Das Dreadlock-Maedchen (Reboot)

Schreibfan

Mitglied
Ein Reboot eines sehr alten Gedichtes von mir.
Ich werde gleich noch unter dieses Gedicht die alte Version Posten. Gebt mir gerne Rückmeldung. Evtl möchte ich gerne dieses Gedicht überarbeitet einsenden an eine Zeitung, die gerade eine Ausschreibung zur Alltagskomik hat.


Das Dreadlock - Mädchen


Neulich lief ein junges Mädchen
ganz alleine durch die Stadt.
Unten...Rock. Und oben Dreadlocks.
In der Mitte: Ziemlich platt.

An der Ecke dann 4 Burschen:
Rauchend, grölend, nix zu tun,
hatten stinkend lange Weile.
Darum lästerten sie nun:

"Guck mal da, ich wusste gar nicht,
dass ein Wischmopp laufen kann.
Trägt nen Rock und hat doch vorne
nicht ein bisschen etwas dran!"

Recht beschwingt lief "Dreadlock - Mädchen"
gleich zu jenen Herren hin
und kniff einen in sein Säckchen:
"Da ist auch nicht grad viel drin!"

Sprachs und ging dann lachend weiter.
Drehte auch nicht mehr um.
Die vier Kerle an der Ecke
schauten...na, wie heißt das...d...
denkgehaendicapt.

Die Moral von der Geschichte,
(denn Dieselbe ist nun aus)
heißt: "Wie man(n) es in den Wald schreit,
tönt es gleichsam wieder raus.

Hannah May 2014/2023


(Bei Strophe 3 überlege ich ob die überhaupt nötig ist oder ob sie auch weg könnte)
 

Schreibfan

Mitglied
Anbei zum Vergleich die alte Version:


Ja, es lief einmal ein Mädchen
ganz alleine durch die Stadt
trug nen Rock und hatte Dreadlocks
und war vorne ziemlich platt!

An der Ecke dann 4 Jungen
rauchend, grölend, nix zu tun
hatten stinkend lange Weile,
darum lästerten sie nun:

"Guck mal da, ich wusste gar nicht,
dass ein Wischmopp laufen kann.
trägt nen Rock und hat doch vorne
nicht ein bisschen etwas dran!"

Nun, da lief das Dreadlock - Mädchen
gleich mal zu den Jungen hin
und kniff einen in sein Säckchen:
"Da ist auch nicht grad viel drin!"

Sprachs und lief dann lachend weiter,
ohne sich noch umzudrehn,
den 4 Jungen an der Ecke
blieb der Mund weit offen stehn.

Die Moral von der Geschichte,
denn Dieselbe ist nun aus,
heißt: "Wie man(n) es in den Wald schreit,
tönt es gleichsam wieder raus!"

Hannah May, etwa 2014
 

molly

Mitglied
Hallo Hanna,

mir gefällt die erste Version dieser Zeilen besser. Bei der neuen fehlt in der zweiten Zeile das "sich". Vielleicht meldet sich noch jemand.
Viel Glück beim Wettbewerb!
molly

Sprachs und ging dann lachend weiter.
Drehte sich auch nicht mehr um.
Die vier Kerle an der Ecke
schauten...na, wie heißt das...d...
denkgehaendicapt.


Sprachs und lief dann lachend weiter,
ohne sich noch umzudrehn,
den vier Jungen an der Ecke
blieb der Mund weit offen stehn.
 

Perry

Mitglied
Hallo Schreibfan,
unabhängig davon, dass ich von solcher Art "Konversation" abraten würde,
gefällt mir die frechfröhliche Leichtigkeit gut. ;)
Konstruktiv könnte ich auf die beiden letzten Strophen in der Neufassung verzichten.
LG
Manfred
 

sufnus

Mitglied
Hey Schreibfan!
Also mir persönlich ist das zu betulich. Die Moral von der Geschicht finde ich doch eher altbacken und die ganze "Story" ist (ggf. bis auf die Formulierung vom Säckchen) nicht lustig für mich.
Das Ganze hat für mich, von der Humor-Konzeption her, eher was Infantiles an sich (kindlicher "Humor" lebt nach meinem Verständnis davon, dass Freude mit Komik verwechselt wird). Zur Komik gehört für mich, dass es einen Denk-Konflikt gibt (durch ein Moment der Überraschung oder Absurdität), der durch Gelächter aufgelöst wird. Die Freude (in ihrer positiven gemeinschaftsstiftenden oder in ihrer negativen, ausgrenzenden Variante) kommt demgegenüber noch, mangels Reflexion, ohne den Denk-Konflikt aus.
Thematisch würd ich Deine Geschichte von Misogynie und Body Shaming schon sehr gut für humoristische Lyrik geeignet halten, aber m. E. wäre das dann eher in der schwarzhumorigen Ecke anzusiedeln, ohne dieses doch recht "harmlose" Ende.
LG!
S.
 

