DADA ist MUSS?

DADA ist MUSS?

wortgewaltige titanen
vergrämen mir meine verse
doch lacht die sonne
vor meinem fenster
uns alle aus

ja panisch
könnte ich werden
wenn ich so denke
allein der zen an meinem fusse
hält mich davon ab

gras überwuchernd den raum meiner zeit
den weltenschrei hörend, sich windend
errankend die windungen meines hirns
folge mir, oh schönes kind
es wird auch sicher nicht weh tun

"gnade! gnade!" winselnd
liegt er nun auf den knien
doch grausam ist
das schöne weib
und klebrig spinnen
die fäden ihrer begierde
sich um den zuckenden.
"oh, wie gerne würde ich jetzt flippern gehn"
denkt er noch im augenblick
bevor er nichts mehr denken kann


CMvM 2000

Hallo Chrissie,

da ist dir ein ganz tolles Gedicht gelungen ! Weiter so !

Und alles Gute!

Birgit

Danke, Birgit!

Gerade meine 'seltsamen' Texte erschließen sich dann doch einem eher kleinen Publikum... *g*
(Dieser hier entstand in einem leider eingeschlafenen DADA-Forum.)

Liebe Grüße
Chrissie

gras überwuchernd den raum meiner zeit

darüber denk ich schon den ganzen tag nach. keine kritik, positiv, ein kleines rätsel )

umso öfter ich dieses gedicht lese umso mehr muß ich schmunzeln )

klasse!

Wenn auch Dada mich an der Nase
kitzelt
wie Chrissie,
gefällt mir das Gedicht,
das sonderbare.

Wirklich toll.

Besser als die dritte Orange
vor dem Schälen
oder die Totentrompete
des Drachen
der Pilze wachsen ließ,
die mir die Ohren verstopften.

Jeremias Tichy wäre
beeindruckt,
der Schienen klopfende.

Marc Chagall wäre beeindruckt
und die Pferde fielen ihm von Himmel

Wo ist das Forum geblieben Dada?
Wo ist Dada geblieben?

Wer schützt nun meine sich windenden Verse?
Wer windelt nun meine Verse?

Trost wird nur aus der Poetik
des Muss,
die im Dada steckt
wie in der Marmelade.

Bernd, mein Guudsder!

Ich liebe Dich!

(Du weißt, wie ich das meine...)

*ggg*
Chrissie

Hallo Bernd,

super dein Kommentar - aber wer ist bitte schön Jeremias Tichy? Stille meine Neugier,

Birgit

Jeremias Tichy ist der Vater von Ijon Tichy, einem berühmten Kosmosreisendem, dem Freund von Prof. Astral Sternu Tarantoga.
Durch einen Unfall schwer gehandicapt (eine Dampfwalze hatte die Hälfte seines Kopfes zerquetscht), saß er lange Zeit in seinem Keller und sann über die Geheimnisse der Materie nach. Er kam zu dem Ergebnis, daß diese freiwillig nie ihre Geheimnisse preisgäbe und sann nach einer Lösung.
Zwang. Seitdem klopfte er mir dem Hammer auf Eisenbahnschienen.
Ijon dagegen reiste weit im Kosmos umher, schrieb die "Sterntagebücher" (sein Ghostwriter scheint ein gewisser Lem zu sein) und rettete die Menschheit.

(Siehe auch "Der futurologische Kongress" http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=7791
in der Bücherecke.)

Die Totentrompeten entstammen dem Theaterstück "Der Drache" von Jewgeni Schwarz und die Orangen der "Liebe zu den Drei Orangen" (Lyubov k Tryom Apelsinam) von Prokowjew, Chagalls Werke aber waren in Dresden in der Gemäldegalerie ausgestellt, in einer Sonderausstellung, vor etwa 25 Jahren, sie haben mich sehr sehr beeindruckt.

Hallo Bernd, danke für die Info - SF/Phantasy ist nicht mein "Revier", zolle aber dem Polen Lem bestimmt Respekt.

Ich kann mir den zerquetschten Kopf im Keller grübelnd, schaukelnd...schon vorstellen - aber es ist mir auf diese Art zu düster, um Gefallen an einer Geschichte darüber zu finden.

