Das ewige Feuer

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Bo-ehd

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Gemächlich fuhr Björn mit seinem BMW die Hauptstraße stadtauswärts. Als er sich der Bushaltestelle für die Linie 7 auf der gegenüberliegenden Fahrbahn näherte, ging er vom Gas. Da stand sie in ihrem engen Lederrock, der weißen Bluse und dem knallroten Blazer, die langen walnussbraunen Haare offen auf ihren Schultern. Von Zeit zu Zeit sah sie auf die vorbeirollende Autokolonne, als erwarte sie jemanden.
Er kannte viele Leute, die hier am Stadtrand wohnten und den Bus benutzten, aber eine Frau in einer solchen Aufmachung hatte er noch nie gesehen. An der nächsten Kreuzung bog er links ab, wendete und fuhr auf der Hauptstraße zurück in Richtung Haltestelle. Nichts in der Welt hätte ihn aufhalten können, sich diese Frau aus der Nähe anzusehen und ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Er fuhr langsam an die Haltestelle, bog in die Haltebucht ein und brachte seinen Wagen direkt neben ihr zum Stehen.
Er ließ die Scheibe der Beifahrertür herunter und beugte sich zum Fenster hin, um die Frau zu betrachten und anzusprechen.
„Kann ich sie mitnehmen?“, rief er. „Ich fahre bis in die Innenstadt.“
Sie trat an seinem Wagen, blieb vor dem geöffneten Fenster stehen und beugte sich nach vorn, um ihm ins Gesicht zu schauen. In diesem Moment bildete sich ein Kloß in seinem Hals.
Sie ist kein Frischfleisch mehr, kam es ihm, aber was für ein hübsches, gepflegtes Gesicht. Leider hat sie mit dem Make Up ein bisschen übertrieben. Schnell wurde ihm klar, dass ihre Schminke im Einklang mit dem hautengen Miniröckchen stand. Und mit dem Ausschnitt ihrer Bluse, der durch das Fenster fast besser zu sehen war als ihr Gesicht. Björn versuchte, seinen Kloß hinunterzuschlucken, aber statt zu verschwinden, wurde er nur noch größer.
„Ja, gern“, antwortete sie, und diese zwei Wörter klangen in seinen Ohren wie Sphärenmusik. Zwei Sekunden später öffnete sie die Tür, raffte ihren Rock noch ein paar Zentimeter und stieg -wegen ihrer Stöckelschuhe etwas staksig- ein.
Björn kämpfte weiter mit dem Kloß. Was für Beine sie hat!, konstatierte er in Gedanken. Mann, bei der stimmt aber auch alles!
Sie schauten sich an, lächelten, schauten sich wieder in die Augen. Ihre Lippen zuckten dezent, aber deutlich wahrnehmbar, ihm hingegen drohte das Wasser aus den Mundwinkeln zu laufen. Was biete ich ihr nur an, dass sie nicht gleich wieder aussteigt?, fragte er sich.
Er legte seine rechte Hand auf den Schaltknauf, schaute in den Außenspiegel und wollte einen Gang einlegen, als sie ihre Hand auf die seine legte.
„Ich wollte eigentlich nicht mit dir spazierenfahren“, hauchte sie ihm zu. „Ein Stündchen Zärtlichkeit würde mir viel besser gefallen. Hättest du Lust dazu?“
Die Frage befreite ihn schlagartig von seinen Zweifeln. Bisher wusste er nicht, wie er sie einordnen sollte. Als jemand, der wirklich auf den Bus wartete, als eine attraktive Enddreißigerin, die ihm nicht abgeneigt war, oder doch als ein Bordsteinschwälbchen. Dass sie ihn schon beim ersten Satz duzte, beantwortete schließlich alle Fragen.
„Gern!“
„Können wir zu dir fahren? Bei mir ist es heute nicht so günstig.“
„Bei mir zu Hause geht es auch nicht“, räumte er ein. Aber ich hätte ein Wohnmobil anzubieten. Wenn dir das reicht?“
„Okay, klingt gut.“
„Ja, dann lass uns fahren. Ist nicht weit von hier.“ Björn wollte einen Gang einlegen, als sie abermals seine Hand festhielt.
„Lass uns vorher die Formalitäten klären. Das ist so in dieser Branche. Ist das Beste für beide Seiten, glaub mir.“
„Dann muss ich dich jetzt wohl fragen, was du für ein Stündchen Zärtlichkeit verlangst.“ Er schaute sie, auf einen überhöhten Preis gefasst, wartend an.
„Für eine Stunde all inclusive 150,--.“
„All inclusive? Was beinhaltet das?”
“Alles! Alles, was einvernehmlich geschieht, also keine Gewalt, kein Zwang, kein Blut.“
„Und wenn ich dich länger bei mir haben will?“
„Dann buchst du den Rest des Tages, und das macht dann 500.“
Er überlegte kurz. „Dann belassen wir es bei einer Stunde, und wenn wir gut klarkommen, kann ich ja verlängern.“ Er kramte seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche und drückte ihr das abgezählte Geld in die Hand. Dann fuhren sie los und erreichten nach zehn Minuten Björns Wohnmobil. Das Gefährt stand Seite an Seite mitten in einer langen Reihe von Wohnwagen und -mobilen. Björn stellte das Auto ab, und beide betraten das Liebesnest.
Der Campingplatz war zwar ausgebucht und zugestellt, es waren aber kaum Besucher zu sehen. Offenbar nutzten sie bei der Hitze das benachbarte Schwimmbad.

