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mitis

Mitglied
Doch der Gang war Schritt ins Grab
für all die nocturnen Sinne.
erstens holpert es hier rhythmisch.
zweitens zeigt es m.E., was passieren kann, wenn man dem reim alles unterordnet: doch "der gang war schritt ins grab" sagt eigentlich gar nichts aus, schon deshalb weil "der gang" nicht mit einem "schritt (ins grab)" verglichen werden kann.
der "gang" dauert länger. "ein schritt ins grab" ist ein moment. also für mich passt das gar nicht. und "für all die nocturnen Sinne" passt nicht ins metrische schema.

Denn sofort auf allen Vieren
(blindlings, denn ganz ohne Lampe)
hier steht zweimal "denn", das zweite könntest du mit "weil" ersetzen.


witzig finde ich hingegen:
Darum lass ich es im Vagen,
worin meine Füße lagen
wobei "worin" auch ein wort ist, das hier dem rhythmus untergeordnet ist.

was ich grundsätzlich sagen will: beim reimen verfällt man heute sehr oft in die gefahr, dass man formulierungen verwendet, die weit her geholt sind, nur wegen dem reim bzw. nur wegen dem rhythmus. die kunst des reimens (in ihrer strengen form) heutzutage wäre für mich eigentlich, gebräuchliche formulierungen so zu "bauen", dass auch noch rhythmisch etc. passen (mal abgesehen vom inhalt). nur so bleiben glaub ich gereimte gedichte heute interessant.
sonst klingt ja jedes gereimte gedicht wie ein abklatsch von wilhelm busch und Co. (wie viele an sich perfekt gereimte gedichte in der leselupe, und so wie auch deines, franzi) das ist nichts gegen wilhelm busch - sondern etwas gegen den "abklatsch". sprache entwickelt sich eben weiter. was vor 100 jahren aktuell war, ist es heute halt nicht mehr.

moderne lyrik bietet ja viele möglichkeiten, freirhytmisch und gelegentlich gereimt, aber auch gänzlich ungereimt, zum eigenen ausdruck zu finden. da gibt es nichts, woran man sich anhalten kann außer am eigenen empfinden als autor und an der eigenen sensibilität für worte. ein wagnis der speziellen art.
 

strolch

Mitglied
irgendwie passt das ganze gedicht nicht franzi, auch vom reim nicht, es ist sperrig.

der inhalt, naja, hier würde ich fragen"und was will die Dichterin sagen?


Ganz zunächst wurd meine Nase,
[strike]die bei Nacht auch sehr empfindlich[/strike],[blue]das ist überflüssig[/blue]
aufgeweckt durch faule Gase,
[strike]
diese war’n doch sehr verbindlich,
sagen wir mal übelriechend.
Weiter kam ich nur noch kriechend[/strike]

brauchs nicht, weil ungeschickt was erklärst, was schon in den 2 zeilen gesagt wird, der leser versteht das schon.

nur so als beispiel.

oh bin im zug und muß gleich mal wieder umsteigen

schönen sontag
brigitte
 

Franzi

Mitglied
Liebe Mitis,

vielen Dank für deine intensiven Erläuterungen. Vielleicht interpretierst du aber zuviel in meine Zeilen, die weiß Gott keinen großen lyrischen Anspruch haben (wie so viele Texte nicht unter Gereimtes), aber wie sicher auch deine vieldiskutierten Dreizeiler nicht unter Ungereimtes. Die Zeilen waren nur eine Antwort auf ein Gedicht eines anderen Forumsmitgliedes. Das Reimform nicht unbedingt zeitgenössisch ist, war auch schon bei mir angekommen. (Das Holperproblem kann ich dennoch nicht nachvollziehen, sorry).
Nach gestrigem Studium diverser Threads im Lupanum hatte ich bei deinen kritischen Anmerkungen gegenüber meinen Zeilen ganz spontan (und hier geht es ja um spontane Assoziationen) folgenden Gedanken:

"Frustrations-Aggressions-Hypothese"

Sorry, musste jetzt mal sein. Nimm mein Gedicht nicht so wichtig, ich könnts auch löschen, und keiner hätte einen Schaden davon, ich verweise dich auf deinen Thread im FL 'Ist Lyrik Geschmackssache?`', und ich glaube du bist noch dabei, dir gruppendynamisch einen Platz zu erkämpfen.

LG, Franzi

P.S. Sollten wir nicht alle unsere 'schlechten' Gedichte löschen? Was bliebe wohl übrig?
 

