Damals im Wilden Westen

In den Appalachen wachen
nachts die Irokesen.
Sehn sie nichts und hörn sie nichts,
dann ist auch nichts gewesen.

Und wenn nichts war, dann freun sie sich
und fangen an zu lachen
darüber, dass kein Bösewicht
sie zwang, ihn tot zu machen.

Doch wenn die Appalachen-Wachen
nach der Nachtschicht weinen,
dann steht so manches Bleichgesicht
nicht mehr auf seinen Beinen.

Der Weiße Mann ist anders drauf:
Nach kurzem Federlesen
belacht er jedes Mal aufs Neu
den toten Irokesen.

Gerd Geiser,

das ist gut, das.
Zeigt es doch mit flapsigen Worten einen ernsten Hintergrund auf, so dass das Lächeln über die scheinbar leichten, dennoch nicht seichten Reime steckenbleibt und zu einem Frosch im Hals wird, der ein beeindrucktes Räuspern erfordert.

Hoffentlich werde ich diesmal nicht wegen Lobhudelei ausgeblendet.

Lieben Gruß

nachtlichter

Nö, Nachtlichter,
Du bist wahrscheinlich ausgeblendet worde, damit "Besucher" denken, Meisterwerke würden auf LL nicht kommentiert. Daß sich nicht noch mehr gute Schreiber anmelden.

@Gerd
Nachtlichter hat es im Grunde schon treffed beschrieben.

Außerdem besticht das Werk auch durch Eleganz im Detail.
Allein der Übergang von der ersten Strophe zur zweiten fließt nur so dahin.

>>darüber, dass kein Bösewicht
sie zwang, ihn tot zu machen.<<
Eleganter kann man es nicht gereimt ausdrücken!

Auch so verstreute Reime wie Nachtschicht/Bleichgesicht zeugen für sich von trefflicher Wortwahl.

lg
Ara

Thanks for giving.
Nachtschicht/Bleichgesicht war mir garnicht aufgefallen.
Wanchmal sucht man stundenlang (vergeblich) nach den richtigen Worten, manchmal stellt sich automatisch was "Vernünftiges" ein ohne, dass man es merkt.
LG
GG

und

mir muss einer die 3. strophe erklären. was soll denn das bedeuten: nach kurzem Federlesen? wenn der Irokese seiner federn beraubt ist, sieht er lächerlich aus? oder was?
fragend guckt

Hallo flammarion,
zu deiner Frage:
Nicht viel Federlesens machen, ohne langes/ohne viel Federlesen meint, ein Vorhaben in Tat um zu setzen, ohne langwierigen und zeitraubenden Vorlauf, ohne Umschweife, auch im Sinne von ohne Skrupel.
Derart wurde der Irokese abgeknallt.
Ich fand diese Redensart im Zusammenhang mit Indianern aufgreifenswert.
Lieben Gruß
GG

ja,

ich kenne diese redensart, finde sie aber an der stelle völlig unpassend, weil sie den indianer lächerlich macht. so seh ich das.
lg

mensch flammarion,

einfach mal die kirche im dorf lassen. locker bleiben. wie wär´s mal mit einer lachübung. auf gehts...

ha, ha, ha.

na siehste. geht doch. mal so ganz ohne hinterfragen.
sollten die indianer es anders sehen, werden sie sich schon den skalp unserer weißhaut gerd holen. kannst also ganz beruhigt sein.

alles ist gut

otto

Moin flammarion,

ein bißchen an den Haaren herbeigezogen, das gefiederte Problem, denke ich.

Freundliche Grüße

nachtlichter

hab da was gefunden...

http://www.youtube.com/watch?v=hdtoqbike3I

in diesem sinne. lasst uns nach las vegas reiten...die sonne putzen

gruß otto

Otto. Find´ich gut.

Ich finde diesen Beitrag von Gerd Geiser hervorragend. Und außerdem typisch für ihn. Scheinbar leicht und humorvoll tänzelt uns der Text entgegen und hält uns schließlich das Messer unters Kinn. Daher hab ich's auch gelesen. Zu hören unter
http://ohrenschuetzer.podspot.de

Hoffentlich hat Gerd bald wieder mehr Zeit zum Schreiben.

Liebe Grüße,

Moin Ohrenschützer!
Guter Beitrag, in der Tat.
Hat er sicher, die Frage ist, ob hier.
Gruß W.

@Walther
Derzeit isser mitm Renovieren seines neuen Hauses beschäftigt, schrub er mir. Daneben hört man ihn immer wieder auf diversen Lesungen (zB der Anthologica in Hamburg). Vom Schreiben hat er sich derzeit zurückgezogen; bin aber sicher, dass er uns nicht davonläuft und hoffe, dass er bald wieder da ist.

Schönen Gruß,
_________________
Der Ohrenschützer

Ich lese auch. Am 12.04.2008 in Düsseldorf. Aus ASP, Stadt.Fluchten und tage-bau. Näheres: http://www.asphaltspuren.de
Gruß W.
PS.: Grüß ihn, wenn Du ihm mal wieder schrubst.

Hmm,

ich traue mich jetzt kaum, das zu schreiben, nach aller positiver Kritik. Formal finde ich den Text auch klasse, keine Frage. Aber den Inhalt finde ich etwas befremdlich... Vielleicht sollte ich auch mal Ottos Humortraining ausprobieren .

Lg presque