„Möchtest du etwas trinken? Ach, wie darf ich dich denn nennen? Ganz so namenlos und anonym muss es ja nicht sein. Also: Sekt, Bier oder etwas Schärferes?“
„Mach den Sekt auf, wenn er schön gekühlt ist.“
„Und dein Name? Ich heiße übrigens Frederik.“
„Oh, du hast skandinavische Eltern?“
„Eigentlich sollte ich Friedrich heißen“, flunkerte er. „Aber das war meinem Vater zu preußisch.“
„Ich heiße Vivian.“
„Ist das dein richtiger Name?“
„Nein, in Wirklichkeit heiße ich Evelyn.“
„Aha.“
„Du kannst mich Eve nennen.“
„Und wie nennt man dich zu Hause?“
„Das muss du nicht wissen.“
Björn reichte ihr ein Glas Sekt, und sie stießen an.
„Und jetzt? Was hast du mit mir vor?“
„Ich schmeiß dich jetzt aufs Bett, und dann sehen wir weiter.“ Er begann, ihre Bluse aufzuknöpfen, während Eve sich an seinem Gürtel zu schaffen machte. Nach ein paar Sekunden waren beide nackt, und Björn gab ihr einen Schubs, dass sie auf das Doppelbett fiel. Er legte sich zu ihr und begann sie zu küssen. Sie ließ es zu, obwohl es bei Freiern nicht gerade angebracht war. Ihre Zungen umfächelten einander, er betastete und knetete sanft ihre Brüste, rutschte nach unten, leckte und umkreiste ihr harten Nippel …

Schnitt! Schnitt! Schnitt! Die Beschreibung ihres immer lebhafter und leidenschaftlicheren Liebesspiels ist nicht Inhalt dieser Geschichte. Und jedes Wort, das den Text in Richtung Pornographie rücken könnte, wird dem Leser hier bewusst unterschlagen. Er möge seine Phantasie bemühen und sich vorstellen, was in den folgenden Stunden (ja, er verlängerte die Buchung!) in diesem Wohnmobil auf dem Stellplatz Nr. 56 ablief.
Nachts um halb eins kam es zu einem Vorfall: Der Parzellennachbar, ein Familienvater aus Stade, klopfte dezent an Björns Tür
.

„Moin Nachbar, entschuldige, wenn ich störe. Ihr seid sehr laut, vor allem deine Frau. Könnt ihr es nicht ein bisschen ruhiger angehen lassen? Meine Kinder sind hellwach und haben mich schon zweimal gefragt, ob ich der Frau nicht helfen will.“
Björn musste grinsen. „Sehr aufgeweckte Kids, die du da hast! Spaß beiseite, wir lassen euch jetzt schlafen. Ich muss mich bei dir entschuldigen, wir hätten dran denken müssen.“
Der Nachbar nickte, hob freundschaftlich die Hand und ging zu seinem Wohnwagen. Björn schloss die Tür, krabbelte zu Eve ins Bett, und dann begannen beide, eine der beiden Decken über den Kopf gezogen, laut zu lachen. Draußen war nichts zu hören.

