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O

orlando

Gast
Lieber Herbert,
du sprichst mir aus dem Herzen. :)

Ein Vers erschließt sich mir nicht, nämlich

Contrazeption

ich spreche die sprache
nicht mehr
ist dazu zu
sagen
[blue]werden gewünscht[/blue]
eingängiges
entzieht sich
mir
fällt nur rätselhaftes
ein
anderes mal auf die stirn
zu stanzen als
ausgelutschtes
will ich verhüten
nicht das verständnis
verhindern
ist weit vom ziel
auf mich wirkt der als Fremdkörper - rhythmisch und inhaltlich. Willst du nicht lieber stattdessen eine Leerzeile setzen?

Herzliche Grüße
orlando
 

Walther

Mitglied
hi herbert,

wieder haben wir einen wutwerter unter uns, der bestimmte mißliebige autoren schlechtwertet. das gilt für dieses gelungene gedicht ebenso wie für die von dohle, lapismont, karl feldkamp und meines, hier http://www.leselupe.de/lw/titel-Die-augen-tauschen-119046.htm

ich hätte schon gewußt, was derdiesdas werter/in umtreibt. war/ist es nur die wut, das man ersiees nicht genügend würdigt? war/ist es der zorn, daß unsere "schlechte" lyrik gefallen findet?

nun denn. du hast einen bedenkenswerten text geschrieben, der mindestens eine "8" verdient hätte, aber keine "3".

lg w.
 

Duisburger

Mitglied
Immer wieder schön, wenn so etwas aus der Anonymität heraus passiert. Mutig, mutig.
Allerdings korrigiert das Bäwärtungssystem solcherlei Heckenschützen irgendwann.

Dein Werk, Herbert , mag ich. Nur das richtige Lesen ist nicht einfach. aber ich denke, dass war von dir so gewollt, um den Leser zu "zwingen", sich mit dem Text auseinander zu setzten.
Zumindest bei mir hat das funktioniert.

lg
Uwe
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Orlando,

Einrückungen kann/soll man doppelt lesen (ich hatte auch über Wiederholungszeichen |: text :| nachgedacht, dann aber die Einrückungen versucht).

Damit kann man dann lesen

"sagen werden gewünscht, eingängiges"

Dann sollte es doch passen, oder?

Danke für die Rückkopplung.



Lieber Walther,

ich bin fast überrascht, dass da eine 3 rausgesprungen ist, das ist evtl. eine Antwort auf einige Wertungen .ge. 5, die ich in jüngerer Vergangenheit vergeben habe (offen ;))....

Danke für die lobenden Worte zum Text!



Lieber Uwe,

wer das Gedicht verstehen will, wird es können, denke ich.

Danke auch Dir für das Reinlesen, Kommentieren und Werten!



Liebe Grüße

Herbert
 
O

orlando

Gast
Oh je,
da habe ich offenbar auf einem morgendlichen Sonderschlauch gelegen :D der schlüssige Sinn (!) hat sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht erschlossen. :eek::cool:
Da bleibt nur tätige Reue
orlando
 

Charmaine

Mitglied
Hallo Herbert,

Kontrazeption ist in erster Linie ein fachsprachlicher Ausdruck für Empfängnisverhütung.
Auf deinen Text bezogen wird der Ausdruck "Contra -zeption" interessant, wenn man ihn morphologisch behandelt. Sprachlich ergibt sich mir aus Rezeption abgeleitet, das Gegenteil eines Willens Text zu verstehen. Das passt gut auf deine Art zu schreiben, dein Text entzieht sich dem Wollen, zu verstehen. Vielleicht ist das ein Merkmal von Lyrik. Weiß´ man´s?

LG
Charmaine
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Charmaine,

[ 4]ausgelutschtes
will ich verhüten
nicht das verständnis
[ 4]verhindern
so steht es im Gedicht - um des Verhütens willen für Empfangende, also Leser. Lyrik ist häufig verdichtet und daher lässt sie mehrere Interpretationsmöglichkeiten offen, etwas, was mir Lyrik sehr gefällt.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Andere Dimension,

freut mich, dass Du Dich mit dem Gedicht auseinandergesetzt hast.

