Tim van Laan
Mitglied
Leicht gebückt betritt er den Raum und blickt sich um. Die Wände sind im Kreis um das große, runde Wasserbecken gebaut und ragen einige Meter in die Höhe bis sie weiter oben zu einer Kuppel verwachsen. Rund um das Becken führt ein Weg zu einigen Torbogen, die in regelmäßigem Abstand das Sandgestein unterbrechen. Aus einigen dringen gedämpfte Stimmen, aus manchen quillt Dampf und ganz rechts in seinem Blickfeld sind Liegen zu erkennen. Vereinzelt sitzen nackte Menschen alleine oder in Gruppen am Rande des Wasserbeckens.
Er dreht sich nach rechts und steuert auf eine Glastür zu, die von innen beschlägt. Er muss an seine Kindheit denken. An Nudeln in dem Topf mit dem glasigen Deckel. An die Vorfreude auf das Essen mit der ganzen Familie. An das Stimmengewirr und die Ofenluft in dem kleinen Haus in Südschweden, an kalte Winter und an lange Nächte. An das Haus im Nichts in dem er wohnte bis er 20 war, das so eng war und das trotzdem immer für alle genug Platz hatte. Für all seine Geschwister und seine Eltern. Dunkel erinnerte sich auch noch an Tanten und Onkel und an Freunde seiner Eltern, die am Wochenende zu Besuch kamen. Wie viel er geben würde, um diese Emotionen noch einmal zu spüren. Doch stattdessen spürte er Schmerzen.
Sein ganzer Körper tut im weh, wenn er ins Bett geht und noch mehr wenn er wieder aufsteht. Man kann es ihm ansehen. Er ist lange nicht mehr so stabil wie früher. Oft ist er in letzter Zeit gestürzt. Es sei normal in seinem Alter hat der Arzt gesagt und sowieso solle er sich glücklich schätzen, dass er noch gesund sei. Als wäre es eine Leistung keinen Krebs bekommen zu haben, denkt er verbittert, als hätte sich sein Bruder dazu entschieden.
Doch heute ist er nur ein wenig wacklig unterwegs und fühlt sich relativ sicher. So geht er langsamen Schrittes in Richtung der Tür, mit hängenden Schultern, aber glasklarem Blick. Einen Fuß nach dem Anderen zieht er aus seinen Badeschlappen und knotet langsam und mit Bedacht das Handtuch auf, das seine Hüfte bedeckt. Welch Ironie, denkt er für sich, als er diese letzte Stück Stoff vom Leib nimmt, die Tür öffnet und in den Dampf tritt.
Schlagartig beschlägt seine Brille und er kann nichts mehr sehen. Er setzt sie ab und wundert sich über seine Schusseligkeit. Noch nie hat er die Brille vergessen. In 27 Jahren hat er nicht einmal vergessen sie abzunehmen. So hält er sie nun in der Hand und läuft gemächlich zu einer Bank auf der linken Seite, die durch den Dampf erst nach und nach zu erkennen ist. Er lässt sich wie gewohnt neben dem Fenster nieder, dass eigentlich kein Fenster ist, sondern eine Lampe in der Form eine gotischen Fensters. Auf allen Seiten des Raumes ist eines angebracht. Zusammen mit der japanisch verzierten Säule in der Mitte des Raumes bilden sie die einzigen Lichtquellen. Das gelbe Licht erleuchtet den Raum geradeso, dass man sich ein wenig orientieren kann, doch der größte Teil des Raumes verschwindet im Schatten, verschwommen durch den Nebel. Die andere Wand scheint unedlich weit entfernt. Nur zwei Silhouetten kann der Mann heute erblicken. Er kann sehen wie ihnen der Schweiß vom Kinn tropft, wie der Rücken dampft und wie sich immer mal wieder ein Schweißtropfen einen Weg entlang des Schienbeins sucht und langsam gen Boden läuft. Ihm ist warm.
Er lehnt sich zurück und fühlt den heißen Marmor an seinem Rücken. Glühend scheint er sich in seine Haut zu fressen, doch mit der Zeit nimmt der Schmerz ab und es bleibt nur noch ein dumpfes Gefühl zurück. Auch bei ihm beginnen die Tropfen über die Gesichtshaut zu strömen, hin und wieder tropft einer auf den Boden und verdampft mit einem leisen Zischen. Er lehnt sich immer mehr an die Wand in seinem Rücken und hat nach eniger Zeit jegliche Spannung verloren. Er bemerkt wie auch sein Blick langsam trüber wird und nach einiger Zeit fangen die Silhouetten an zu verschwimmen. Hätte auf der anderen Seite des Raumes jetzt ein Gorilla gesessen, er hätte es nicht mehr gemerkt. Auch das Metall des Brillengestells in seiner Hand fängt langsam an zu glühen, doch er genießt diese warme Linie, die sich einmal quer durch seine Handfläche zieht. Im ganzen Körper erfüllen ihn warme Schübe, er lässt sich völlig fallen und bemerkt auch nicht, als die anderen Personen den Raum verlassen. Regungslos liegt er auf der Bank bis er schließlich einschläft und ihm mit einem dumpfen Klirren die Brille aus der Hand fällt, um kurz später auf dem Marmor zu zerscheppern.
