Sidgrani
Mitglied
Der Regen klopft seine monotone Melodie gegen die Fensterscheiben und versetzt mich in einen tranceartigen Zustand. Es ist vier Uhr morgens. Noch drei Stunden, dann werde ich abgelöst.
Draußen heult und saust es, so als würden die Wesen der Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben. Für einen Moment reißen die Wolken auf und im Mondlicht scheinen sich die Bäume mit fuchtelnden Armen gegen den Sturm zu wehren. Mühsam kämpfe ich gegen den Schlaf und starre auf die Zeiger der Uhr, als ein lauter Schrei mich aufhorchen lässt, "Hilfe!"
Vor der Tür steht ein Mädchen, es ist höchstens vierzehn Jahre alt. Seine schulterlangen Haare sind klatschnass und kleben ihm in Strähnen am Gesicht. Ich kann deutlich sehen, dass es weint. Seine Fäuste hämmern immer wieder gegen die Glastür und ich beeile mich, ihm zu öffnen. Es stürzt herein und schaut mich flehend an. „Kommen Sie schnell, da hinten …, unser Wagen …, er ist die Böschung hinuntergestürzt und … auf dem Dach liegen geblieben!“ Zitternd klammert es sich an ein blaues Tuch, das die Schultern bedeckt. „Ganz ruhig“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und gibt es Verletzte?“ Als Rettungssanitäter darf man sich von der allgemeinen Hektik nach einem Unglücksfall nicht anstecken lassen.
„Dort …“, völlig aufgewühlt tänzelt das Mädchen vor mir auf der Stelle und deutet nach draußen, „… dort vorne in der Biegung ist das Auto verunglückt. Bitte helfen Sie, helfen Sie!“ Ich alarmiere umgehend unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir weit voraus, ihr blaues Tuch leuchtet im Mondlicht, als ob es mir den Weg weisen will.
Kurz darauf entdecke ich zwei junge Menschen, die bewusstlos im nassen Gras liegen. Die Scheinwerfer ihres Autos leuchten hoch in die Nacht und aus dem Autoradio dröhnt laute Musik. Schnell sind auch meine Kollegen vor Ort und wir beugen uns über die Unfallopfer. Herzstillstand beim jungen Mann, jetzt kommt es auf jede Sekunde an. Routiniert führen wir die lebensrettenden Handgriffe aus, Herzdruckmassage und Atemspende. „Eins, zwei drei .... Eins, zwei …!“ Und wieder von vorne, es rasen die Sekunden und Minuten. Endlich, der Verletzte hustet und holt keuchend Luft. Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, seinem Schutzengel sei Dank. Die Kollegen, die sich um das Mädchen gekümmert haben, schütteln ernst die Köpfe. Bei ihm kommt jede Hilfe zu spät, Genickbruch.
Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter in ein kaltes blaues Licht. Jetzt, nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht steht, ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Meine Gedanken kreisen um das arme Mädchen, das so jung sterben musste. Als sich der schwarze Leichensack über seinem Körper zu schließen beginnt, durchfährt mich ein eisiger Schreck! “Wartet!“, höre ich mich mit erstickter Stimme rufen, während ich die Böschung hinabstürze. Außer Atem stolpere ich schluchzend zurück und lege dem toten Mädchen zärtlich sein blaues Tuch um die schmalen Schultern.
NEUFASSUNG
Es ist vier Uhr morgens. Noch drei Stunden, dann werde ich abgelöst. Der ständige Regen klopft seine monotone Melodie gegen die Fensterscheiben und versetzt mich in einen tranceartigen Zustand.
Draußen heult und saust es, so als würden die Wesen der Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben. Für einen Moment reißen die Wolken auf und im Mondlicht scheinen die Bäume sich mit fuchtelnden Armen gegen den Sturm zu wehren. Mühsam kämpfe ich gegen den Schlaf und starre auf die Zeiger der Uhr, als ein lauter Schrei mich aufhorchen lässt.
Vor der Tür steht ein Mädchen, es ist höchstens vierzehn Jahre alt. Seine schulterlangen Haare sind klatschnass und kleben ihm am Gesicht. Ich kann deutlich sehen, dass es weint. Seine Fäuste hämmern immer wieder gegen die Glastür und ich beeile mich, ihm zu öffnen. Es stürzt herein und schaut mich flehend an. Zitternd klammert es sich an ein blaues Tuch auf seinen Schultern.