Schreibfan

Mitglied
Liebe Molly, lieber, Perry, lieber Sufnus.
Danke für die Rückmeldungen.

Molly: das mit dem "sich" ist echt ein Flüchtigkeitsfehler, ist in einem anderen Forum auch schon aufgefallen. Das muss ich verbessern.

Perry: wo genau würdest du den Cut machen? Nach "da ist auch nicht grad viel drin"? Aber wäre dann das Gedicht abgeschlossen? Ich hatte überlegt, Strophe 5 weg zu lassen...

Sufnus: du hast schon Recht, das Gedicht ist auch vor me too etc entstanden und heute schreibe ich etwas anders.

Als Alternative überlegen ich, mein Gedicht "Bürger X im Krankenhaus" einzureichen, das findet man auch hier.

Leider kam ich nicht dazu was wirklich neues zu dem Thema zu verfassen und habe mal geschaut, was zum Ausschreibungsthema "Humor" passen könnte - da habe ich eigentlich viel - jedoch ist UND wohl eine Zeitschrift, die sich Alltagsbetrachtungen widmet. Da fand ich dann das Dreadlock Mädchen (oder Bürger X im Krankenhaus) passend.

In einem anderen Forum wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Gedicht wegen kultureller Aneignung ("Dreadlocks") kritisiert werden könnte?
Ein stückweit verstehe ich den Punkt, aber nicht in voller Gänze. Ich lebe halt in einer linksalternativ geprägten Kleinstadt, in der man überall Menschen mit Joints, Dreadlocks, Rastafari sieht. Egal ob People of Colour oder weiße.

Wie sieht das denn dieses Forum?

LG Schreibfan
 

anbas

Mitglied
Hallo Schreibfan,

bei vielen Wettbwerben dürfen nur Texte eingesandt werden, die nicht veröffentlicht sind. Meistens gelten auch Postings im Internet als "veröffentlicht".

Unter anderem auch, um diesen Ärger zu vermeiden, wurde hier die Textbaustelle eingeführt.

Zum Gedicht:

Handwerklich sauber gereimt. Inhaltlich haut es mich jetzt nicht gerade vom Hockker. Da bin ich sehr bei dem, was auch sufnus geschrieben hat. Strophen, in denen es um "die Molral von der Schicht ..." halte ich für schwierig - aber machbar. Nur müsste die "Moral" eben nicht so moralisch ernst rüberkommen, sondern eine besondere Komik in sich tragen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Schreibfan

Mitglied
Lieber Anbas, danke für die Rückmeldung. In dem Fall dürfen veröffentlichte Texte eingereicht werden, da habe ich mich erkundigt.
Hättest du einen Vorschlag für mehr Komik in der "Moral"?
LG Schreibfan
 

anbas

Mitglied
Hm,

ein "Schnellschuss", der vielleicht zu weiteren Überlegnungen anregen könnte:

Und ein erster Schritt zur Einsicht
hat ihr kleines Hirn erfasst:
Manchmal werden leere Säcke
eine unbequeme Last.
Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Bin gespannt ... ;)

Und noch 'ne Idee: Vielleicht ist es möglich, dass die Jungs nicht dumm gucken, sondern aufgrund der Reaktion des Mädchens einfach nur "platt" sind ...
 

sufnus

Mitglied
Hey Schreibfan,

hast Du Dir mal ein paar Leseproben von UND näher angeschaut oder - noch besser - vorab ein Heft bestellt und ein bisschen darin geschmökert, um zu schauen, inwieweit Deine traditionell endgereimten Gedichte da reinpassen?

Mein ganz grober Ersteindruck ist, dass diese Zeitschrift eine klassische Literaturzeitschrift für zeitgenössische Texte ist (ich mag mich aber täuschen, hab jetzt nicht so genau recherchiert). Falls dem so wäre, dann wäre es ein vollkommen sinnloses Unterfangen, da ein Gedicht im "traditionellen Stil" hinzuschicken. Das wäre, als würdest Du einem Spezialverlag für High-Fantasy-Literatur eine Sammlung mit Ostfriesenwitzen anbieten - das kommt dann einfach nicht zusammen.

Ehrlich gesagt kenne ich allerdings überhaupt keine seriöse Literaturzeitschrift (auf literaturport.de findest Du eine unvollständige und nur teilweise aktuelle Übersicht - die UND ist übrigens nicht mit aufgeführt, was aber nichts heißen muss), in der solche Gedichte eine Chance auf Veröffentlichung hätten. Das meint nicht, dass ein Endreim gleich ein Ausschlusskriterium ist, aber es müsste im ganzen Habitus schon etwas näher am Gestus aktueller literarischer Strömungen sein.

LG!
S.
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo lieber Sufnus. Danke für deine Mühe dass du nach der Zeitschrift recherchiert hast.
Ich habe noch kein Exemplar gelesen, aber einige Leseproben angeschaut.
Das ist eine Zeitschrift für jedwege Kunst, auch Bilder.
Und beim Open Call ist explizit alles gewünscht worden.
Ich wundere mich etwas über deine Ansicht, Endreim Gedichte seien nicht zeitgenössisch. Wenn's ein Zeitgenosse schreibt, ist es zeitgenoessisch .
Im Sektor "komische Lyrik" ist der Endreim (und eher "klassische" Stil) vorherrschend.
Ich wehre mich auch immer dagegen, sich reimende Gedichte zu degradieren
Poesiealbum neu beispielsweise werdrn auch sich reimende Gedichte veröffentlicht und wenn man schaut wie sehr hier die "Reimecke" boomt...
Zudem werde ich nicht meinen Stil an eine Zeitung anpassen. Ein bisschen zu schauen, welche Gedichte bei den meisten ankommen, finde ich ok, aber letztendlich schreibe ich wie ich schreibe und entweder es gefällt ihnen, oder auch nicht.
LG Schreibfan
 

sufnus

Mitglied
Hey Schreibfan! :)

Ich habe nicht die Ansicht vertreten (oder wollte selbige jedenfalls nicht zum Ausdruck bringen) Endreime seien per se nicht zeitgenössisch, wie Du das offenbar aufgefasst hast. Deshalb schrieb ich weiter oben: "das meint nicht, dass ein Endreim gleich ein Ausschlusskriterium ist, aber es müsste im ganzen Habitus schon etwas näher am Gestus aktueller literarischer Strömungen sein."
Was ich damit meine, ist leichter an Beispielen zu illustrieren als theoretisch zu erklären.

Also: Auf Lyrikline.org (sehr empfehlenswert) einer Plattform für Gedichte, vorwiegend zeitgenössischer Verortung mit ein paar Einsprengseln aus dem 20. Jh., kann man Gedichte nach Sprache, aber auch nach Kategorie sortiert raussuchen und dabei gibt es auch die Kategorie "Reimgedicht".
Hier mal ein paar wahllose Beispiele:
Diese Gedichte arbeiten mit allerlei Kniffen, um sich eine Zugehörigkeit im Zeitgenössischen zu verdienen: Intertextualität, fremdsprachliche Inklusen, bewusste gesetzte formale V-Effekte, lustvolle Denkakrobatik, thematische Volten usw.
Ich halte nicht alle Beispielgedichte für gleich gut gelungen, aber sie bieten alle (mehr oder weniger) dem Leser ein bisschen was an, was einen gewissen "Neuigkeitswert" hat, entweder eben inhaltlich oder formal (und sind trotzdem gereimt).

Demgegenüber steckt m. E. beim Dreadlockmädchen, bis auf die Vokabel "Dreadlock", mit der im Text aber weiter nichts passiert, die also bloßes äußerliches Ornament ist, nichts drin, was irgendwie eine Lese-Aha-Effekt beschert.
Es ist wirklich nicht so einfach, das zu erklären und der Weg zu "zeitgenössischer Schreibe" ist ganz schön lang und frustierend, aber vielleicht schimmert wenigstens ein bisschen durch, was ich zu sagen versuche... falls nicht (was gut möglich ist, ja sogar wahrscheinlich) kann ich mich vielleicht ein ander mal besser verständlich machen. :)

LG!

S.
 

Perry

Mitglied
Hallo Schreibfan,
da hast Du jetzt aber eine Menge guter Anregungen erhalten. ;)
Die letzte Strophe würde ich auf jeden Fall weglassen!
Viel Spaß beim Überarbeiten!
LG
Manfred
 



 
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