Danke für die positive Rückkopplung und liebe Grüße

Herbert
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Herbert H.

an diesem Text fällt ins Auge, dass du bemüht bist, der Sprache so etwas wie einen autistischen Zug zu geben, um es mal so zu nennen, in der Annahme, dass du dich auf diese Weise auf das Wesentliche der Aussage konzentrierst. Heraus kommt allerdings nur ein Zerhacken der Sprache. Was Gedanken angeht, so sind sie nicht ausgesprochen reichlich in diesem Text gesät, das Ich macht auf mich lediglich einen etwas verwirrten Eindruck. Völlig verloren geht das, was man eigentlich von einem Gedicht erwarten dürfte. Ich würde diesen Text als Experiment ansehen, wogegen nichts einzuwenden ist, aber noch nicht als gültigen Text. Dazu bedarf er meiner Ansicht nach noch zu sehr der Überarbeitung, dessen, was man das Fingerspitzengefühl des Lyrikers nennt. Es ist nicht ganz leicht, "seinen" Stil zu finden, der auch dem Leser etwas geben könnte. Denn bekanntlich schreibt man in der Mehrzahl der Fälle für einen gänzlich fremden Leser und nicht nur für sich selbst. Was mir des weiteren auffällt, ist, dass du vermutlich glaubst, mit formalen Äußerlichkeiten deinem Text den modernen Schmiss zu geben, aber eben nicht den modernen Inhalt, aus dem allein eine "neue Lyrik" entstehen könnte.

Gruß, Fettauge
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo HerberH,
ich ahne wohin die reise geht. deine formalen versuche, das umzusetzen, finde ich interessant und bedenkenswert. dennoch, evtl. zu sehr im gestern verwurzelt in dem fall, möchte ich mich fettauges grundlegenden gedanken anschließen (-nebenbei, ich versteh nicht, weshalb dieser komm, im fall hier unbedingt nachdenkenswert, ins okkulte gebeamt wurde, however ...)

mir will scheinen, deine absicht, die jederzeit respektabel, jedoch, ob die in der formalen umsetzung tatsächlich funktioniert. (es bleibt die frage: was bedeutet funktionieren?)

bitte fass das nicht als urteil auf, sondern als kritische anregung.

lg
die dohle
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Dohle,

was ist daran im Gestern verwurzelt? Das wurde in die Debatte geworfen, ohne wirklich begründet worden zu sein ...

Liebe Grüße

Herbert
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo HerbertH,
ich kann und will nur für mich sprechen. mit im gestern verwurzelt meinte ich meinen ausgangspunkt, von dem aus ich deinen text betrachtete. soll in etwa meinen, es ist nicht immer leicht, sich etwas bisher ungewohntem zu nähern. das gewohnte hängt zäh, wie eine klette am rockzipfel.

... so etwa

lg
die dohle
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Dohle,

jetzt verstehe ich besser, was Du sagen wolltest.

Dieses Gedicht ist "etwas experimentell". Für Musiker wäre es wohl leichter zu lesen in der Form

Contrazeption

ich spreche die sprache
[ 8]|: nicht mehr :|
ist dazu zu
[ 8]|: sagen :|
werden gewünscht
[ 8]|: eingängiges :|
entzieht sich
[ 8]|: mir :|
fällt nur rätselhaftes
[ 8]|: ein :|
anderes mal auf die stirn
zu stanzen als
[ 8]|: ausgelutschtes :|
will ich verhüten
nicht das verständnis
[ 8]|: verhindern :|
ist weit vom ziel
also mit Wiederholungszeichen. Aber wahrscheinlich wären damit nicht alle gut zurechtgekommen.

Liebe Grüße

Herbert
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo HerbertH,
die gezeigte form hab ich schon verstanden, trotzdem danke für deine nochmalige mühe.

hab den text noch ein paar mal gelesen. mit dem inhalt habe ich keinerlei schwierigkeit, die form allerdings finde ich sehr konstruiert und damit etwas im widerspruch zum inhalt, da leben, das du ja beschwörst, aus meiner sicht keine konstruktion im rechten winkel ist, sag ich mal so dahin.

aber: ich denk, das ist eine geschmacksfrage bzw. es hängt davon ab, wie wer leben angeht. das ist ausgesprochen verschieden. diese verschiedenheit verdient respekt.
interessant finde ich deinen ansatz allemal.

lg
die dohle
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Dohle,

interessanter Aspekt, das Leben, das Du hier liest. Ich hätte den Schwerpunkt hier im Schreibprozess gedacht - dazu passt ein komplexer Aufbau schon. Aber das ist das Schöne an der Lyrik, es gibt aufgrund der Verdichtung und der Bilder häufig eine große Bandbreite der Interpretation.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Dohle,

Ich stimme Dir zu: Einen toten Schreibprozess kann und mag ich mir auch nicht vorstellen :)

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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