„Kommen Sie schnell, da hinten …, unser Wagen …, er ist die Böschung hinuntergestürzt und … auf dem Dach liegen geblieben!“ „Ganz ruhig“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und gibt es Verletzte?“ Als Rettungssanitäter darf man sich von der allgemeinen Hektik nach einem Unglücksfall nicht anstecken lassen.
„Dort …“, aufgeregt tänzelt das Mädchen auf der Stelle und deutet nach draußen, „… dort vorne in der Biegung ist das Auto verunglückt. Bitte helfen Sie, helfen Sie!“ Ich alarmiere sofort unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir weit voraus, ihr blaues Tuch leuchtet im Mondlicht und weist mir den Weg, bis beide auf einmal verschwunden sind.
Doch da bin ich auch schon am Unfallort und erblicke zwei junge Menschen, die regungslos im nassen Gras liegen. Die Scheinwerfer ihres Autos leuchten hoch in die Nacht und aus dem Autoradio dröhnt laute Musik. Dann sind auch meine Kollegen zur Stelle und wir beugen uns über die Unfallopfer. Herzstillstand beim jungen Mann, jetzt kommt es auf jede Sekunde an. Routiniert führen wir die schon hundertmal geübten Handgriffe aus, Herzdruckmassage und Atemspende. „Eins, zwei drei .... Eins, zwei …!“ Und wieder von vorne, es rasen die Sekunden und Minuten. Endlich, der Verletzte hustet und holt keuchend Luft. Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, seinem Schutzengel sei Dank. Die Kollegen, die sich um das Mädchen gekümmert haben, schütteln die Köpfe. Bei ihm kommt jede Hilfe zu spät, Genickbruch.
Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter für Sekundenbruchteile in gleißendes blaues Licht. Jetzt, nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht steht, ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Meine Gedanken kreisen um das Mädchen, das so jung sterben musste. Als der schwarze Leichensack über seinem Körper geschlossen wird, zucke ich zusammen. “Wartet!“, höre ich mich rufen, während ich eilig die Böschung hinabstürze. Ich ergreife das blaue Tuch, das am Auffindeort des Mädchens im Lampenlicht leuchtet und lege es ihm um die Schultern.
Draußen heult und saust es, so als würden die Wesen der Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben. Für einen Moment reißen die Wolken auf und im Mondlicht scheinen sich die Bäume mit fuchtelnden Armen gegen den Sturm zu wehren. Mühsam kämpfe ich gegen den Schlaf und starre auf die Zeiger der Uhr, als ein lauter Schrei mich aufhorchen lässt, "Hilfe!"
Vor der Tür steht ein Mädchen, es ist höchstens vierzehn Jahre alt. Seine schulterlangen Haare sind klatschnass und kleben ihm in Strähnen am Gesicht. Ich kann deutlich sehen, dass es weint. Seine Fäuste hämmern immer wieder gegen die Glastür und ich beeile mich, ihm zu öffnen. Es stürzt herein und schaut mich flehend an. „Kommen Sie schnell, da hinten …, unser Wagen …, er ist die Böschung hinuntergestürzt und … auf dem Dach liegen geblieben!“ Zitternd klammert es sich an ein blaues Tuch, das die Schultern bedeckt. „Ganz ruhig“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und gibt es Verletzte?“ Als Rettungssanitäter darf man sich von der allgemeinen Hektik nach einem Unglücksfall nicht anstecken lassen.
„Dort …“, völlig aufgewühlt tänzelt das Mädchen vor mir auf der Stelle und deutet nach draußen, „… dort vorne in der Biegung ist das Auto verunglückt. Bitte helfen Sie, helfen Sie!“ Ich alarmiere umgehend unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir weit voraus, ihr blaues Tuch leuchtet im Mondlicht, als ob es mir den Weg weisen will.