Er dreht sich nach rechts und steuert auf eine Glastür zu, die von innen beschlägt. Er muss an seine Kindheit denken. An Nudeln in dem Topf mit dem glasigen Deckel. An die Vorfreude auf das Essen mit der ganzen Familie. An das Stimmengewirr und die Ofenluft in dem kleinen Haus in Südschweden, an kalte Winter und an lange Nächte. An das Haus im Nichts in dem er wohnte bis er 20 war, das so eng war und das trotzdem immer für alle genug Platz hatte. Für all seine Geschwister und seine Eltern. Dunkel erinnerte sich auch noch an Tanten und Onkel und an Freunde seiner Eltern, die am Wochenende zu Besuch kamen. Wie viel er geben würde, um diese Emotionen noch einmal zu spüren. Doch stattdessen spürte er Schmerzen.
Sein ganzer Körper tut im weh, wenn er ins Bett geht und noch mehr wenn er wieder aufsteht. Man kann es ihm ansehen. Er ist lange nicht mehr so stabil wie früher. Oft ist er in letzter Zeit gestürzt. Es sei normal in seinem Alter hat der Arzt gesagt und sowieso solle er sich glücklich schätzen, dass er noch gesund sei. Als wäre es eine Leistung keinen Krebs bekommen zu haben, denkt er verbittert, als hätte sich sein Bruder dazu entschieden.
Doch heute ist er nur ein wenig wacklig unterwegs und fühlt sich relativ sicher. So geht er langsamen Schrittes in Richtung der Tür, mit hängenden Schultern, aber glasklarem Blick. Einen Fuß nach dem Anderen zieht er aus seinen Badeschlappen und knotet langsam und mit Bedacht das Handtuch auf, das seine Hüfte bedeckt. Welch Ironie, denkt er für sich, als er diese letzte Stück Stoff vom Leib nimmt, die Tür öffnet und in den Dampf tritt.
Schlagartig beschlägt seine Brille und er kann nichts mehr sehen. Er setzt sie ab und wundert sich über seine Schusseligkeit. Noch nie hat er die Brille vergessen. In 27 Jahren hat er nicht einmal vergessen sie abzunehmen. So hält er sie nun in der Hand und läuft gemächlich zu einer Bank auf der linken Seite, die durch den Dampf erst nach und nach zu erkennen ist. Er lässt sich wie gewohnt neben dem Fenster nieder, dass eigentlich kein Fenster ist, sondern eine Lampe in der Form eine gotischen Fensters. Auf allen Seiten des Raumes ist eines angebracht. Zusammen mit der japanisch verzierten Säule in der Mitte des Raumes bilden sie die einzigen Lichtquellen. Das gelbe Licht erleuchtet den Raum geradeso, dass man sich ein wenig orientieren kann, doch der größte Teil des Raumes verschwindet im Schatten, verschwommen durch den Nebel. Die andere Wand scheint unedlich weit entfernt. Nur zwei Silhouetten kann der Mann heute erblicken. Er kann sehen wie ihnen der Schweiß vom Kinn tropft, wie der Rücken dampft und wie sich immer mal wieder ein Schweißtropfen einen Weg entlang des Schienbeins sucht und langsam gen Boden läuft. Ihm ist warm.
Er lehnt sich zurück und fühlt den heißen Marmor an seinem Rücken. Glühend scheint er sich in seine Haut zu fressen, doch mit der Zeit nimmt der Schmerz ab und es bleibt nur noch ein dumpfes Gefühl zurück. Auch bei ihm beginnen die Tropfen über die Gesichtshaut zu strömen, hin und wieder tropft einer auf den Boden und verdampft mit einem leisen Zischen. Er lehnt sich immer mehr an die Wand in seinem Rücken und hat nach eniger Zeit jegliche Spannung verloren. Er bemerkt wie auch sein Blick langsam trüber wird und nach einiger Zeit fangen die Silhouetten an zu verschwimmen. Hätte auf der anderen Seite des Raumes jetzt ein Gorilla gesessen, er hätte es nicht mehr gemerkt. Auch das Metall des Brillengestells in seiner Hand fängt langsam an zu glühen, doch er genießt diese warme Linie, die sich einmal quer durch seine Handfläche zieht. Im ganzen Körper erfüllen ihn warme Schübe, er lässt sich völlig fallen und bemerkt auch nicht, als die anderen Personen den Raum verlassen. Regungslos liegt er auf der Bank bis er schließlich einschläft und ihm mit einem dumpfen Klirren die Brille aus der Hand fällt, um kurz später auf dem Marmor zu zerscheppern.