Morgens um acht Uhr setzten sich beide an den kleinen Frühstückstisch. Björn hatte Kaffee gemacht und aufgetischt, was der kleine Kühlschrank hergab. Als die ersten beiden Scheiben Weißbrot aus dem Toaster hüpften, schaute Björn voller Bewunderung in Eves Augen.
„Game over, Liebling! Du warst großartig. Beim ersten Vorbeifahren hätte ich dich beinahe nicht wiedererkannt. Dein Outfit war perfekt, ja, dein ganzer Auftritt war mega. Sag mal, Yvonne, wann kommen eigentlich morgen unsere Kinder vom Schulausflug zurück?“
„Der Bus ist für 19 Uhr angekündigt.“
„Dann könnten wir ja tagsüber noch ein Spiel machen“, schlug Björn vor.
„An welches hast du gedacht?“
„Na ja“, kam er ins Grübeln. „Die besten waren, wie du den Pizzaboten vergewaltigt hast. Oder du als Au-Pair-Mädchen oder der Jagdausflug oder die Putzfrau.“ Und noch bevor Yvonne sich entscheiden konnte, hatte er sich festgelegt.
„Ja, wir spielen die Nummer mit der Putzfrau. Aber nur, wenn du ohne Höschen den Boden schrubbst.“
„Okay, und was mache ich mit den 500 Euro von heute Nacht?“
„Die legst du in die Haushaltskasse, davon wird die Putzfrau bezahlt.“
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und wo sind Humor und Satire?

Dieses Thema gab es doch schon tausend Mal, dass ein Pärchen sein Liebesleben durch Rollenspiele aufwertet.

Also, wo soll es lustig oder gar satirisch sein?

Ich habe nichts gefunden.

Die Pointe hätte vielleicht zünden können, wenn Björn mit der echten Putzfrau ein Stelldichein gehabt hätte oder so.

Gruß DS
 

Bo-ehd

Mitglied
Dieses Thema gab es doch schon tausend Mal, dass ein Pärchen sein Liebesleben durch Rollenspiele aufwertet.
Dass ein Thema tausend oder hunderttausend Mal bearbeitet wird, ist eine ganz normale Erscheinung in der (Unterhaltungs)- Literatur. In Deutschland erscheinen pro Jahr über 100.000 belletristische Bücher, in den Staaten 400.000 (wichtig für den deutschen Markt). Und das seit mehr als 30 Jahren! Dazu kommen kaum zählbare eBooks und Selbstverlegtes, PoD und Amazon und Abertausende von Drehbüchern. Glaubst du wirklich, dass die alle mit neuen Themen kommen? Nein, deine Kritik geht ins Leere: Das Problem ist nicht, dass sich jeder vom anderen motivieren lässt und in irgendeiner Weise abkupfert, oder die Anzahl, Vielfalt und Originalität der Themen, sondern die Art und Weise der Bearbeitung, also nicht der thematische Inhalt, sondern die Verpackung.

Natürlich gibt es x Geschichten, deren Inhalt das Aufpimpen des Sexlebens ist. Es wäre töricht, das zu bestreiten. Aber meine Geschichte gibt es so, wie sie aufgebaut und verfasst ist, kein zweites Mal. Das macht sie zum Original. Dass sie dich langweilt, liegt nicht am Thema, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass du wahrscheinlich zu viel Derartiges gelesen hast und deshalb deine Erwartung zu hoch ist. Aber das Thema Sex ist begrenzt, und bis da mal was wirklich Neues kommt, das dich vom Hocker reißt, fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter.


Also, wo soll es lustig oder gar satirisch sein?

Du beginnst deinen Satz mit „also“. Das bedeutet, dass du einen Schluss aus dem Vorhergehenden ziehst. Begründest du das Fehlen von Humor mit der Tatsache, dass der Text nicht lustig ist? Setzt du „humorvoll“ mit „lustig“ gleich? Dann machst du einen Fehler. Schließt der Oberbegriff „Humor“ nicht „Lustigkeit“ ein? Was ist mit englischem Humor? Mit schwarzem Humor? Die können, aber sie müssen nicht lustig sein.

