Das einsame Leben von Mandy

Nigra Daen

Mitglied
3

... ihre feinen Nerven stellten sich auf. Wenn das Kind nun schlecht in der Schule wird, bedeutet es, dass Mutter, Vater und Großmutter, nicht mehr so geneigt sein werden wie früher.

Da sie nichts zu tun hatte, stieg in ihr der Druck an, was dagegen zu unternehmen, denn zum einen würde es bedeuten sie hätte etwas zu tun, was von ihren schlechten Lebensumständen ablenken würde und zum anderen wusste sie genau, wenn sie lange warten würde, würde sie bereuen, diese Ablenkung fallen gelassen zu haben, gegen die bohrenden Fragen ihrer Eltern und ihrer Großmutter.

Viele Tage geschah garnichts und es war für sie sehr quälend, so tatenlos herumsitzen zu müssen und dann kam ein Anruf, wie gewohnt um 14 Uhr von Frau Marquardt. Ganz hektisch schilderte diese, tausende Sachen, aber über das Kind, Maria, brachte sie kein Wort heraus, noch irgendetwas anderes, was mit der Sache zu tun hatte.

Mandy versuchte das Gespräch an sich zu reißen, aber immer wieder wurde sie unterbrochen, unter anderem auch mit den Worten, man solle sie doch gefälligst ausreden lassen. Sie brach schon fast in Tränen aus, als schließlich die Stimme verstummte. Ihre andere Tochter trat ins Wohnzimmer und sie konnte erwähnen, dass doch eine Person zuhörte, denn wie immer flog bei ihr der Satz gerade heraus: "Ach, warten Sie da kam gerade meine Tochter zur Tüt hinein!" und selbstverständlich musste sie bei aller Höflichkeit auch erwähnen, dass die Mathelehrerin Frau Marquardt am Telefon sei.

Sogleich fuhr Mandy fort: "Ja, also rechnen kann Sie doch, wir hatten uns unterhalten ..." Nun war sie am Drücker und die Lehrererin machte fortwährend Glucksgeräusche und raschelte mit irgendwas, was Mandy an den Nerven zerrte, aber nichts konnte Sie bremsen, denn sie hatte nur die eine Chance. Ansonsten ... es lag ja vor ihr, war da nur ihre schwarze, kalte Wohnung und die Kinder die sie nicht liebten und nie bekam sie heraus, wo dabei der Fehler ist.

Jedenfalls war das Gespräch beendet und zumindest ein Hieb ausgeteilt, der ja wohl gesessen hat, obgleich es noch viele weitere auszuteilen gilt. Auch ihre mangelnde Körperpflege lies sie immer nervöser werden, was nach Ablenkung verlangte.

Mit ein paar Läusen konnte sie sich aus lauter Tierliebe schon immer anfreunden und was sie sonst so mit sich herumtrug, mochte zwar jucken und dergleichen, allerdings fand sie stets den Arzt viel schlimmer, denn dieser war hochtragend und vermochte nur mit dem Messer zu helfen. Sie war Fan der chinesischen Heilkunde, schon von Geburt an und der Trotz letztenendes brachte das Fass zum überlaufen und so schob sie solcherart Termine, auf Jahre hinaus.


2

Ohne Frage ist diese Unreinlichkeit immer schon ein Punkt gewesen, weßhalb die Kinder sie nicht mochten. Die Kinder selber hatten das nie bemerkt, denn nur das kleinste blitzen im Auge, das verriet, dass ihre Unreinlichkeit nicht schätzten und diese bekamen gewaltigen Ärger.

Immer in solchen Momenten, merkte sich Mandy gut, wer das war und wann und es folgte dann eine Marter mit Cornflakes die "ausversehen" vergessen wurden einzukaufen oder mit stundenlangem Fernsehen, wobei nur sie allein, die Fernbedienung halten durfte, aber nicht das Kind, das sich erdreistet hatte, gegen ihr inneres Gefühl.

Mandy hatte auch Asthma was solche Penibiliäten noch seltsamer aussehen lies. Durch diese Krankheit durfte sie weder rauchen, noch Sport treiben, immer wegen der Gefahr einen tödlichen Anfall zu erleiden. So saß sie stets wie eine Primel auf der Couch, in ihrer dreckigen Wohnung und harrte ihres Lebens.

Niemand auch wollte sie besuchen, nichteinmal ihre Cousinen die nur zwei Blocks weiter wohnten und ebenso wenig ihre Tante. Auch ihre Mutter nahm weit Abstand von ihr und ihr Vater, wobei diese doch aber wegen der Arbeit täglich durch die Stadt fuhren.

Das Mandy dringend Hilfe war eigentlich jedem klar, aber auch hier war sie sehr eigensinnig. Wann immer dies zur Sprache kam, kam ihre Großmutter ihr ins Gedächtnis, welche ihr mit süßen Worten eingeschliffen hatte, dass doch ein Mensch gesund zu sein hat.

Das war so auch ihr oberstes bestreben und zugleich war es ihr immer peinlich, so weit abseits der Gesellschaft zu sein. Sie wollte dazu gehören und sah das immer als selbstverständlich an. Darum sagte sie stets, dass bei ihr alles in bester Ordnung ist, allerdings erschauerten alle bis ins Mark, wenn diese Mandy sahen oder ihre Wohnung.


1

Eines Tages dann, machte sie sich schon morgens daran die Fenster in der Wohnstube zu putzen. Dreckig waren diese ncht besonders, aber sie mochte das Gefühl, wenn sie auf blitzblanke Fenster schaute. Das erregte sie innerlich, an solcherart Dingen konnte sie sich berauschen.

So auch schwang sie mit einer Venusgleichen Eleganz den Lappen, natürlich unterbrochen von Stundenlangen Pausen, wegen ihrer Krankheit, was sie wie immer vor ihren Kindern mit einer Matronenhaltung zu verstecken versuchte.

Stephanie ihr gutes großes Kind, fragte mehrmals ob sie ihr helfen solle, obwohl sie die Antwort schon kannte. Gerade an diesem morgen, hatte sie ein besonders schlechtes Gefühl, was die Mätzchen ihrer Mutter anging, aber um sich davon zu befreien, ging sie einfach zur Tür hinaus, denn zum Glück hatte sie für Notfälle immer eine gute Freundin, die für sie da war.

Als der Abend sich näherte stand das Fenster immernoch auf und die Fliegen sausten schon durch die Wohnung. Egal, ist ja ganz klar, denn durch ein offenes Fenster können diese ebenso wieder hinaus fliegen und da wäre doch eines, war Mandys Einstellung dazu.

Eine Ecke oben am Fenster fehlte noch und angetrunken von ein paar Schlucken Rotwein, das geniale Accessoir zu ihrer Matronen-Putz-Aktion.

Wie ein Eichhörnchen so elegant, möchte man denken, hielt sie sich mit nur einem Finger, leichten sinnes, wie sie manchmal war, am oberen Teil des Fensterrahmens fest, um die letzte knifflige Stelle zu ereichen.

Der Alkohol ließ einen Sekundenbruchteil ihre Kraft erlahmen und sie stürzte 6 Stockwerke tief durch das Fenster und war sofort tot.
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten