Das Arschlochkind (gelöscht)

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Was lässt Lyri sich auch mit Elfen ein!

Darüber hinaus ist der Text natürlich eine platte Klischeepackung und verführt zu der Vermutung, dass der Autor, als Andere Dimension, seine Meinung nicht kundtun wollte.

Nichts Ganzes,
bedauert
lap
 
Am Anfang sind sie doch alle Elfen...

Klischees, ja, aber es gäbe sie gar nicht...wäre an ihnen nicht auch was dran. Die Meinung des Autors, hm, ich glaube die hat in einem Gedicht grundsätzlich nichts verloren, denn von der Meinung bis hin zur Moral ist es nur ein kleiner Schritt.

Danke für deinen Kommentar und Gruß, A.D.
 

namibia

Mitglied
Liebe andere Dimension,

können wir tatsächlich gänzlich ohne persönliche Anteile von uns schreiben? Verrät nicht allein die Wortwahl etwas über uns?

Ich muss sagen, ich hatte Probleme mit dem Wort Nachgeburt in diesem Zusammenhang. Es gibt Worte, die lassen mich heftig zusammenzucken, dazu gehörte dieses..

Liebe Grüße

Anna
 
Hallo Anna,

Anteile, ja, da will ich gar nicht widersprechen, aber wenn ich all das verkörpern müsste wovon ich schreibe, würde ein Leben gar nicht ausreichen. Ob ich ein solches Kind als Arschloch bezeichnen würde ... steht gar nicht zur Debatte - Fakt ist; es gibt Menschen die das tun. Ich werte nicht, sondern halte nur fest. Wir würden ja auch nicht den Fotografen ... der einen tötenden Soldaten fotografiert ... als Kriegsverherrlicher verurteilen. Aber die Menschen sind so, brauchen eine Schublade.
Für uns ist es wichtig, ob Rubens ein Fetischist war, oder Michel Angelo pädophil. Könnte/müsste/dürfte ich nur über meine Emotionen schreiben, wäre das sehr traurig, denn die Welt hat viel mehr zu bieten.

Viele Dank für deine Gedanken zu meinem Gedicht!

Gruß, A.D.
 

namibia

Mitglied
Ja, liebe andere Dimension, so habe ich dein Gedicht auch verstanden, trotzdem zucke ich bei Worten wie Nachgeburt zusammen. Im übrigen sprichst du mir aus der Seele, auch ich versuche Momente mit Sprache zu zeichnen, die einzige mögliche Wertung, die darin liegen könnte ( ich versuche dies nämlich auch, wertfrei zu sein ), liegt in der Wahl meiner Worte- dessen versuche ich mir immer wieder bewusst zu sein.

Sonnige Grüße

Anna
 
Hallo Marie-Luise Wendland,

kann ich verstehen, aber vielleicht schreckt mich dieses Wort ja auch ab?...oder auch nicht? Auf jeden Fall habe ich diesen Begriff nicht erfunden, sondern ihn lediglich, aber auch gerne, "benutzt". Ich muss mich immer wieder wundern, wie viele Menschen vom L-I erzählen, ohne wirklich zu verstehen wovon sie da eigentlich reden, nimmt man ihre Reaktionen als Maßstab.
Das Leben bietet viele Themen und Inhalte - und ich greife, ohne jeden Vorbehalt, überall auch zu.

Vielen Dank für deine Rückmeldung und noch einen schönen Abend, A.D.
 
hallo namibia,

auch ich wähle meine Worte sehr bewusst - als Lyriker eine Selbstverständlichkeit. Die Oberflächlichkeit, die viele in ihrem Leben an den Tag legen, zeigen sie dann auch in Sachen Lyrik - orientieren sich alleine an Inhalten, aber nicht an der künstlerischen Umsetzung. Es ist nicht die Aufgabe eine Lyrikers, die Welt so zu malen wie andere sie gerne hätten - dann gäbe es keine Gedichte und Geschichten über Kinderschänder, Vergewaltiger, Massenmörder, oder auch Arschlochkinder (Übrigens kein Kind, welches ein Arschloch ist, sondern das Kind eines Arschlochs).

Viele Grüße, A.D.
 
