Es war die Nacht, als der grosse Sturm tobte. Die Böen rüttelten an den Rolläden und ich musste mir Stöpsel in die Ohren stecken, um Schlaf zu finden. Am Morgen sah ich die Bescherung. Meine grosse Blautanne war verschwunden. Sie stand nicht weit von der Grenze zum Nachbargrundstück. Mein Nachbar war ein komischer Kauz und die Tanne für ihn ein Ärgernis. Deshalb dachte ich zuerst, er hätte ein bisschen nachgeholfen, um den Störenfried zu beseitigen. Ich zog mich rasch an und ging hinaus. Am Dach des Nachbarhauses fehlten etwa 2 qm Dachziegel, die Regenrinne war mit der Traufe abgerissen und hing wie ein surrealistisches Kunstwerk in der Luft. Das geschieht ihm recht, war meine schadenfrohe Reaktion. Etwas kam mir komisch vor. Alles war so still. Die Neugier trieb mich durch das Loch im Zaun. Es hätte ja sein können, dass mein Nachbar von dem Baum erschlagen worden war. Aber unter der Tanne lag er nicht. Auf mein Klingeln öffnete seine Ehefrau mit verweinten Augen. Ich musste nicht viel fragen, um die ganze Wahrheit zu erfahren. Statt sich darüber zu freuen, dass die Tanne endlich weg war, hatte sich ihr Mann furchtbar aufgeregt und war mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er war wirklich ein komischer Kauz.