curación

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Mimi

Mitglied
curación

geh nicht hinaus in diese traumbedeckte nacht
an worten arm aus schmalem mund
der nähe fern die dich ersucht
im plattenpanzer pocht dein rasend herz

geh nicht hinaus in diese traumbedeckte nacht
der fragen leid und ihrer schwere
als wenn es tausend hiebe wären
und eine faust aus stein geballt an deiner brust

reiß nicht das dunkle blau der nacht entzwei
ihr klagelied bricht auf den schorf
ich küsste das salz der tränen
geh nicht hinaus in diese traumbedeckte nacht
 
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Hi Mimi,

das ganze Gedicht ist die ausgestreckte Hand einer Heilerin. Wunderbar! Ich sag es mal mit dem gleichnamigen Lied von Santana um in den Bildern des Gedichts zu bleiben: Sonnenlicht auf Wasser/ Hand in Hand am Ende einer traumbedeckten Nacht. Bravo !

compliments

Dionysos
 

revilo

Mitglied
sicherlich nicht schlecht geschrieben, aber mit ist das einfach zu viel des guten, zu dick aufgetragen.....und die letzte strophe ist einfach nur drama pur..... da musste ich schon ein wenig schmunzeln........nichtbösesein, liebste mimi........aber das ist einfach zu heftig für old revilo............lg
 

fee_reloaded

Mitglied
Hi, mimi,

der Titel deines starken, intensiven Gedichts verspricht viel Herz - und das bekommt man auch! Sehr schön!

Sicherlich eine Gratwanderung...aber das sind Texte immer, die (nicht wertend gemeint) "dick auftragen". Hier aber finde ich diese Wanderung gelungen. Auch lehnt sich ja die erste Zeile an das grandiose und gewaltige "Do not go gentle into that good night" an. Also ist "much" hier genau richtig und nicht "too much".

Lediglich beim "Salz der Tränen" ist es auch mir persönlich zu hart am Klischee. Daran ist aber wohl eher die "Abnützung" (und oftmals sehr auf Effekthascherei angelegte Verwendung) dieser Phrase schuld und nicht du, weil du diese verwendest. Das ist überhaupt etwas, das ich mich öfter mal frage: darf man solche Phrasen gar nicht mehr in Texten verwenden, ohne diesen Texten dabei zu "schaden"? Ich würde ja eigentlich sagen: nein. Solange sie gut eingesetzt sind, haben sie dort auch ihre Berechtigung. Und warum sollte man sich dann künstlich etwas anderes aus den Fingern saugen müssen?

Aber meine eigene Reaktion hier (und ich habe wirklich länger in mich hineingehört und versucht, das festzunageln) zeigt sogar mir selbst, dass ich da nicht zugunsten der Logik entscheiden kann, weil dieses "naja, zu oft gehört (und das dann leider auch zu oft in sehr kitschiger Anmutung)" sich in den Vordergrund drängt.

Das ist aber eher eine Unsicherheit, die ich als Leserin habe und nicht unbedingt eine (winzige) Schwäche deines wirklich starken Textes!

Beeindruckte liebe Grüße,
fee
 
Interessant. Für mich ist dieses ich küsste all das Salz der Tränen ein wichtiger Schlüssel zum Gedicht. Da steckt was sehr wichtiges drin, so wie ich es verstehe.

Dieser "magische Kuss" (der Nähe fern, die dich ersucht) UND das Unterlassen des Hinausgehens in die "traumbedeckte Nacht" (Gefahr: Ihr Klagelied bricht auf den Schorf), das sind für mich die essentialia negotii der in der Überschrift versprochenen Heilung. So hab ich das bisher gelesen.
 
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fee_reloaded

Mitglied
Dieser "magische Kuss" (der Nähe fern, die dich ersucht) UND das Unterlassen des Hinausgehens in die "traumbedeckte Nacht" (Gefahr: Ihr Klagelied bricht auf den Schorf), das sind für mich die essentialia negotii der in der Überschrift versprochenen Heilung. So hab ich das bisher gelesen.
Beim Kuss bin ich ja auch voll bei dir, Dio.