Der Knabe ( überall Abszesse),
War hässlich wie die schwarze Nacht
Und hatte seine große Fresse
Zum Brüllen ständig aufgemacht.
Weshalb ich diese penetrante
Nachgeburt dann Arschloch nannte.
Nach dieser Strophe kann man aber nicht erkennen, dass das Kind nicht Arschloch genannt wurde, sondern nur das Kind eines Arschlochs ist.

Gruß,
Marie-Luise
 

James Blond

Mitglied
Im Gegensatz zu den bisherigen Kommentaren finde ich den authentischen Anteil des Autors auch in diesem Text nur denkbar gering. Seine Gedichte spekulieren viel zu offensichtlich auf eine Reaktion des Lesers, als dass sie diesen mit irgendeiner Identität konfrontierten. Das läuft häufig auf Kitsch hinaus, der zumeist gut angenommen wird, hier gerät es allerdings zur Provokation, die an ihrem Selbstzweck erstickt und sich so seine Bestätigung nur in der Erhitzung der Gemüter einfährt.

Das Leben ist im Grunde doof
Und selten nur ein Ponyhof.
Der aggressive Tenor und die inhaltliche Gewalt plakatieren eine Leere, die jedoch verschwiegen wird und deren Ursachen hier verborgen bleiben. Auch kombinieren sich Ärger an der Supermarktkasse und Ehestreit nicht zu einem Bild. Die letzten beiden Strophen lasssen von der Intensität des Anfangs nichts mehr erahnen, sie wirken angestrickt und die Antimoral in den Schlussversen erscheint als notdürftiges Alibi einer nachgereichten Legitimation der Verachtung.

Anscheinend hat der Autor nach drei Strophen seinen Faden verloren oder ihm ist vor der eigenen Courage bange geworden. Dabei hätte die Verwandlung von alltäglicher Lebensleere in "grundlose" Aggressivität tatsächlich ein sehr (un)dankbares Thema werden können, wenn der Author vor uns seine eigene Leere reflektiert hätte, anstatt uns seine Pappkameraden vorzuführen.

Grüße
JB
 
...ja, das Kind wurde so genannt - und sollte auch (im Gedicht) so genannt werden. Aber genau darum geht es ja auch; das Kind ist immer "unschuldig" und zunächst mal nur das "Produkt" seines Umfeldes oder Umgebung. Aber das wird ja nicht von jedem so gesehen und auch erkannt - und so wird vieles auf das Kind projiziert, was eigentlich ganz woanders hin gehört.

Gruß, A.D.
 
Hallo James Blond,

Pappkameraden machen manchmal durchaus Sinn und nicht hinter jedem Gedicht muss sich auch eine Moral verbergen. Und wenn Du schon von Kitsch redest, dann solltest du etwas konkreter werden - mit Allgemeinphrasen kann nun wirklich niemand etwas anfangen. Ebenso wenig glaube ich, dass Du weder in der Lage noch im Recht bist zu urteilen, warum andere User dieses oder jenes Gedicht so oder so bewerten - das solltest Du, alleine schon aus Respekt, ihnen selbst überlassen.

Gruß, A.D.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
...und wer weiss, in welchem Stil z.B. ein Schiller heute schriebe. Nicht das ich hier den neuen Schiller sähe aber ich sehe etwas, dass mir zumindest näher als jegliches Epigonentum ist.