Ich halte die Verortung meiner Geschichte in der Rubrik „Humor“ für durchaus begründet. Es geht doch hier um eine höchst frivole (Schwerpunkt!) Art eines Sexspiels, die beim einen als witzlos abprallt, beim anderen für ein kurzes Schmunzeln sorgt. Dass dir die Geschichte nicht gefällt, muss ich akzeptieren. Du weißt ja, wie es mit dem Geschmack ist.

Die Pointe hätte vielleicht zünden können, wenn Björn mit der echten Putzfrau ein Stelldichein gehabt hätte oder so.
Zur Pointe: Mein Dialog bezieht sich nicht, wie du anmerkst, auf Sex mit einer echten Putzfrau, sondern expressis verbis auf das Rollenspiel: „Wir spielen die Nummer mit der Putzfrau“. Du musst mir mal den Handlungsstrang erklären, die Nummer mit einer echten Putzfrau einzubauen und diesen Sex zur Pointe zu machen, ohne die bestehende Geschichte komplett zu zerstören.

Gruß Bo-ehd
 

Tonmaler

Mitglied
Tut mir leid, aber der Text funktioniert gar nicht, ist m.E. sogar ärgerlich. Ich gebe meinem Vorkommentator auch recht, dass der Text fast völlig humorlos ist (Ausnahme: die Kinder des Nachbarn, die ihren Vater fragen, ob er 'der Frau nicht helfen will'), aber das ist nicht das Problem, das ich habe. Auch nicht, dass es ähnliche Storys schon gibt.
Das Problem ist, dass du den Leser auf eine Art in die Irre führst, die man auch Verarschung nennen könnte.
Es ist zwar ein humoristisches Mittel, im Leser falsche Erwartungen zu wecken und zu enttäuschen, aber dann müssen diese Stellen auch noch schlüssig sein, nachdem der Leser den Twist kennt. Das ist bei deinem Text nicht der Fall. Du präsentierst uns die Gedanken des Protagonisten aus erster Hand, nämlich personal aus dessen Perspektive:
Die Frage befreite ihn schlagartig von seinen Zweifeln. Bisher wusste er nicht, wie er sie einordnen sollte. Als jemand, der wirklich auf den Bus wartete, als eine attraktive Enddreißigerin, die ihm nicht abgeneigt war, oder doch als ein Bordsteinschwälbchen. Dass sie ihn schon beim ersten Satz duzte, beantwortete schließlich alle Fragen.
Sie ist kein Frischfleisch mehr, kam es ihm.
Das alles stellt sich im Nachhinein als Humbug raus, denn wie sich zeigt, weiß er sehr genau, wer sie ist und wie er sie einordnen muss, es ist ja seine Frau in diesem Rollenspiel. Wieso sollte die Frage ihn 'von allen Zweifeln befreien'? Schlagartig? Es dämmert ihm, sie sei kein 'Frischfleisch mehr'? Das passt alles einfach nicht zusammen. Es stimmt nicht und dient unlauter der Irreführung. Sorry!

Da müsstest du den Protagonisten schon von außen schildern, aus der Sicht einer Person, die das beobachtet, jedoch nicht im Bilde ist, wie die beiden wirklich zueinander stehen.

Eine weitere Kleinigkeit: Die Passage mit dem 'Schnitt! Schnitt! ...' hat mich 'rausgeworfen, ist unnötig.

Noch 2 Dinge:

„Kann ich sie mitnehmen?“, rief er.

„Bei mir zu Hause geht es auch nicht“, räumte er ein.
Inwiefern ist das ein 'Einräumen'?
Gruß
T.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bo-ehd