Franzi

Mitglied
Liebe mitis, hast du auch nicht. :)
Ich fände es nur schade, wenn die allgemeine Verreisstaktik hier immer mehr um sich greift. Man hat nicht immer das Gefühl, dass allen Mitgliedern gleichermaßen ein wohlwollendes Klima entgegengebracht wird. (haste ja auch erlebt). Es herrschen Unmengen an Vorurteilen, ohne die Personen zu kennen. Das finde ich sehr bedenklich. Es herrscht manchmal ein arrogantes bis aggressives Klima. Einiges, was hier abgeht, finde ich für Erwachsene äußerst merkwürdig.
Viele Gedichte hier auf der LL scheinen lediglich in Ermangelung eines befriedigenden (oder mehr) Sexualpartners zu entstehen (Freud lässt grüßen).
Natürlich ist schmachtende Liebe und Sehnsucht ein Motor für Gedichte, aber sie sollte nicht dazu führen, andere fertig zu machen.
Das musste jetzt mal gesagt werden.
LG, Franzi
 

Franzi

Mitglied
@strolch: ich zitiere dich:

" Gedankenfülle

Mein Kopf
Ist voll
Ideen

Ich schreibe
An vielen Texten
Gleichzeitig

Denn es
Zerreißt
Mich "

Hallo, Strolch, irgendwie passt deine ganze Kritik nicht. Denn deine letzte Einstellung eines Textes ist von Ende 2006, und nur an anderen rumnörgeln , anstatt sich selber der Kritik stellen, ist feige. Oder hat es dich schon zerrissen?
Ansonsten dennoch danke, werde schauen, ob ich etwas davon umsetze.
Gruß, Franzi
 

mitis

Mitglied
franzi:
Es herrscht manchmal ein arrogantes bis aggressives Klima. Einiges, was hier abgeht, finde ich für Erwachsene äußerst merkwürdig.
ich gebe dir recht, franzi. nicht nur, weil es mich selbst betrifft. es hängt damit zusammen, dass wir hier alle projektionsfiguren füreinander sind. wer eine andere meinung postet, ist schnell mal im eck - zumindest derer, die sich hier häufig zu wort melden.
aber macht nix. das sind so die gesetze eines internet-forums. ist ja auch interessant, das zu beobachten.
ich persönlich nehme nichts persönlich, auch wenn manche versuchen, mich persönlich zu attackieren. es gehört halt dazu.
aber ich finde es nicht richtig, wenn du die anmerkungen von strolch kritisierst (die ich als rein sachlich empfunden habe), indem du ihr vorwirfst, dass sie selbst hier schon lange nichts gepostet hat. man darf doch auch kritisieren, wenn man selbst nicht schreibt, oder?
 

Franzi

Mitglied
@mitis,

hast Recht, natürlich darf man kritisieren, wenn man nichts postet, kann ich auch nicht verbieten, ist aber natürlich schön einfach aus der sicheren Warte, keine Projektionsfläche zu bieten. Es gibt die Regelung: nicht mehr als 15 Texte pro Monat einstellen, genauso sollte es vielleicht die Regelung geben: mindestens 1 Text alle sechs Monate oder so. Es sollte doch ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein, ist halt meine Meinung. Wer nur passiv lesen will, kann ja Gast bleiben. In vielen Foren fliegen die Leute, die nichts absondern, nach einiger Zeit heraus. Ich finde es nicht ok, nur Kritik abzusondern.
Jetzt könnte ich mich noch lange ergehen über alles Mögliche hier, was solls, die Menschen sind so wie sie sind, aber Gottseidank gibt es auch immer ein paar ganz andere darunter, denen meine Sympathie entgegenfliegt, weil sie: Nicht alles so bierernst nehmen, offen und tolerant sind, Schwächen anderer akzeptieren und allen voran auch viel Humor haben. Was hab ich hier zu Hause schon viel gelacht, während ich auf der LL unterwegs war. All den Menschen, die dazu beigetragen haben, gilt mein echter Dank! Vielleicht sollte sich auch der Autor als solcher mit all seinen Ambitionen nicht so bierernst nehmen in Anbetracht all der wirklichen Probleme in der Welt. Es sei denn, er trägt durch seine Schreiberei dazu bei, diese zu ändern (oder es zumindest zu wollen).
Jo, das Wort zum Sonntag.

LG, Franzi
 

mitis

Mitglied
amen ;-)
aber du hast recht.
nachsatz:
aber man bietet auch eine projektionsfläche, wenn man NUR kritisiert - finde ich halt. weil man mit jeder kritik ja schließlich etwas über sich selbst sagt.
dem kann man sich nur entziehen durch anonyme bewertungen.
 

Franzi

Mitglied
sorry, mitis, weiblicher Widerspruch:
noch mehr Projektionsfläche bietet man m.E., wenn man auch mal etwas Ureigenes von sich preisgibt. Je größer der Umfang, desto mehr Projektionsfläche (;-)) Hä, hm , optisch gesehen ... Na, dann ist ja bei mir nicht viel zu holen. Aber dass du es dir nicht mit Strolch verderben willst, ist auch klar, dazu muss man nur einige Threads im Lupanum lesen.
Halleluja, oder noch besser OM.

