Dampfplauderer (geschüttelt) (gelöscht)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein schöner Schüttelreim, und vielleicht vermehrt es sich dort gut.

Ein Vorschlag:

und hat bis hinunter zu'n Waden geschwitzt.

oder

und hat bis hinab zu den Waden geschwitzt.

Das erste ist besser für Umgangssprache, das zweite für "höhere" Weihen.
Das erste gefällt mir besser.
 
O

orlando

Gast
Hallo Lupenlesern,
mir gefällt das Teilchen - im Vergleich zu deinen anderen Schüttlereien - nicht besonders gut.
Zwar kommt der Inhalt witzig rüber, doch klingen die beiden letzten Verse überhaupt nicht, sondern wirken klanglich bemüht bis holperig.
LG, orlando
 
Hallo Lupenlesern,
mir gefällt das Teilchen - im Vergleich zu deinen anderen Schüttlereien - nicht besonders gut.
Zwar kommt der Inhalt witzig rüber, doch klingen die beiden letzten Verse überhaupt nicht, sondern wirken klanglich bemüht bis holperig.
LG, orlando
Hallo orlando

Ich bin ja wahrhaftig kein Freund von Zoten und überlasse das gern anderen, aber bei meinen Vorträgen habe ich je nach Publikum, damit schon andere Erfahrungen gemacht. Da mögen's sogar Damen deftig.

Aber die Verse sind ja gar nicht deftig gemeint. Ich wollte den Dampfplauderer karikieren, der inhaltslos daherschwätzt und neben faulen Witzen auch körperlich nur Belangloses absondert.

Hallo Bernd,

mit der Vermehrung ist es so eine Sache, was käme dabei wohl heraus? Nur weitere Dampfplauderer, und davon gibt es wahrhaft schon genug.

LG Friedhelm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Friedhelm,
vielleicht verstehe ich "Hinunter zu Waden geschwitzt" falsch, vielleicht ist es völlig korrekt. Sind Waden nicht die Teile an den Beinen?
Ist es eine Redewendung?

Bei den letzten beiden Versen denke ich, Orlando meint vorrangig die Reimstruktur.

Vergleiche:

Schwaden gewitzt
Waden geschwitzt

aber:

rum Damen sah,
Gramm Samen da.

Im südlichen Thüringer Wald könnte ich sagen:

rum Damen sah,
Trum Samen da.

(Wobei T-Konsonanten weich - unbehaucht - gesprochen werden.)
Leider geht das in Hochdeutsch nicht.

Doch als er im Dampf um sich rum Damen sah,
da ließ er vor Schreck ein paar Trum Samen da.
 
Hallo Bernd,

«hinunter zu Waden oder zu den Waden»:

Ich hab damit kein Problem, auch wenn es dir grammatisch etwas unkorrekt vorkommt. Dies entspricht einer in Schüttelkreisen gebräuchlichen Verkürzung, die auf bestimmte oder unbestimmte Artikel verzichtet, wie ich an Beispielen bekannter Schüttelreimer erläutern könnte. Gern über PN, ich will hier nicht zitieren, schau mal bei Lachmalwieder, da wirst du auch fündig.

Zur Reimstruktur:

Ich verstehe den Hinweis auf die Reimstruktur nicht, schütteltechnisch sind alle Reime sauber geschüttelt:

Schwaden gewitzt,
Waden geschwitzt.
Damen sah,
Samen da.

Ein Trum braucht es doch dazu gar nicht.

LG Friedhelm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schütteltechnisch sind beide korrekt geschüttelt.
Reimtechnisch besteht das Problem,
Er plaudert im Dampfbad voll Schwaden gewitzt
und hat bis hinunter zu Waden geschwitzt.
Hier passt alles.


In den ersten Versen sind nun zwei Betonungen für den Reim vorgegeben.

Hier haben wir jetzt einen Sonderfall. Durch die Vorgaben erhalten wir
Doch als er im Dampf um sich rum Damen sah,
da ließ er vor Schreck ein paar Gramm Samen da.
Das geht natürlich nicht und ist auch nicht so vorgesehen.

