Darüber hinweg

Otto Lenk · 31 Januar 2023

Sie lässt das Tonic schon lange weg
Ist genügsam geworden
Gin reicht ihr
Darüber hinweg
Selbst worüber ist schon lange weg
Die Fotografie
Längst aus dem Rahmen genommenes
Reicht ihr
Tage Stunden Minuten vergehen
Einfach so
Das genügt...

... und der Blick auf die Gardinen
Die das Fenster ohne Aussicht rahmen

petrasmiles · 31 Januar 2023

Großartig. Diese Tristesse, diese im Grunde selbst zugefügte Genügsamkeit, Belanglosigkeit.

Liebe Grüße
Petra

Karl Feldkamp · 31 Januar 2023

Lieber Otto,
ja, es gibt so etwas wie depressiven Genuss. Die Atmosphäre hast du m.E. großartig eingefangen.
Gruß Karl

Scal · 31 Januar 2023

Atmosphäre, ja, ich empfinde es wie Petra und Karl.
Als würden die Zeilen die Faltenwürfe des Vorhangs "bewohnen".

Das genügt ihr ...: Meinem Eindruck nach wäre "Es genügt" oder "Das genügt" ausreichend, und auf "traurigen" würde ich verzichten wollen, ebenso auf das "um".

Liebe Grüße
Scal

Dionysos von Enno · 31 Januar 2023

Hi @Otto Lenk

ein starkes Gedicht. Diese hier ist schon so über "alles hinweg", dass sie nicht einmal mehr eine Aussicht wahrnimmt. Im Grunde ein vorauseilendes Sterben. Es gab viele in der Kriegsgeneration die so vorauseilend gestorben sind. Daran erinnert mich unsere Gin-Trinkerin. Ich habe nur eine Frage: Warum "traurige Gardinen"? Ich finde damit mit der Wertung traurig- nimmst Du ein wenig von der Lethargie dieses vorauseilenden niemals ganz da Seins

Mes compliments

Dionysos

Otto Lenk · 2 Februar 2023

Vielen Dank für eure Gedanken und Verbesserungsvorschläge. Ich habe sehr gerne einiges davon übernommen.

Liebe Grüße

Otto

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