Klar ist der für die Heilung unerlässlich. Es geht mir nur um "das Salz der Tränen". Das würde ich mir genau so stark und originell formuliert wünschen wie den Rest von Mimis Hammer-Text.

Ich hab den Text über die letzten Tage immer wieder mal gelesen und bin immer dort kurz hängengeblieben, weil genau diese Formulierung für mich "hakt" - im Vergleich zum restlichen Text. Vielleicht ist es die Position, an der diese Phrase steht. Vielleicht das Salz als Substantiv. Oder weil die salzigen Tränen direkt nach dem starken Bild einer Schorfkruste ein wenig abflachen in der Qualität. So genau kann ich es nicht festmachen.

ich küsste all das salz der tränen
Vielleicht ist es auch "all" das Salz, das mir zuviel ist.

ich küsste das salz der tränen

würde für mich schon einen Unterschied machen. Ja...das ist es womöglich wirklich...dieses "all", das es grade einen Ticken zu stark überzeichnet und für mich damit etwas von der Authentizität des großartigen Textes schmälert. ABer es ist echt Meckern auf höchstem (!) Niveau. Das möchte ich hier nochmal betonen. Aber gerade, weil der Text so grandios ist, verdiente er es m.E. noch einmal auf mögliche Verbesserungen bzw. Wirkungs-Steigerung hin angeschaut zu werden.

LG,
fee
 

revilo

Mitglied
Hi, mimi,

der Titel deines starken, intensiven Gedichts verspricht viel Herz - und das bekommt man auch! Sehr schön!

Sicherlich eine Gratwanderung...aber das sind Texte immer, die (nicht wertend gemeint) "dick auftragen". Hier aber finde ich diese Wanderung gelungen. Auch lehnt sich ja die erste Zeile an das grandiose und gewaltige "Do not go gentle into that good night" an. Also ist "much" hier genau richtig und nicht "too much".

Lediglich beim "Salz der Tränen" ist es auch mir persönlich zu hart am Klischee. Daran ist aber wohl eher die "Abnützung" (und oftmals sehr auf Effekthascherei angelegte Verwendung) dieser Phrase schuld und nicht du, weil du diese verwendest. Das ist überhaupt etwas, das ich mich öfter mal frage: darf man solche Phrasen gar nicht mehr in Texten verwenden, ohne diesen Texten dabei zu "schaden"? Ich würde ja eigentlich sagen: nein. Solange sie gut eingesetzt sind, haben sie dort auch ihre Berechtigung. Und warum sollte man sich dann künstlich etwas anderes aus den Fingern saugen müssen?

Aber meine eigene Reaktion hier (und ich habe wirklich länger in mich hineingehört und versucht, das festzunageln) zeigt sogar mir selbst, dass ich da nicht zugunsten der Logik entscheiden kann, weil dieses "naja, zu oft gehört (und das dann leider auch zu oft in sehr kitschiger Anmutung)" sich in den Vordergrund drängt.

Das ist aber eher eine Unsicherheit, die ich als Leserin habe und nicht unbedingt eine (winzige) Schwäche deines wirklich starken Textes!

Beeindruckte liebe Grüße,
fee
nicht jeder dick aufgetragene text ist schlecht.....der hier sicherlich auch nicht.......aber wenn ich salz der tränen lese, die auch noch abgeknutscht werden........LG
 
das Salz der Tränen
jetzt, wo ich nach Deinem und Revilos Kommentar noch etwas länger darüber nachdenke, glaube ich, man bleibt auch daran hängen, weil es die einzige direkte Aussage des LI ist über sich selbst (natürlich ist auch das LD in gewissem Maße ein LI, aber das mal beiseite) und da kommt dann dieser Satz, der sich nicht aus dem Text direkt herleitet, nicht aus seinen Bildern, nicht aus dem, was wir über das LD vorher erfahren, und der daher mit einer gewissen Beliebigkeit auftaucht, so dass man als Leser fast gezwungen ist, auf einem schon Bekanntes auszuweichen und mit persönlichen Assoziationen anzufüttern. Da kommt dann halt viel "Schlager, Liebesroman und etwas Khalil Gibran" hoch.

