Damoklesschwert

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Vera-Lena

Mitglied
Damoklesschwert

Einstweilen
ausnahmslos
abzugsfähig
auch
zur Kinderbetreuung
zugelassen
ist dein liebes Leben,
es sei denn
altersbedingt
und
wegen Solotätigkeit
oder
Verstoß gegen geltendes Streikrecht
würde maßnahmlich
nach Akteneinsicht
unter großem Bedauern
eine Vorteilsentscheidung
rückgängig gemacht
auf dein liebes Leben.
Gräme dich nicht!

Die Mindereinnahme,
die du
nach angemessener Prüfung
darstellen könntest,
müsste gestrichen werden.
Ein endgültiger Bescheid
ergeht
innerhalb eines
zumutbaren Zeitraumes.
Gräme dich nicht!
 

Rakun

Mitglied
vertretbar

Liebe Vera-Lena,
so möchte ich antworten:

Psychosozial nicht
TRAGBAR,
das Gesetz
BESTIMMT,
wie es mir
GEHT.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Rakun,

das kann man unbedingt herauslesen. Man könnte auch sagen, dass es um die "Ware Mensch" geht. Ich glaube, es steckt allerlei da drin.
Danke für Deine Interpretation!

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

Dein Gedicht, es erschließt sich mir erst nach erneutem lesen,
berührt mich tief!

Das Leben auf Kindererziehung reduziert; jede Veränderung aus-
geschlossen; die eigene Entscheidungsfreiheit maßgeblich ein-
geschränkt und jeder Vorteilsfindung nicht nur aus Altersgründ-
en ausgeschlossen.

Die begonnene Veränderung eigene Wünsche nicht nur zu träum-
en, sondern zu leben wird rückgängig gemacht; der dadurch ent-
standene, entgangene Gewinn an Lebensqualität muß hingenom-
em werden; falls nicht rechtzeitig eine andere Entscheidung ergeht...

....und zum Schluß der Hinweis, darüber noch zu lächeln:

Liebe Vera-Lena; auch wenn dieser Humor ein wenig bitter klingt;
diese Bitterkeit ist hier wichtig; so denke ich: Ist dieses Werk sehr
ausdrucksstark und reicht weit über das hinaus was ich sonst lese
oder selber schreibe;)).

Gratulation zu diesem besonders wertvollen Gedicht!

Ich wünsche Dir eine gute Zeit und schicke Dir

Alles Liebe:))
Sonnenkreis
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sonnenkreis,

danke fürs Lesen, fürs Beantworten und für Deine Interperatation. Ja das, was Du schreibst, kann man hier herauslesen.

Leider hatte ich es noch viel giftiger gemeint. Satiren sind nicht unbedingt meine Stärke, das war immer die Domäne von Lumen, den ich hier einmal namentlich erwähnen möchte, und meiner Trauer Ausdruck geben möchte, dass er nun schon im Jenseits ist. Er hätte dieses Thema ganz anders in Angriff genommen und viel besser bewältigt, als ich.

Um dem Leser möglichst viel Spielraum zu lassen, habe ich nur einige Bemerkungen , wie sie in der "Amtssprache" gebräuchlich sind, aneinandergereiht.

Aber unte die Lupe genommen besagen sie Folgendes:
1.Über den Menschen, die ständig von Massenarbeitslosigkeit bedroht sind, schwebt doch oft monatelang dieses Damoklesschwert, wird es auch mich treffen?

2. Wenn der Mensch nur noch insoweit ein Recht auf Arbeit hat, dass die Arbeiter sich totarbeiten, weil sie ja nun viel mehr leisten müssen und die Firmenbosse sich gesundwirtschaften, was für ein Selbstverständnis soll er denn dann noch entwickeln? Muss er sich nicht als ein Teilchen innerhalb eines Getriebes empfinden, das keine Möglichkeit hat darauf zu pochen, dass er als ein lebendiges Wesen mit Möglichkeiten und Bedürfnissen wahr genommen wird?

3. Hier wird ihm bescheinigt, dass er eine Mindereinnahme darstellt auf dieser Erde. Er wird zur Zahl degradiert sein liebes Leben ist zu einem Experiment auf dem Reißbrett verkommen. Wie übersteht man solche Verwundungen, das ist es , was ich mich frage, ganz abgesehen davon, wenn man in der Verantwortung für seine Kinder steht.

4. All die beschönigenden Worte, die es dann gibt, um den Menschen Sand in die Augen zu streuen, "Es wird keine betriebsbedingeten Kündigungen" geben; die nichtbetreibsbedingten Kündigungen sind ja zumindest für die verbleibenden Arbeitnehmer genauso schlimm wegen der mehranfallenden Arbeitsmenge, diese Beschönigungen habe ich zusammengefasst in "Gräme dich nicht".

In Deutschland wird nach Wegen gesucht, aber für mein Gefühl nicht nach Auswegen. Es fehlen die Ideen, die wirklich zu einer Verbesserung der Situation führen könnten. Mögen sie vom Himmel fallen und einen Platz finden wenigstens in den Köpfen einiger Menschen, das ist mein sehnlichster Wunsch!

Dir ganz liebe Grüße und noch einmal danke für Deine Wahrnehmung dieses Textes!

Vera-Lena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

über diesen Text und ganz besonders auch zu Deinen
Anmerkungen bin ich sehr tief in mich gegangen.

Wie Du Dich vielleicht erinnerst habe ich einen sehr groß-
en Teil meines Lebens damit verbracht solche Dinge zu
hinterfragen, zu verstehen und in der Praxis damit umzu-
gehen. Erst gestern führte ich mehrere Gespräche in ähn-
lichem Zusammenhang die vielen Menschen wohl unver-
ständlich erscheinen würden.