Vielen Dank nochmals, ich lerne gerne.

Birgit

Da Jeremias nur ausgedacht war, wird es für ihn nicht allzu schmerzhaft gewesen sein, wie er da da saß, Dada saß, sich den Kopf zerbrach, Geheimnisse zu ergründen.

Hallo Bernd,

wer redet von Schmerz für Jeremias - ich hatte mich selbst gemeint, für die der (gedachte) Anblick nicht gerade erbauend war (wobei ich Mitleid für J. nicht unbedingt ausschließen möchte - es kommt ja auch darauf an, an welchem Nobelpreis er gerade bastelt - er wird doch auch mal Pause machen vom Schienenhauen oder?) Sollte man dem Knaben vielleicht auf die Sprünge helfen?

Ich mach mich jetzt allerdings auf den Sprung und geh mit dem Hund mich erleichtern.

Birgit

Hallo, Birgit,

der innere gedankliche Schmerz ist oft realer als der beschriebene ...

Oh, welcher Trost für den, der wahre Schmerzen erleidet !

Noch einen schönen, schmerzfreien Abend,

Birgit

dada bleibt dada
denn dada ist poesie gegen den realen unfug
dada ist besser als kaffee
zumindest als kalter
dada ist leidenschaft
dada ist kohle im gemüsebeet
und dada ist die stunde
die sich hinter der sekunde versteckt
dada ist rückentraining
und dada ist einfach
dada

liebe chrissie,
was für ein guter text.
du bist wirklich sehr vielseitig.
klasse.
lg
sanne

Hi Chrissie,
's möcht mir wohl gefallen. Aber... Ich habe mir den Spaß erlaubt, eine eigene Version zu bauen, basteln, frickeln. Ich hoffe du nimmst mir dies nicht übel. Ich konnte halt nicht anders... Inspiration, oder so ahnlich...


DASDA ist MUS?

gewaltige worttitanen
vergällen mir die ferse
doch lacht die sonne nur
vor meinem fenster
uns alle außen

pan ich, ja panisch
könnte ich werden
wenn ich so denke
nur der zen am fuße
hält mich ab

graswuchernd raumzeit,
gellend welterhörend,
eingerankt das hirnspalier
geh, folge mir, du schönes kind
es tut bestimmt nicht weh

"gnade! gnade!" winselnd
liegt er nun auf knien
doch grausam ist
das schöne weib
klebrig spinnen
fäden der begierde
sich um den zuckenden.
"wie gerne würde ich jetzt gehn"
sinnt er noch hervor
bevor er nichts mehr kann

Gruß. ziner

für ziner

bös angebooselt
nintevers
verhirngedroselt
sintebees

viel dumm gefruwelt
machternix
hirn umgestruwwelt
sintefix

Ey ziner, warum sollte ich böse sein? Bin doch keine böse Frau... *feix*

DADA heißt auch: mit Worten spielen!

Liebe Grüße
Chrissie

dada ist auferstanden
dada leselupenlebt
und die gardinenstange hält
die gedichte
die keine sind
zerfaserte
zerfranzte
friedfertige

dada ist auferstandenstandenstandendendenden

tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak tik tak

was ist schon Zeit

Liebe Chrissie,

habe Dein Gedicht heute zufällig wiedergefunden.
Selbst nach vielen Monaten: Das Gedicht erscheint mir einfach nur gut.

Viele Grüße von Bernd

Lieber Bernd,

vielen Dank und ach ja - ich lebe noch.
Bin zurzeit nur nicht in der Lupe unterwegs.
Warum? Zum einen habe ich viel Arbeit um die Ohren und keine Muße und zum anderen nutze ich die Restmuße, um einen Roman zu schreiben.
Tja, das mit den Gedichten hat nicht mehr befriedigt, Kurzgeschichten dito und aus dem geplanten Erzählband ist nun ein Romankonzept gewachsen. Es ist mir ein tiefer innerer Drang, der Vorrang vor allem anderen hat. Fast wie eine Schwangerschaft.

Nun denn, ich muss wieder malochen...

Liebe Grüße an alle, die mich noch kennen

Chrissie