Insofern kann ich die Kritik schon als durchaus profund nachvollziehen und gleichsam fallen mir ein paar gute Argumente zur Verteidigung ein und nur eines davon ist, dass ich persönlich das Pathetische, Überzeichnete, leidenschaftlich Ausschweifende, mit Bilderrausch Überschüttende und speziell hier die Vorstellung einer hingebungsvollen Frau/Seherin/Heilerin, die dem LD in übertragenem Sinne all das Salz aus den Tränen küsst, sprich das Schmerzhafte im Weinen für ihn tragen will, damit er sich mal so richtig aus seinem Plattenpanzer herausheulen kann - und nicht wieder in alte Muster verfällt und mit den Wölfen den Mond anheult und sich alte Wunden aufkratzt, in Lyrik sehr mag ;-)
 
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Mimi

Mitglied
Lieber Dionysos, auch Dir ein Dankeschön für Deinen Kommentar und Bewertung ...


das ganze Gedicht ist die ausgestreckte Hand einer Heilerin.
Das ist eine schöne Formulierung und trifft es inhaltlich ziemlich gut.

Interessant. Für mich ist dieses ich küsste all das Salz der Tränen ein wichtiger Schlüssel zum Gedicht. Da steckt was sehr wichtiges drin, so wie ich es verstehe.
In der Tat, lieber Dionysos, und ich wüsste nicht wie ich diese Strophe hätte anders ausdrücken können, ohne ihren Sinn, ihre Bedeutung oder Botschaft zu verfälschen ...
Es ist tatsächlich die einzige Strophe in der das LyrIch spricht ... und wie!

Danke für dein "typisch Dionysos" Nachsinnen
(das meine ich absolut positiv ...)

Gruß
Mimi
 

Mimi

Mitglied
sicherlich nicht schlecht geschrieben, aber mit ist das einfach zu viel des guten, zu dick aufgetragen.....und die letzte strophe ist einfach nur drama pur..... da musste ich schon ein wenig schmunzeln........nichtbösesein, liebste mimi........aber das ist einfach zu heftig für old revilo............lg
Aber nein, Oliver, böse bin ich Dir nicht ... warum auch?
Du weißt ja, dass ich ehrliches Feedback wesentlich mehr schätze, als Lobhudelei ...

Wir beide haben ja des Öfteren unterschiedliche Meinungen und Ansichten bezüglich Wortwahl, Sprachstil und Ähnliches.

Das ist aber völlig in Ordnung ...

Bezüglich der "letzten Strophe" ... Es ist eine Repetitio, oder wenn man das Gedicht als Lied bezeichnen will, ein Refrain ...

Gruß
Mimi
 

Mimi

Mitglied
Sicherlich eine Gratwanderung...aber das sind Texte immer, die (nicht wertend gemeint) "dick auftragen". Hier aber finde ich diese Wanderung gelungen. Auch lehnt sich ja die erste Zeile an das grandiose und gewaltige "Do not go gentle into that good night" an. Also ist "much" hier genau richtig und nicht "too much".

Lediglich beim "Salz der Tränen" ist es auch mir persönlich zu hart am Klischee. Daran ist aber wohl eher die "Abnützung" (und oftmals sehr auf Effekthascherei angelegte Verwendung) dieser Phrase schuld und nicht du, weil du diese verwendest. Das ist überhaupt etwas, das ich mich öfter mal frage: darf man solche Phrasen gar nicht mehr in Texten verwenden, ohne diesen Texten dabei zu "schaden"? Ich würde ja eigentlich sagen: nein. Solange sie gut eingesetzt sind, haben sie dort auch ihre Berechtigung. Und warum sollte man sich dann künstlich etwas anderes aus den Fingern saugen müssen?

