Hey Béla!
Erstmal vielen Dank für den weiter obig so freundlich zugeeignete Lob. Mich als mit der guten Forenfee kommentierenderweise gemeinsame Sache zu machen eingeschätzt zu werden lesen zu können (yeeehaw!!!), ist wirklich höchst labsalig.
Mir gefällt (und das hat nix mit dem Lob meiner Person zu tun, ährlich!) das Gedicht sehr!
Vom erwartungsweckenden Titel, der erst nach einem wunderbaren Suspension-Bogen erst in der zweiten Strophe aufgegriffen wird bis zum Schluss-Couplet, das sich zwar nicht in sich reimt (wie bei einem englischen Sonett), aber als Echo der ersten beiden Zeilen das Gedicht überaus gekonnt rundet (nebenbeibemerkt: die Unreimung der letzten beiden Zeilen wird durch den Halbreim von Licht auf ist bzw. trist sehr trickreich abgemildert - das lässt sich ganz herrlich aufsagen
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
).
Was mir übrigens besonders gefallen hat, sind die syntaktisch und logisch etwas gegen den Strich gekämmten Formulierungen (wobei ich verstehe, dass die beim Lesen auch Stolperer darstellen können).
Schon der erste Satz des Gedichts "Kaum verwurzelt steht sein Wanken an Stein und Moos." ist, mit sehr nüchternem, unlyrischen (!) Auge gelesen, ein bisschen schwer "verständlich": Ist hier mit "an Stein & Moss stehen" gemeint, dass "Er" (das eigentliche Subjekt des Satzes, welches hinter dem "sein Wanken" steckt) sich in stehender Position bei Stein und Moss aufhält (und dabei wankt)? Das ist zumindest eine ungewöhnliche Formulierung. Oder ist ein "an etwas geschrieben stehen" gemeint (Beschriftung eines Gabsteins), was allerdings nicht so recht zum Wanken passen will.
Und der Satz in Strophe 2, den Fee schon beanmerkt hat, "Dann behaucht er kalt die Wunden,bedrängt, erstickt und alles niederwirft.", schert sich wirklich keinen Deut um grammatische Konventionen. Ich finde das ist grandios. Ich muss an ein Gedicht von Benn denken (ganz anderes Thema - auf den ersten Blick... auf den zweiten vielleicht doch nicht so anders): "Welle der Nacht". In diesem Gedicht, das die Experten sehr polarisiert hat (man vergleiche den schönen Aufsatz von Dieter Lamping, im Netz findbar, zu diesem Gedicht) wird die Norm-Grammatik auch mit großartiger Selbstverständlichkeit total übern Haufen geworfen. Und ich oute mich (obwohl ich den Kitschvorwurf, der diesem Benn-Gedicht gemacht wird, verstehen kann) gleich mal als großen Fan von diesem Werk.
Von daher fände ich eine Glättung dieser Formulierung in Deinem ganz schön raffinierten Sonett (sic!) schon etwas schade, lieber Béla. Aber das unterliegt natürlich vollständig der dichterischen Freiheit des Autors. Ein sehr schönes Gedicht bleibts eh.
LG!
S.