Vielleicht kann ich es so umschreiben:

Es ist doch eigentlich ein Segen für uns Menschen, das
Produktionsprozesse automatisiert und rationalisiert werd-
en. Denn somit werden wir von schwerer, gesundheitsge-
fährdender Arbeit mehr und mehr befreit. Von anderen Be-
lastungen wie Monotonie, gefährlichen Stoffen etc. mal
ganz abgesehen.

Nun, und hier schließe ich mich Dir an: Was tun wir mit
diesem Segen, wie gehen wir damit um?

Ich möchte das mal weiter herunter auf die persönliche
Ebene transponieren:

Wir haben es als Tugend gelernt fleißig zu sein. Und wir
sind "wer", wenn wir viel schaffen. Dahinter verbrirgt sich
noch mehr: Wir haben Einfluß, in der Rolle als Produnktions-
faktor und Versorger/innen.

Diese Rolle wird uns nun im Laufe der Zeit immer mehr ge-
nommen. Wen wundert es da, das die Menschen anstatt
sich gemeinschaftlich um Lösungen zu bemühen, das sie
sich um die verbleibenden Möglichkeiten einem Kampf aus-
setzen. Und einer fast mörderischen Konkurrenz.

Ich kann da sicher keine Paradelösungen anbieten. Sondern
vielleicht darauf hinweisen, das die Veränderungen vor allem
in den Köpfen passieren muß. Sei es in den eigenen Wünsch-
en, den Werten, den Lebensstrategien und vor allem auch im
Miteinander. Ich denke in unseren Texten können wir ein klein
wenig dazu beitragen.

Vielleicht auch, in dem wir selber lernen "zu Sein" statt gelten
zu wollen.

Dir von Herzen;)) ganz viele

Liebe Grüße
Sonnenkreis
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sonnenkreis,

ja bei größeren Problemen kann man Lösungen wahrscheinlich nur gemeinsam finden. So wie ich es erlebe, sind die Deutschen derartig perplex, dass nichts mehr so funktioniert wie früher, dass sie mir wie erstarrt vorkommen, das sie immer rückwärts denken und meinen, sie müssten das Alte wieder herstellen. Nein, Neues muss gefunden werden, und da zählt jede Einzelbemühung, auch jede Aufrechterhaltung von Hoffnung für Alle und nicht nur für sich selbst, ist vonnöten.

Natürlich bahnt sich Neues immer nur langsam einen Weg, und deshalb ist Zuversicht unbedingt angesagt.

Aber wer jetzt persönlich betroffen ist und miterleben muss, dass seine Kinder vergleichsweise arm sind, wird schwerlich einen positiven Gedanken fassen können. So eine Kündigung von heute auf morgen ohne Hoffnung auf einen neuen Arbeitsplatz ist eine derart bittere Pille, dass man wohl wirklich zunächst wie versteinert ist.

Ich kenne die Armut und wirkliche Armut aus Zeiten, als alle nichts hatten nach 1945. Das war dann nicht weiter schmerzhaft, denn da zählte immer nur der heutige Tag und abends war man froh, wenn es wieder igendetwas zu Essen gegeben hatte. Das kann man aber mit dem, was sich heute abspielt nicht vergleichen.Die Unterschiede zwischen arm und wohlhabend sind einfach zu groß.

Ich wünsche uns allen die guten Ideen und das Denken füreinander.

Danke für Deine nochmalige Antwort!:)

Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

mit Deinem Gedicht erinnerst Du an ein Thema, das die
Arbeitsplatz-Besitzenden gerne ausblenden, die
Nicht-Arbeitsplatz-Besitzenden oft in Scham verbergen.
Dein Gedicht ist also Licht auf ein wichtiges Thema unserer
Zeit.

Umdenken lernen, sowohl einzeln als auch gemeinschaft-
lich, das ist ein Lösungsansatz.

Zuversicht bewahren und teilen, ein weiterer Ansatz.

Sich -nicht- in Befindlichkeiten vergraben, aber auch sich
nicht mehr als nötig in Traumtänzen zu verjubeln....

Zum Thema Zuversicht ein Beitrag aus eigener Erfahrung:

Als Ende der 60`er Jahre der Wohlstand in Deutschland
erblühte, da erlebte ich selber tiefe Armut. Also eine Armut
die "gegen den Strom" schwamm. Damals konnten sich die
meisten Menschen garnicht vorstellen das es sowas über-
haupt gibt.

Aber Armut ist kein Grund seinen Weg nicht zu finden. Im
Gegenteil: In der Evolution entwicklen sich die Wesen unter
größten Belastungen oft am stärksten. Hier sehe ich also
-keinen Grund-; das die Kinder unserer Zeit wegen geringer-
em Wohlstand ihren Weg nicht finden.

Ich denke, heute gestalten, heißt den Kindern dieser Zeit
Mut zur Leistungsbereitschaft mit auf ihren Weg zu geben.
Aber eben nicht um Wohlstandsmüll und Prestige zu erlang-
en, sondern um den Wert eines Lächelns, einer Begegnung
und Freude an Lebendigkeit zu erkennen.

"Gräme dich nicht"; um Dinge die unwichtig sind. Sondern
"sorge für dich in deiner Liebe zum Leben"; ergänze ich Dein
Gedicht in Gedanken.

Ich wünsche Dir einen guten Start in Deine Woche; dazu

von Herzen;))

Liebe Grüße
Sonnenkreis
 



 
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