Einen schönen Sonntag!
Eine mehr oder minder große oder kleine (je nach Betrachtungsweise)
Projektionsfläche
 

mitis

Mitglied
ich wills mir ja schließlich nicht mit ALLEN hier verderben ;-) - und natürlich hast du recht, es gibt große und kleine projektionsflächen. aber das hängt auch vom bedürfnis des projezierens ab. manchmal reicht schon ein einziges wort, in das man sehr viel hineingeheimnissen kann.
ebenfalls schönen sonntag noch - und nix für ungut. wir haben beide recht.
lg mitis
 

strolch

Mitglied
oh jetzt´jetzt guck ich dumm, denn

1. sind hier viele die viel mehr kommentare haben als texte.

2.man muß nicht unbedingt selbst schreiben, um zu kritisieren. viel kritiker, treten überhaupt nicht mit texten von sich auf.

3. ist das gedicht nicht gut und eigentlich wollte ich nicht bewerten und habe mich noch durchgerungen keine 1 zugeben.

4.mitis hatte es auch mit mir nicht verdorben, wenn sie anderer meinung wäre, als ich. ich gehöre zu den menschen, die eine eigne meinung haben, die sich manchmal mit anderen trifft und manchmal nicht.

5. es wäre gut wenn du statt unterstellung zu unterbreiten, mal deinen text überarbeitest.
hast du mal versucht
ihn laut zu lesen?

schönen abend
brigtte
 

Franzi

Mitglied
Ja, Strolch, habe ich, und ich bin ziemlich gut im Lesen ...
wenn du im Schreiben so produktiv wärst wie im Nörgeln, hätten wir ja einiges zu erwarten ...
Trotzdem schönen Abend,
Franzi
 

strolch

Mitglied
ob ich produktiv bin oder nicht kannst du nicht beurteilen, muß nicht alles hier reinstellen.

man muß auch mit kritik hier umgehen können, dazu ist dies forum da und nicht nur für streicheneinheiten.

cu brigitte
 

presque_rien

Mitglied
Franzi,

ich liebe deinen kranken Humor (ausschließlich positiv gemeint von mir)! Was für ein geiler Text! Bitte bloß nicht löschen, sonst bin ich traurig. Mehr dazu morgen.

Lg presque
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Ich habe die letzten Posts in den Papierkorb verschoben.
Bitte führt private Unterhaltungen per Mail oder PM.

cu
lap
 

presque_rien

Mitglied
Hi Franzi,

irgendwie ist mein positiver Kommentar ja völlig untergegangen in der Hitze des Gefechts, trotzdem, ich will meine 10 ja auch begründen. Das Gedicht ist sicherlich formal nicht perfekt, aber es hat mich tatsächlich zum Lachen gebracht, auch noch beim zweiten und dritten Lesen, das passiert mir beim Lesen eher selten! Gerade die Stellen, die strolch als überflüssig weil redundant kritisierte, finde ich besonders köstlich, und der Humor ist ja gerade im langen Um-den-heißen-Brei-Reden und dem "Offenlegen" gewöhnlicher Kausalitäten begründet. Und auch der Reim, den mitis als nicht zeitgemäß kritisierte, ist hier in Kombination mit dem ironischen Erzählstil und dem Thema köstlich. Meine Lieblingsstellen:
des Tellers leerer Inhalt
die Spinne,
die mein Auge auf sich lenkt,
weil sie von der Decke hängt.
diese war’n doch sehr verbindlich,
sagen wir mal übelriechend.
Nach Erleuchtung mittels Schalter
wenn am Kühlschrank nachts beim Gähnen
mittels Ekel nichts mehr schmeckt.
Und so lass ich es im Vagen,
worin meine Beine lagen.
Und mit der letzten Strophe in Kombination mit dem Titel schießt du auch m.E. den Vogel ab. Sehr cool.

Aber warum Walter?!?

Lg presque
 

Franzi

Mitglied
Liebe Presque,

vielen Dank für deinen netten Kommentar. Es freut und ehrt mich, wenn du über die Zeilen lachen musstest (so wie ich auch gerne über anderer Leute Humor lache); wenn nur einer sich drüber amüsiert hat, hat der Text seinen Zweck erfüllt.
Kennst du nicht den Ausspruch "Mein Gott, Walter?" Ich weiß nicht, welcher Comedian ihn geprägt hat (und ob überhaupt), aber es könnte Mike Krüger gewesen sein (irgend so ein Blödellied). Fiel mir einfach so ein.
Noch mal vielen Dank.
Liebe Grüße, Franzi
 



 
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