Der Reim erfordert:

Doch als er im Dampf um sich rum Damen sah,
da ließ er vor Schreck ein paar Gramm Samen da.
Das ist auch möglich. Es ergibt sich aber, weil wir eine Betonung benötigen:

Doch als er im Dampf um sich rum -- Damen sah,
da ließ er vor Schreck ein paar Gramm -- Samen da.
Damit ist das rhythmische Problem gelöst. (Die Betonungen am Anfang gebe ich nicht an.)
Solche Betonungswechsel sind nicht falsch, sondern machen Gedichte interessanter.

Dieses war die Grundlage für meinen Vorschlag.
Jetzt "prallen" zwei betonte Silben aufeinander. Das schwächt aber den Reim. Mein Vorschlag zielte nicht aufs "Schütteln" sondern auf eine Klangverstärkung.

Die andere Seite ist, dass Du es nach Überdenken im Originalzustand lassen kannst.
Wenn eine solche Änderung nicht völlig sitzt, ist es nur eine Verschlimmbesserung.

Auch behandelt meine Interpretation nicht Deine Betonung, ebensowenig wie lokale Aspekte.

Ich denke, es ist ein sehr guter Schüttelreim mit schöner Pointe. Jedoch habe ich auch Orlandos Betrachtung überdacht.

Mein Vorschlag betraf also nicht den Schütterleim, sondern die Klangstruktur.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS: Ich habe es nochmal probiert. Wenn man die Pauusen in den letzten beiden Versen vor den Reimen geügend lang macht, was zugleich die Spannung erhöht, funktioniert es, wie es ist.
Vielleicht gibt es noch weitere Möglichkeiten.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ähhh Bernd, das funktioniert für mich auch völlig ohne Kunstgriffe, weil ein etwas längeres, offenes "a" wie in Samen und Damen ohnehin eine starke Betonung mit sich bringt (a = der lauteste Laut!). ;)

Ich fürchte, Du hast Dich da etwas vergaloppiert. Passiert. :)

Gruss

Jürgen
 
O

orlando

Gast
Menno: Es gibt doch trotzdem im 2. Part zu viele Silben, die sich eben nicht verschweigen oder schön lesen lassen. Selbst nicht von Sachsen oder Hessen.
LG, orlando
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Er plaudert im Dampfbad voll Schwaden gewitzt
und hat bis hinunter zu Waden geschwitzt.
Doch als er im Dampf heisse Damen sah,
da ließ er vor Schreck etwas Samen da.

Zufrieden, Heidrun?
 
Menno: Es gibt doch trotzdem im 2. Part zu viele Silben, die sich eben nicht verschweigen oder schön lesen lassen. Selbst nicht von Sachsen oder Hessen.
LG, orlando
Doch, von mir. Ich lese den Text daktylisch, d.h. amphybrachisch. Alle vier Zeilen haben 11 Silben und beginnen mit Auftakt, bei mir klingt das. Sagt dir der Name Hanns-Dieter Hüsch was? Er hat einige meiner Texte für den Rundfunk gesprochen und mir als Hobby-Rezitator viele Tipps gegeben. Hanns-Dieter war ein Sprachkünstler, er machte jeden Vortrag zum Kunstwerk. Ich lese meine und auch die meisten fremde Gedichte laut und habe so ein Gespür fürs Klingen entwickelt. Verstärkt wird das noch dadurch, dass ich auch Musiker und Sänger bin (Kirchenmusik).

Ein Gag:

Gebt den Text mal hier ein und hört euch an, was die Dame daraus macht:

http://translate.google.de/

LG Friedhelm
 
O

orlando

Gast
Klar sagt mir der Hüsch was.
Aber der kann auch nicht für alles herhalten ...
Im Song kann manches verschluckt oder schöngezogen werden, hier aber m. E. nicht.
Klanglich gefällt mir die jürgische Version besser. Mit Ausnahme des Inhalts. :D;)
Zwinkergrüße
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo LL,

tja, wenn eben so wenig neue Gedichte kommen, dann wird gern mal auf einem toten Pferd weitergeritten.
(Nein, nicht das Gedicht ist der tote Gaul, sondern die längst müssige Debatte über die Metrik.)

Gruss

J.

P.S.:

Die Frauen sah'n zwei Beine, Schwengel
Sie dachten bei sich "Schweinebengel!"
 
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