Das Blumenparadies

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Esta

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Mag da jemand Roald Dahl?

Moinsen, anbas,

zuerst einmal: nachdem ich ungefaehr vier Fuenftel deines Textes lang nichts mit der Geschichte anfangen konnte, war ich letztendlich doch froh darueber, sie nicht beiseite gelegt zu haben.

Der Grund (Part 2): Deine boese Aufloesung hat mir gefallen. Sehr. Ich liebe Geschichten von Roald Dahl und dein "Blumenparadies" ist einigen von ihnen der Art nach sehr aehnlich. Ist das jetzt gut oder schlecht? Frag mich was Leichteres. Der schwarze Zynismus ist auf jeden Fall da.

Der Grund (Part 1): Was sehen wir als Leser? Zwei alte, laecherliche Maenner, die sich in ihrer Eitelkeit bekriegen. So etwas kann ich nicht ernst nehmen. Als ich dann begriffen habe, dass du eine Parodie / Satire schreiben wolltest, ging es besser, aber noch immer zu schwergaengig fuer meinen Geschmack. Dein Stil liest sich fuer mich nicht fluessig und macht es mir auch nicht leicht, in die Geschichte herein zu finden. Du erzaehlst mehr, als dass du uns deine Bilder und Eindruecke wirklich sehen laesst (ein einziges Mal verweist du auf ein bestimmtes Licht ... gerade bei Gaerten aber solltest du uns ein bisschen mehr bieten als die uebliche "Farbenpracht". Was haben Schrader und Kramer gepflanzt? Lachsfarbene Dahlien, gelbe Rosen, irgendetwas in mitternachtsblau? Wie schmeckt die Luft? Welche Geraeuschkulisse liegt unter einem Dorf irgendwo auf dem Land? Kurzum: Wie fuehlt sich deine Kulisse an? Du kreierst leider keinerlei Atmosphaere, die ich sehen koennte ...), und -- ja, ich weiss, dass es "nur" eine Kurzgeschichte ist ... troztdem -- deine Charakterisierung der beiden "Protagonisten" war nicht annaehernd praegnant. (Der Tick mit den Muskeln wirkte nur uebertrieben und nicht aussagekraeftig.) Ich konnte Kramer und Schrader nicht auseinander halten. War das so gewollt?

Insgesamt: Ich mag deine Idee sehr, halte die Umsetzung aber entschieden fuer verbesserungswuerdig, und das nicht nur im stilistischen Sinn. Auch die ersten "Szenen" wirken willkuerlich. Hier und da erfahren wir mal etwas, aber nicht wirklich etwas Interessantes.

Viel Glueck weiterhin.

Cheers aus Texas,
Esta

P.S.: Ueber den Titel wuerde ich auch noch mal nachdenken. Ich sehe den Link zwischen "Paradies" und der Aufloesung, aber ... ich weiss nicht, ich finde, das Wort "Blumenparadies" klingt einfach nicht schoen -- eher wie aus einer billigen Obi-Werbung.
 

anbas

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Hallo Esta,

ich war seit September letzten Jahres kaum noch in der LL unterwegs. Zwar habe ich zu der Zeit noch ein paar Texte eingestellt, aber kaum Zeit und Muße gehabt, auf Kommentare zu antworten. Wenn ich jetzt antworte, sieht es vielleicht so aus, als wolle ich diesen Text noch mal nach vorne schieben. Dem ist nicht so! Du hast Dir mit Deinem Kommentar Mühe gemacht und mir ist es wichtig, darauf einzugehen - und zwar nicht hinter den Kulissen.

Ich danke Dir für Deine Anmerkungen. Zunächst habe ich schon etwas schlucken müssen, als ich las, was Dir nicht gefiel (und wie viel von dem Text - für vier Fünftel den Daumen nach unten, ist schon heftig...). Doch empfinde ich Deinen Kommentar als konstruktiv und hilfreich. - Und natürlich habe ich mich auch über die Punkte gefreut, die Du positiv herausgestellt hast.