Mitglied
Das Problem ist, dass du den Leser auf eine Art in die Irre führst, die man auch Verarschung nennen könnte.
Hallo Tonmaler,
tut mir leid, dass du den Text missverstanden hast und dich verarscht fühlst. In der Geschichte der Kurzgeschichte ist die Anonymität und deren Preisgabe ein sehr beliebtes und häufig verwendetes Muster, um eine Pointe zu kreieren (hier handelt es sich übrigens um eine Pointe und nicht um einen Twist). In meiner Geschichte funktioniert das offenbar so gut, dass es dich etwas hart trifft. Nimm's einfach ein bisschen lockerer.
Es ist zwar ein humoristisches Mittel, im Leser falsche Erwartungen zu wecken und zu enttäuschen, aber dann müssen diese Stellen auch noch schlüssig sein, nachdem der Leser den Twist kennt. Das ist bei deinem Text nicht der Fall. Du präsentierst uns die Gedanken des Protagonisten aus erster Hand, nämlich personal aus dessen Perspektive:
Mir wird von DocS. und dir der Humor weitgehend abgesprochen. Nun sagst du, dass wenigstens das Mittel, falsche Erwartungen zu erwecken, humoristisch ist. Davon handelt aus deiner Sicht die ganze Geschichte. Da bin ich nun froh, dass durchgehend wenigstens etwas Humor vorhanden ist.
Natürlich präsentiere ich die Wahrnehmung des Prota aus dessen Sicht. Das ist voll beabsichtigt, weil nur das eine pfeffrige Geschichte ergibt. Der Leser ist näher am Prota und damit auch näher an seinen Gefühlen. Und da sind wir am springenden Punkt. Ich will hier mal ein bisschen weiter ausholen, weil ich fürchte, dass es am Grundverständnis etwas mangelt.

Das alles stellt sich im Nachhinein als Humbug raus, denn wie sich zeigt, weiß er sehr genau, wer sie ist und wie er sie einordnen muss, es ist ja seine Frau in diesem Rollenspiel. Wieso sollte die Frage ihn 'von allen Zweifeln befreien'? Schlagartig? Es dämmert ihm, sie sei kein 'Frischfleisch mehr'? Das passt alles einfach nicht zusammen. Es stimmt nicht und dient unlauter der Irreführung. Sorry!
Ein Rollenspiel hat nicht nur eine äußerliche Seite (etwa die Verkleidung), sondern wird auch mit dem Kopf vollzogen. Das heißt hier: Björn ist nicht nur der suchende Freier im BMW, sondern er begibt sich in seiner ganzen Wahrnehmung und seinem Verhalten wie ein Fremder. Dass es sich um seine Frau handelt und er ihr Aussehen und Verhalten kennt, verdrängt er. Tut er es nicht, kann er diese Rolle nicht spielen. Ergo: Er siezt sie, er erkennt sie als Strichdame, da kommt der Gedanke vom Frischfleisch, und er wird von Zweifeln befreit. Das alles geht bei einem Fremden (nochmal: und Björn spielt ja einen Fremden!), das alles funktioniert nicht bei jemandem, der wie ein Ehemann denkt.
Das alles stellt sich im Nachhinein als Humbug raus, denn wie sich zeigt, weiß er sehr genau, wer sie ist und wie er sie einordnen muss, es ist ja seine Frau in diesem Rollenspiel.
Das beweist, wie falsch du die Geschichte verstanden hast. Er ist nicht der Ehemann, er ist laut Spielplan ein Fremder. Erst ab dem Frühstück ist er wieder der Ehemann.

Eine weitere Kleinigkeit: Die Passage mit dem 'Schnitt! Schnitt! ...' hat mich 'rausgeworfen, ist unnötig.
Es gibt drei Möglichkeiten, eine Schilderung abzukürzen: drei Punkte: sie kennzeichnen ein langsames Aussteigen (ist mir zu oberflächlich, da sie keinen konkreten Hinweis auf das Folgegeschehen geben). Der Auslassungsstrich: bricht in der Regel nur einen Satz ab. Drittens: der Einwurf. Er gestattet, auf das Folgegeschehen hinzuweisen und bei wechselnder Thematik Brücken zu schlagen. (Das sind übrigens Regeln aus dem Schriftsatz!).
Ich habe mich für Letzteres entschieden, auch aus diesem Grund: Ich wollte aus ganz bewusst auf die Schilderung von Sexszenen verzichten, aber beim Thema bleiben, um den Spannungsbogen nicht zu unterbrechen. Das habe ich mit dem Hinweis auf die "wilde Nacht" und die Beschwerde aus der Nachbarschaft doch ganz gut hinbekommen, oder?

Gruß Bo-ehd

Noch eine Notiz an Petrasmiles:
Liebe Petra,
du hast diesen Beitrag gelesen, dir Gedanken gemacht (die mögen sehr kurz gewesen sein) und bewertet. So weit, so gut. Dass du mich dabei als Dummdideldumm bezeichnest, stellt wohl einen neuen Tiefpunkt in diesem Forum dar. Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn du deine Beleidigung an dieser Stelle eingestellt hättest. Dann hätte wenigstens jeder Leser ein Bild davon bekommen, wes' Anstands Kind du bist.
Du wirst mich damit auch nicht provozieren können; so etwas verbietet sich für mich, magst du auch noch so viel Geschwurbel hier einstellen.
 