Gruß

J.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
homo homini lupus

Wenn ich James richtig verstanden habe, vermutet er eine Nähe zum "Kitsch" in der Absicht, zu wirken, ohne sich selbst authentisch ins Spiel bringen zu wollen, er meint offensichtlich "Effekthascherei" ohne Selbstironie. Ich denke allerdings: so ein Comic strip hohler Pappkameraden mit hyperbolischen Gesten, Sprechblasen und Geschmacklosigkeiten kann überaus reizvoll sein, auch ohne ironische Selbsteinbringung oder "moralisch verantwortlichen" Authentizitäts-Ernst. Dann paßt allerdings die kleinlaute "Moral" am Schluß nicht in den Schwung, den hyperbolischen Pep des obszönen Strips.
Aber genau darum geht es ja auch; das Kind ist immer "unschuldig" und zunächst mal nur das "Produkt" seines Umfeldes oder Umgebung
Na, das ist gewiß kein Erfahrungssatz. Ich erlebte von Kind auf - und erlebe noch immer - Kinder als hemmungslos grausam und gemein. Daß der Mensch von Natur aus dem Menschen "Wolf" ist, kann man alltags an Kindern erleben. Und auch die Delegierung der Gewalt-Exekutive an den Stärksten der Gang - klassischer "Hobbes". Ich sehe nicht, daß die Fähigkeit zur Empathie Kindern von Natur aus gegeben ist; sie erwacht spät, wenn überhaupt. (Natürlich ist das Lyri dieses hingerotzten Rotzlöffelgesangs auch frei von aller Empathie.) "Unschulds"-Vermutungen gegenüber dem Kind-an-sich sind ganz lieb und paedagogical correct, ersetzen aber den Mangel an Empathie bei einem authentizitätsfremden Lyri wohl kaum.
 

James Blond

Mitglied
Wo die Epigonen lauern

JoteS
...und wer weiss, in welchem Stil z.B. ein Schiller heute schriebe. Nicht das ich hier den neuen Schiller sähe aber ich sehe etwas, dass mir zumindest näher als jegliches Epigonentum ist.
Ich denke, dass sich die Epigonen inzwischen recht fleißig in Richtung kraftwörternder Schimpfkanonaden vorgearbeitet haben: Dergleichen lässt sich im Netz jedenfalls leichter aufspüren, als Schillers Epigonen.

Mondnein:
so ein Comic strip hohler Pappkameraden mit hyperbolischen Gesten, Sprechblasen und Geschmacklosigkeiten kann überaus reizvoll sein, auch ohne ironische Selbsteinbringung oder "moralisch verantwortlichen" Authentizitäts-Ernst. Dann paßt allerdings die kleinlaute "Moral" am Schluß nicht in den Schwung, den hyperbolischen Pep des obszönen Strips.
Zustimmung. Das war mein Punkt.
 
Der Philosoph ist einer ... der nicht weiß ... ob er nun Gott oder dem Teufel vertrauen soll, also spielt er beide gegeneinander aus. Ob Hobbes oder Freud, sie wurden 100x öfter widerlegt als bestätigt. Die Zeit heilt nicht nur alle Wunden, sie stellt auch so manche Narbe zur Schau.

Unschulds"-Vermutungen gegenüber dem Kind-an-sich sind ganz lieb und paedagogical correct, ersetzen aber den Mangel an Empathie bei einem authentizitätsfremden Lyri wohl kaum.
Wohl wahr, aber...

das Ly-ich wäre wohl ein Ly-irgend etwas, würde es sich nicht so zeigen wie es ist. Für meine Geschichten mache ich das Casting und wähle die Protagonisten aus - wer andere haben will, der muss seine eigene Geschichte schreiben.
 

MIO

Mitglied
Arschlochkind

Ich bin doch immer wieder erstaunt, dass die Gedichte mit den übelsten Wörtern eine breite Leserschaft anziehen und auch noch ziemlich dicke Balken bekommen. Ich habe schon selbst ein paar Mal überlegt Schimpfwörter zu sammeln, wie Drecksau oder Mistkrücke oder Torfkopf um daraus ein Gedicht zu kreieren. Aber vielleicht hält mich die Tatsache davon ab, dass ich als Kind selbst genug Schimpfwörter gehört habe und wenn ich es heute recht bedenke auch ein Arschlochkind war.
MIO
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Schimpfwortsammlungen

Mio mein Mio - die Schimpfwortsammlungen gibt es schon längst. In der Literaur z.B. in Handkes "Publikumsbeschimpfung" (gegen Ende des Un-Stücks).
 
Hallo MIO,

ich hoffe Du machst dein Selbstbewusstsein nicht von der Dicke und Länge (eines Balken) abhängig. Wenn Du auch ein Arschlochkind warst, die Betonung liegt auf warst, dann widme ich dir jetzt dieses, mein Gedicht. Danke für deinen Besuch und Gruß, A.D.
 
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