Aber meine eigene Reaktion hier (und ich habe wirklich länger in mich hineingehört und versucht, das festzunageln) zeigt sogar mir selbst, dass ich da nicht zugunsten der Logik entscheiden kann, weil dieses "naja, zu oft gehört (und das dann leider auch zu oft in sehr kitschiger Anmutung)" sich in den Vordergrund drängt.

Das ist aber eher eine Unsicherheit, die ich als Leserin habe und nicht unbedingt eine (winzige) Schwäche deines wirklich starken Textes!

Ja, gewiss, liebe Fee, gibt es viele Dichter, die so manche Begriffe scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Vielleicht liegt es an diesem Totschlagargument "Kitsch", vor dem sich heutzutage offenbar jeder Autor fürchtet , weil man ja immer im Hinterkopf hat, dass dann ein Gedicht recht "dick aufgetragen" und "gefühlsübertönt" wirken könnte ...

Deine Gedanken hierzu sind sehr interessant und wichtig. Ich habe mich (wie etliche Dichter auch, wobei wahrscheinlich die Dichterinnen etwas mehr) häufig beim Schreiben gefragt:
Wie viel Pathos verträgt ein Gedicht, wann ist die Schwelle zu einem ästhetischen Kitsch, erreicht?
Wie objektiv lässt sich Kitsch in der Lyrik überhaupt definierten und welchen Einfluss haben kulturelle und sprachliche Aspekte/Hintergründe des Autors und des Lesers auf eine Einordnung?
Wann spricht man eher von einer Überdosierung oder von übersättigten Sprachhülsen?

Für mich ist prinzipiell erstmal wichtig, dass Form und Aussage zueinander passen und aufeinander aufgebaut sind, sozusagen miteinander harmonieren.
Die Begriffe sollten nicht aufgesetzt oder wie eine Imitation wirken, weil sie dann in der Tat Gefahr laufen, banal und ausgelutscht zu klingen.
Auch sollte die Benutzung bestimmter Begriffe nicht auf irgendeinen Affekt ausgerichtet sein, sondern sich eben der Form und der Aussage fügen.
Sinngesättigte Begriffe können nur dann eine weitere Sinngebung erfahren, wenn man sie als Autor in einen völlig anderen Kontext setzt und ihnen sozusagen eine neue inhaltliche Form gibt.

Erst kürzlich schrieb ein Mitglied der Leselupe in einer Rückantwort unter seinem Gedicht:

"Ich habe auch keine Furcht vor Kitsch ..."

Yo tampoco !..



Klar ist der für die Heilung unerlässlich. Es geht mir nur um "das Salz der Tränen". Das würde ich mir genau so stark und originell formuliert wünschen wie den Rest von Mimis Hammer-Text.

Ich hab den Text über die letzten Tage immer wieder mal gelesen und bin immer dort kurz hängengeblieben, weil genau diese Formulierung für mich "hakt" - im Vergleich zum restlichen Text. Vielleicht ist es die Position, an der diese Phrase steht. Vielleicht das Salz als Substantiv. Oder weil die salzigen Tränen direkt nach dem starken Bild einer Schorfkruste ein wenig abflachen in der Qualität. So genau kann ich es nicht festmachen.



Vielleicht ist es auch "all" das Salz, das mir zuviel ist.

ich küsste das salz der tränen
Vielen Dank für Deine Eindrücke, liebe Fee!
Deinen Vorschlag finde ich gut ... Ich werde die Strophe anpassen.
Deine Ausführungen haben mich an der Stelle überzeugt ...

Gruß
Mimi

(Sorry für mögliche Tippfehler ... hab's auf meinem Handy getippt.)
 
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