Hallo Esta,
ich war seit September letzten Jahres kaum noch in der LL unterwegs. Zwar habe ich zu der Zeit noch ein paar Texte eingestellt, aber kaum Zeit und Muße gehabt, auf Kommentare zu antworten. Wenn ich jetzt antworte, sieht es vielleicht so aus, als wolle ich diesen Text noch mal nach vorne schieben. Dem ist nicht so! Du hast Dir mit Deinem Kommentar Mühe gemacht und mir ist es wichtig, darauf einzugehen - und zwar nicht hinter den Kulissen.
Ich danke Dir für Deine Anmerkungen. Zunächst habe ich schon etwas schlucken müssen, als ich las, was Dir nicht gefiel (und wie viel von dem Text - für vier Fünftel den Daumen nach unten, ist schon heftig...). Doch empfinde ich Deinen Kommentar als konstruktiv und hilfreich. - Und natürlich habe ich mich auch über die Punkte gefreut, die Du positiv herausgestellt hast.
Doch nun zu den Kritikpunkten:
Ich denke schon, dass Du da einige Schwachstellen des Textes aufgedeckt hast. Die Charaktere sind nur sehr oberflächig bis gar nicht beschrieben, und wirkliche Details über die Gärten gibt es auch nicht. Allerdings ist dieses Erzählende auch eher mein Stil. Ich persönlich verabscheue regelrecht Texte, in denen - ich übertreibe jetzt etwas - seitenweise irgendein Zimmer, ein Gelände oder bestimmte Personen beschrieben werden. Wenn es für die Handlung wichtig ist, gerne. Wenn es für die Bilder im Kopf wichtig ist, eher ungerne. - Ich als Leser male mir lieber meine eigenen inneren Bilder. Diese Einstellung führt aber wahrscheinlich dazu, dass ich diesen Erzählstil manchmal etwas übertreibe und mit detaillierten Beschreibungen zu sehr geize. Grundsätzliche möchte ich lieber die Fantasie anregen, als alles oder zu viel "vorzukauen". Ich schreibe z.B. lieber, dass es sich um ein unaufgeräumtes Schlafzimmer handelt, als dass ich die Unordnung beschreibe. Jeder von uns hat eine eigene Idee, wie ein unaufgeräumtes Zimmer aussehen könnte. Diese Vorstellungen sind vielfältig, so dass für jeden Leser das Zimmer erst mal anders aussieht. Die Farbe der Tapete - gibt es überhaupt Tapeten? - unwichtig. Wo stehen Bett und Kleiderschrank - unwichtig. Für mich ist das zunächst auch so in Ordnung. Wenn jetzt beispielsweise aber der Protagonist etwas in der Unordnung sucht, dann wird die Einrichtung des Zimmers, die Unordnung oder ein Teil davon möglicherweise wichtig, damit der Leser die Suche besser begleiten kann. Natürlich wäre es auch möglich, das Zimmer so zu beschreiben, dass sich die Unordnung dem Leser erschließt, ohne überhaupt das Wort "Unordnung" zu benutzen. Doch diese Herangehensweise ist eben nicht so meine Art (andererseits habe ich hier durchaus noch Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten
).
Beim "Blumenparadies" ist es aus meiner Sicht völlig unwichtig, um welche Blumen es sich handelt. Dennoch könnte die Geschichte sicherlich durch etwas mehr konkreter Beschreibungen der Gärten gewinnen. Auch Kramer und Schrader hätten wohl mehr Kontur bekommen, wenn ich mich ihnen mehr gewidmet hätte. Daher kann ich diese Kritikpunkte durchaus annehmen. Vielleicht gelingt es mir, in Zukunft etwas mehr darauf zu achten. Ob ich diese Geschichte noch einmal überarbeiten werde, kann ich derzeit nicht sagen.
Was das "Nicht flüssige", das "Schwergängige" und das "Willkürliche" betrifft, habe ich ein anderes Empfinden - aber vielleicht ist das wirklich eher eine Geschmackssache. Zum Schluss noch zum Titel: Ich wollte durchaus einen eher banalen, ruhig auch spießigen Titel haben. Und da passt dann auch die Assoziation von Obi irgendwie hin...
Noch einmal: Ich bin Dir für Deine Auseinandersetzung mit diesem Text sehr dankbar, und ich habe mich in den letzten Monaten oft darüber geärgert, dass ich nicht die nötige Ruhe hatte, Dir früher zu antworten. Nun habe ich diese "Hypothek"
endlich abgearbeitet und hoffe, bald wieder häufiger in der LL unterwegs zu sein.
Liebe Grüße (heute aus dem Hunsrück statt aus Hamburg)
Andreas
PS: Roald Dahl kenne ich ein wenig. Habe vor zig Jahren "Küßchen, Küßchen" gerne gelesen. Ich bin aber kein Roald-Dahl-Fan.