Kurz darauf entdecke ich zwei junge Menschen, die bewusstlos im nassen Gras liegen. Die Scheinwerfer ihres Autos leuchten hoch in die Nacht und aus dem Autoradio dröhnt laute Musik. Schnell sind auch meine Kollegen vor Ort und wir beugen uns über die Unfallopfer. Herzstillstand beim jungen Mann, jetzt kommt es auf jede Sekunde an. Routiniert führen wir die lebensrettenden Handgriffe aus, Herzdruckmassage und Atemspende. „Eins, zwei drei .... Eins, zwei …!“ Und wieder von vorne, es rasen die Sekunden und Minuten. Endlich, der Verletzte hustet und holt keuchend Luft. Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, seinem Schutzengel sei Dank. Die Kollegen, die sich um das Mädchen gekümmert haben, schütteln ernst die Köpfe. Bei ihm kommt jede Hilfe zu spät, Genickbruch.
Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter in ein kaltes blaues Licht. Jetzt, nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht steht, ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Meine Gedanken kreisen um das arme Mädchen, das so jung sterben musste. Als sich der schwarze Leichensack über seinem Körper zu schließen beginnt, durchfährt mich ein eisiger Schreck! “Wartet!“, höre ich mich mit erstickter Stimme rufen, während ich die Böschung hinabstürze. Außer Atem stolpere ich schluchzend zurück und lege dem toten Mädchen zärtlich sein blaues Tuch um die schmalen Schultern.
NEUFASSUNG
Es ist vier Uhr morgens. Noch drei Stunden, dann werde ich abgelöst. Der ständige Regen klopft seine monotone Melodie gegen die Fensterscheiben und versetzt mich in einen tranceartigen Zustand.
Draußen heult und saust es, so als würden die Wesen der Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben. Für einen Moment reißen die Wolken auf und im Mondlicht scheinen die Bäume sich mit fuchtelnden Armen gegen den Sturm zu wehren. Mühsam kämpfe ich gegen den Schlaf und starre auf die Zeiger der Uhr, als ein lauter Schrei mich aufhorchen lässt.
Vor der Tür steht ein Mädchen, es ist höchstens vierzehn Jahre alt. Seine schulterlangen Haare sind klatschnass und kleben ihm am Gesicht. Ich kann deutlich sehen, dass es weint. Seine Fäuste hämmern immer wieder gegen die Glastür und ich beeile mich, ihm zu öffnen. Es stürzt herein und schaut mich flehend an. Zitternd klammert es sich an ein blaues Tuch auf seinen Schultern.
„Kommen Sie schnell, da hinten …, unser Wagen …, er ist die Böschung hinuntergestürzt und … auf dem Dach liegen geblieben!“ „Ganz ruhig“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und gibt es Verletzte?“ Als Rettungssanitäter darf man sich von der allgemeinen Hektik nach einem Unglücksfall nicht anstecken lassen.
„Dort …“, aufgeregt tänzelt das Mädchen auf der Stelle und deutet nach draußen, „… dort vorne in der Biegung ist das Auto verunglückt. Bitte helfen Sie, helfen Sie!“ Ich alarmiere sofort unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir weit voraus, ihr blaues Tuch leuchtet im Mondlicht und weist mir den Weg, bis beide auf einmal verschwunden sind.
Doch da bin ich auch schon am Unfallort und erblicke zwei junge Menschen, die regungslos im nassen Gras liegen. Die Scheinwerfer ihres Autos leuchten hoch in die Nacht und aus dem Autoradio dröhnt laute Musik. Dann sind auch meine Kollegen zur Stelle und wir beugen uns über die Unfallopfer. Herzstillstand beim jungen Mann, jetzt kommt es auf jede Sekunde an. Routiniert führen wir die schon hundertmal geübten Handgriffe aus, Herzdruckmassage und Atemspende. „Eins, zwei drei .... Eins, zwei …!“ Und wieder von vorne, es rasen die Sekunden und Minuten. Endlich, der Verletzte hustet und holt keuchend Luft. Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, seinem Schutzengel sei Dank. Die Kollegen, die sich um das Mädchen gekümmert haben, schütteln die Köpfe. Bei ihm kommt jede Hilfe zu spät, Genickbruch.
Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter für Sekundenbruchteile in gleißendes blaues Licht. Jetzt, nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht steht, ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Meine Gedanken kreisen um das Mädchen, das so jung sterben musste. Als der schwarze Leichensack über seinem Körper geschlossen wird, zucke ich zusammen. “Wartet!“, höre ich mich rufen, während ich eilig die Böschung hinabstürze. Ich ergreife das blaue Tuch, das am Auffindeort des Mädchens im Lampenlicht leuchtet und lege es ihm um die Schultern.
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