Doch nun zu den Kritikpunkten:

Ich denke schon, dass Du da einige Schwachstellen des Textes aufgedeckt hast. Die Charaktere sind nur sehr oberflächig bis gar nicht beschrieben, und wirkliche Details über die Gärten gibt es auch nicht. Allerdings ist dieses Erzählende auch eher mein Stil. Ich persönlich verabscheue regelrecht Texte, in denen - ich übertreibe jetzt etwas - seitenweise irgendein Zimmer, ein Gelände oder bestimmte Personen beschrieben werden. Wenn es für die Handlung wichtig ist, gerne. Wenn es für die Bilder im Kopf wichtig ist, eher ungerne. - Ich als Leser male mir lieber meine eigenen inneren Bilder. Diese Einstellung führt aber wahrscheinlich dazu, dass ich diesen Erzählstil manchmal etwas übertreibe und mit detaillierten Beschreibungen zu sehr geize. Grundsätzliche möchte ich lieber die Fantasie anregen, als alles oder zu viel "vorzukauen". Ich schreibe z.B. lieber, dass es sich um ein unaufgeräumtes Schlafzimmer handelt, als dass ich die Unordnung beschreibe. Jeder von uns hat eine eigene Idee, wie ein unaufgeräumtes Zimmer aussehen könnte. Diese Vorstellungen sind vielfältig, so dass für jeden Leser das Zimmer erst mal anders aussieht. Die Farbe der Tapete - gibt es überhaupt Tapeten? - unwichtig. Wo stehen Bett und Kleiderschrank - unwichtig. Für mich ist das zunächst auch so in Ordnung. Wenn jetzt beispielsweise aber der Protagonist etwas in der Unordnung sucht, dann wird die Einrichtung des Zimmers, die Unordnung oder ein Teil davon möglicherweise wichtig, damit der Leser die Suche besser begleiten kann. Natürlich wäre es auch möglich, das Zimmer so zu beschreiben, dass sich die Unordnung dem Leser erschließt, ohne überhaupt das Wort "Unordnung" zu benutzen. Doch diese Herangehensweise ist eben nicht so meine Art (andererseits habe ich hier durchaus noch Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten ;) ).

Beim "Blumenparadies" ist es aus meiner Sicht völlig unwichtig, um welche Blumen es sich handelt. Dennoch könnte die Geschichte sicherlich durch etwas mehr konkreter Beschreibungen der Gärten gewinnen. Auch Kramer und Schrader hätten wohl mehr Kontur bekommen, wenn ich mich ihnen mehr gewidmet hätte. Daher kann ich diese Kritikpunkte durchaus annehmen. Vielleicht gelingt es mir, in Zukunft etwas mehr darauf zu achten. Ob ich diese Geschichte noch einmal überarbeiten werde, kann ich derzeit nicht sagen.

Was das "Nicht flüssige", das "Schwergängige" und das "Willkürliche" betrifft, habe ich ein anderes Empfinden - aber vielleicht ist das wirklich eher eine Geschmackssache. Zum Schluss noch zum Titel: Ich wollte durchaus einen eher banalen, ruhig auch spießigen Titel haben. Und da passt dann auch die Assoziation von Obi irgendwie hin... :D

Noch einmal: Ich bin Dir für Deine Auseinandersetzung mit diesem Text sehr dankbar, und ich habe mich in den letzten Monaten oft darüber geärgert, dass ich nicht die nötige Ruhe hatte, Dir früher zu antworten. Nun habe ich diese "Hypothek" ;) endlich abgearbeitet und hoffe, bald wieder häufiger in der LL unterwegs zu sein.

Liebe Grüße (heute aus dem Hunsrück statt aus Hamburg)

Andreas

PS: Roald Dahl kenne ich ein wenig. Habe vor zig Jahren "Küßchen, Küßchen" gerne gelesen. Ich bin aber kein Roald-Dahl-Fan.
 



 
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