Tonmaler

Mitglied
Hallo, da will ich dir noch mal antworten. Obwohl ich glaubte, den kritischen Punkt gut dargestellt zu haben. Natürlich würde ich es begrüßen, weitere Meinungen jenseits deiner und meiner dazu zu lesen. :)

Mir wird von DocS. und dir der Humor weitgehend abgesprochen.
Nein. Erstens ist Humor Geschmackssache und zweitens habe ich nicht dir Humor abgesprochen, sondern ganz konkret in diesem Text nicht viel entdecken können, was ich witzig finde -- und ich habe einen anderen Text von dir durchaus witzig gefunden, wenigstens stellenweise und deutlich mehr als den hier besprochenen.

In der Geschichte der Kurzgeschichte ist die Anonymität und deren Preisgabe ein sehr beliebtes und häufig verwendetes Muster, um eine Pointe zu kreieren (hier handelt es sich übrigens um eine Pointe und nicht um einen Twist)
Ja, Pointe, richtig. Ja, das Muster gibt es, nur muss auch am Ende noch alles zusammenpassen. Und das tut es hier nicht. Die Probe wäre: Lies den Text ein zweites Mal, nachdem du die Pointe kennst, was hältst du dann von der inneren Kamera des Protagonisten?
Und meine Antwort ist: Das ist eine Irreführung, die den Leser verarscht.

Doch habe ich eine weitere Möglichkeit nicht entdeckt; es ist vielleicht keine Verarschung, sondern 'nur' eine unglaubwürdige Darstellung, denn:
Ein Rollenspiel hat nicht nur eine äußerliche Seite (etwa die Verkleidung), sondern wird auch mit dem Kopf vollzogen. Das heißt hier: Björn ist nicht nur der suchende Freier im BMW, sondern er begibt sich in seiner ganzen Wahrnehmung und seinem Verhalten wie ein Fremder.
In seiner ganzen Wahrnehmung? Das ist nicht glaubwürdig. Wie soll das gehen, dass er ausblendet bis ins Nicht-mehr-wissen, dass es nur ein Spiel ist? Ich wundere mich sogar darüber, dass manche Männer sich einreden können, die Prostituierte vögele mit ihnen in erster Linie, weil es auch ihr Spaß mache (und nicht wegen des Geldes), aber dass ein Mann vergisst, dass die Person da auf der Straße eigentlich seine Frau ist, das ist vollkommen abwegig. Außer er hätte eine Droge eingeschmissen, die so etwas wie eine künstliche Demenz in ihm auslöst. Sorry. Ich verstehe gar nicht, wie du das für möglich halten kannst ...

Das beweist, wie falsch du die Geschichte verstanden hast. Er ist nicht der Ehemann, er ist laut Spielplan ein Fremder. Erst ab dem Frühstück ist er wieder der Ehemann.
Und das geht eben nicht. Er kann die Rolle spielen, sich entsprechend verhalten, aber er kann nicht, wie du es darstellst, authentisch der sein -- inklusive Gedanken, Gefühlen, Wissen, Wahrnehmung -- den er spielt.
Ich habe jahrelang Theater gespielt, und die Rolle zu finden und sich in diese hineinzubegeben, ist Teil des Jobs -- und obwohl ich darin geübt war, das gelernt hatte: -- niemals stand ich auf der Bühne und war innerlich tatsächlich derjenige, den ich spielte.
Das aber verkaufst du dem Leser.


Dass du mich dabei als Dummdideldumm bezeichnest, stellt wohl einen neuen Tiefpunkt in diesem Forum dar.
Wo steht das denn, hab ich nicht entdeckt ...

