Das Fernsehen zeigt eine neue Serie

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Johnson

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Alles, was er brauchte,
stand auf 10 Quadratmetern:

Der Fliesentisch,
der Fernseher neben den Kakteen
der Sessel mit dem
Softdrink-Halter

Er war stark übergewichtig und
fürchtete sich zu fallen.
Irgendeine Dame kam jeden Dienstag
und putzte die Bude.

Rief ich an
sollte Pasta gekocht werden.

Heute machen wir Pasta.
Ja, wir können Pasta kochen.

Wenn ich dann zu Besuch kam,
saß er nur in seinem Sessel
und wir schwiegen uns an.
Er räusperte sich manchmal.

Ich ging dann raus und schaute
mir die Reihenhäuser und Wohnblöcke
in der Straße an.
Er stand am Fenster und beobachtete mich, wenn ich ihm zuwinkte.
Er winkte nie zurück.
Ich sah nur seinen Schatten,
der hinter den vergilbten
Gardinen verschwand.

Wieder zurück,
wälzte er sich von seinem Sessel auf
um eine Dose Cola zu holen
und die neue Serie im Fernsehen anzuschauen.
Das Fernsehen zeigt eine neue Serie
 

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Find ich gut gemacht, wie du so schön unauffällig auffällig die Außenwelt der beengten Welt des in seinen vier Wänden "Gefangenen" gegenüberstellst, Johnson!

Er stand am Fenster und beobachtete mich, wenn ich ihm zuwinkte.
Er winkte nie zurück.
Die Passivität, das innere Gelähmt-Sein, weil man sich schon aufgegeben hat...so beklemmend wie tragisch. Andere beim Lebendig-Sein beobachten. Da wird der Protagonist zum Serien-Darsteller, der ein Stückchen Welt in die enge Behausung liefert. Ganz ohne Anstrengung oder die Notwendigkeit, sozial zu interagieren. Besonders wichtig: nirgends im Text wird geurteilt. Weder vom Autor noch vom Protagonisten. Das macht ihn für mich auch so gut.

Gerne gelesen!
LG,
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Johnson

Mitglied
Find ich gut gemacht, wie du so schön unauffällig auffällig die Außenwelt der beengten Welt des in seinen vier Wänden "Gefangenen" gegenüberstellst, Johnson!



Die Passivität, das innere Gelähmt-Sein, weil man sich schon aufgegeben hat...so beklemmend wie tragisch. Andere beim Lebendig-Sein beobachten. Da wird der Protagonist zum Serien-Darsteller, der ein Stückchen Welt in die enge Behausung liefert. Ganz ohne Anstrengung oder die Notwendigkeit, sozial zu interagieren. Besonders wichtig: nirgends im Text wird geurteilt. Weder vom Autor noch vom Protagonisten. Das macht ihn für mich auch so gut.

Gerne gelesen!
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Vielen Dank für deinen Kommentar. Mich interessiert das Motiv des nicht zurück grüßend am Fenster……….
 

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Mich interessiert das Motiv des nicht zurück grüßend am Fenster
Ja. Das ist für mich die Schlüsselstelle im Text.
Ich lese es so, dass auch der Protagonist nur noch als Seriendarsteller - also eine Ebene "entfernt" - wahrgenommen wird. Und somit auch das reale Leben da draußen. Da ist keine Verbindung mehr. Nur noch Einbahnstraße in der Wahrnehmung.
 

Johnson

Mitglied
Ja. Das ist für mich die Schlüsselstelle im Text.
Ich lese es so, dass auch der Protagonist nur noch als Seriendarsteller - also eine Ebene "entfernt" - wahrgenommen wird. Und somit auch das reale Leben da draußen. Da ist keine Verbindung mehr. Nur noch Einbahnstraße in der Wahrnehmung.
Das ist interessant…dann liest du das in den Text hinein!
 



 
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