Das Bistro der verlorenen Träume

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Klein aber doch grenzenlos.
Raum ohne Widersprüche, doch bunt, vielfältig, gegensätzlich.
Raum - schummrig beleuchtet. Nur wenige Lichtteilchen verlieren sich dort.
Wände und Fußboden sind verschalt mit dunkelbraunen Bohlen aus Holz.
Sie knarren vom Druck der zahlreichen Füße die über sie hinweglaufen.
Es wird Abend, es wird tiefe Nacht.
Die äußere Welt kommt zur Ruhe, hüllt sich in Schweigen.
Das ist die Zeit des Bistros der verlorenen Träume.
Träumer betreten leise die Bühne.
Du siehst sie stehen an der Theke, mit der schwarz glänzend polierten Platte.
Sie stoßen mit den Knien an dem cremefarbenen Thekenblock.
Der Widerhall von lebendem Gewebe, von Geist, von raunenden Stimmen öffnen Augen und Ohren, lassen Tränen fließen.
Aufgenommen und konserviert von Raum und Zeit.
Du siehst ihn dort stehen, den einsamen Narren, mit den glänzenden schwarzen Haaren, mit dem Bier in der Hand, der tätowierten Rose auf dem Oberarm.
Er ist wie der Raum, jung und doch uralt.
Die Narben im Gesicht und über dem Herzen hat er sich selber beigebracht.
Hinter der Bar der Wirt.
Sein geifernder Wolf schaut ihm über die Schultern
Die blonde Mähne, die mystische Sonnenbrille, das martialische Shirt,
täuschen nicht hinweg über die leere, verzweifelte Gier nach Leben.
Die Fee mit dem Haar wie feurige Wellen, dem Kleid aus Geheimnis und Versprechen, sucht nach dem Glück,
und findet doch immer nur den schalen Nachgeschmack.
Männer prosten sich zu. Kerle vom alten Schlag.
Ehrliche Gespräche, Frauen, Autos, Sport, Container.
Wer geht rein, wer soll raus.
Apropos raus, die Fremden, die sollen raus.
Die wollen nur unser Geld. Die wollen nicht arbeiten.
Wir waren auch nicht auf Rosen gebettet.
Die saufen und nehmen Drogen.
Was, die dürfen nicht arbeiten? Wird auch seinen Grund haben!
Prost!
Am Ende der Theke Stimmen die sich ineinander verhaken, aufeinander prallen und blaue Flecken schlagen.
Elegante Hüllen, ˝stylische˝ Frisuren, Masken statt Inhalte, Unzufriedenheit, Depression, Zorn, Leere, Angst!
Ihr Symbol ist die Schlange, seines das Recht haben.
Der Kellner ist ein Künstler, des Schlängelns und der Balance.
Das volle Tablett auf den Fingerspitzen, surft er geradezu zwischen den Gästen hindurch, immer in Gefahr vom Brett zu kippen.
Er ist ein Held der Apokalypse, hart und ausgebufft. Der Fuchs ist sein Freund.
An einem Stehtisch Bär und Katze, zwei Übriggebliebene, die von den Jugendsünden nicht abließen, die immer sie selbst blieben.
Die Fehler zu Hauf begehen, aber die nicht aufhören zu träumen.
Auf dem Nachbartisch sitzt ein Chamäleon.
Zwei junge Frauen haben sich mit ihm angefreundet und versuchen ihm nachzueifern.
Mit dem Chamäleon auf der Schulter haben sie zu Hause vor dem Spiegel gestanden und sich eine neue Hülle gegeben. Sie haben geübt zu gehen, zu reden, zu schauen.
Sie wissen sich auf der Bühne zu bewegen.
Doch den Prinzen denen sie begegneten, blätterte spätestens nach einer Nacht das Gold von den Körpern, ihre Gesichter wurden alltäglich, ihre Versprechen brüchig.
Doch sie suchen noch immer, und beschimpfen das Chamäleon, sich nicht genug Mühe gegeben zu haben.
Manchmal, wenn sie alleine sind, weinen sie auch.
Das Bistro der verlorenen Träume schließt nie.
Es ist Tag und Nacht geöffnet.
Die Träumer wechseln ständig, in einem immerwährenden Kreislauf rund um die Welt.
Willst du das Bistro der verlorenen Träume betreten?
Dann schließe die Augen und horche in dich hinein!
 

Major Goose

Mitglied
Das Bistro der verlorenen Träume schließt nie.
Es ist Tag und Nacht geöffnet.
Die Träumer wechseln ständig, in einem immerwährenden Kreislauf rund um die Welt.
Willst du das Bistro der verlorenen Träume betreten?
Dann schließe die Augen und horche in dich hinein!

diesen Schluss-Akt find ich großartig!
 



 
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