Gruß
T.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bo-ehd

Mitglied
Hallo, ich will mal diese eine Sache erklären, dann dürfte sich alles andere erübrigen:
In seiner ganzen Wahrnehmung? Das ist nicht glaubwürdig. Wie soll das gehen, dass er ausblendet bis ins Nicht-mehr-wissen, dass es nur ein Spiel ist? Ich wundere mich sogar darüber, dass manche Männer sich einreden können, die Prostituierte vögele mit ihnen in erster Linie, weil es auch ihr Spaß mache (und nicht wegen des Geldes), aber dass ein Mann vergisst, dass die Person da auf der Straße eigentlich seine Frau ist, das ist vollkommen abwegig. Außer er hätte eine Droge eingeschmissen, die so etwas wie eine künstliche Demenz in ihm auslöst. Sorry. Ich verstehe gar nicht, wie du das für möglich halten kannst ...
Natürlich weiß er, dass die Angesprochene seine Frau ist. Aber das spielt überhaupt keine Rolle. Im Gegensatz zum Theater, das du weiter unten ansprichst, liegen hier keine vorgegebenen Texte vor, kein Handlungsablauf und keine Kulisse. Der Akteur muss keinen fremden Charakter spielen. Und das Entscheidende: Er hat keine festgelegte Rolle.
Das Sex-Rollenspiel ist exakt das Gegenteil:
Der Akteur bleibt er selbst. Er schlüpft in eine Rolle.
Er spielt sich selbst.
Er spricht so, wie er es gewohnt ist.
Er reagiert auf seine Partnerin, wie er will.
Er setzt sich selbst Grenzen.
Er entscheidet selbst, welchen Charakter er spielt und entscheidet selbst, wie forsch, frech oder demütig er sich gibt.
Er ist in der Lage, das Geschehen jederzeit zu beeinflussen, ist hier treibende Kraft.
Sein Verhalten hat nur zum Ziel, für sich und seine Partnerin den Kick für den bereits vereinbarten Sex zu erhalten.
Und jetzt frage ich dich: Warum soll ein Amateur das nicht können? Jede sexuelle Eroberung läuft nach diesen Prinzipien ab.
Nächstes Beispiel: Er als Pizzabote lässt sich verführen (das ist übrigens das populärste Thema unter den Rollenspielen).
Er nimmt zumindest am Anfang eine passive Position ein, ziert sich und wehrt zum Schein ab. Warum sollte ein Mann das nicht können, auch wenn er in der Haut eines Pizzabringers steckt? Ich halte das für ausgesprochen easy.
Wo steht das denn, hab ich nicht entdeckt ...
Das ist der Begleittext von Petra zur Bewertung. Nur einsehbar in der Liste ihrer Bewertungen. Ich habe es natürlich in der Mail gehabt.
Was habe ich da nur mit meiner Geschichte in ihr ausgelöst?!

Gruß Bo-ehd
 

Tonmaler

Mitglied
Ich geb's auf. Du scheinst nicht zu verstehen, dass man das dann so nicht schreiben kann, wie du es gemacht hast. Du zeigst nicht sein Verhalten, sondern beschreibst seine Gedanken und das passt nicht. Das war's von meiner Seite!

Gruß
T.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Bo-ehd,
auch wenn ich hier nicht angesprochen bin, aber das ist ein Missverständnis:
Hallo Tonmaler,
hier die Kopie des Kommentars:

  • @petrasmiles hat den Beitrag Dummdideldumm bewertet5,00 Stern(e)
Bei dem was du kopierst, hat Petra einen anderen Text bewertet, der "Dummdideldumm" heißt. Das ist der hier:

Dein eigener Text hier scheint keine Bewertung von Petra zu haben.

Viele Grüße
lietzensee
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Lietzensee,
danke für die Aufklärung. Ich frage mich nur, warum ich per email eine Nachricht bekomme, wenn ich gar nicht gemeint bin. Die Versendung erfolgt doch vollautomatisch; Irrtum ausgeschlossen, sollte man meinen. Mir war nicht bekannt, dass es einen Beitrag mit dem Titel "Dumm..." gibt. Hätte ich es gewusst, wäre ich natürlich stutzig geworden. Gewundert habe ich mich, warum die Sterne nicht angekommen sind. Irgendwie ist das alles rätselhaft.
Gruß Bo-ehd

Sorry, Petra, dass dieser Fehler solche Unstimmigkeiten ausgelöst hat. Auch wenn wir beide keine Schuld haben, ist er sehr ärgerlich und hat zu einer Reaktion geführt, die ich mir lieber verkniffen hätte.
Gruß Bo-ehd
 



 
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