Das Gefühl...

BUCH 2 - Kapitel 1

Das Gefühl, etwas Neues, gerade Geschaffenes zu sein und dabei noch bei vollem Bewusstsein, anders als bei der Geburt eines Menschen, war fast unbeschreiblich. Es flirrte um mich herum, meine Sinne schienen tausendfach verstärkt. Ich erblickte den stickigen Raum neu, in einem nie vorher da gewesenem Glanz.
Ich zog den warmen Körper an mich heran, und begann vorsichtig mit meinen Fingern über die blumige Haut des bewusstlosen Mädchens zu streicheln. Ihr Anblick gefiel mir, ein sterbender Engel, in den Armen eines Dämonen. So sah ich mich in diesem Augenblick, neugeboren doch schon dämonengleich. Ihr entrann eine Träne. Ein wohlschmeckender Wassertropfen.
Mit einem Rascheln stand ich auf, beugte mich über den himmlisch anziehenden Körper, küsste das Salz weg. Sie roch wirklich gut. So lebendig. Ein Kichern entrann meiner Kehle. Oh welch grausame Schönheit! Ich sah an mir hinunter, sah meine Füße, die in kleinen Pantoffeln steckten. Ich zog sie aus, bewegte die Zehen. Das Glück, was sich meiner bemächtigte, war unvorstellbar. Ich begutachtete meine Hände, es war hervorragend.
Suchend blickte ich mich in dem kleinen Raum nach einem Spiegel um. Da, an der Wand links, neben dem Fenster im Eck, wurde ich fündig. Erschreckt wich ich zurück, meine Züge hatten sich verändert! Die kleinen frechen, grauen Augen hatten sich in Blaue verwandelt, die gestochen aus dem schmalen Gesicht schauten. Meine ganze Hautfarbe war nun milchig und matt. Ich sah gespenstisch aus. Aber nicht zum Nachteil, wie man meinen könnte. Ich lächelte mein Spiegelbild an, und das alte vertraute Gesicht schaute mich durch die Maske aus weißer Haut etwas unscharf an. Ich war erleichtert, mein Gegenüber gefiel mir. Blonde, lange Haare fielen mir über die Schulter, als ich die scharfen Zähne in meinem Mund erkundete. Anders als ich es mir vorgestellt hatte, es war noch viel besser. Ich war zufrieden.
Iren, so hatte mir Mechal, mein unsterblicher Schöpfer, sie mir vorgestellt, lag noch immer wimmend auf dem Sofa. Sie wirkte sehr einladend.
Wo war Mechal? Ich hatte ihn in meiner Faszination völlig vergessen. War er fort?
Ich kniete mich vor Iren nieder und küsste ihre Stirn, strich mit meinen Händen ihre nackten und noch warmen Arme entlang.
Ich konnte nicht widerstehen und mein, mit blanken, spitzen Zähnen ausgefüllter Mund, glitt den schönen Hals entlang. An der pulsierenden Glut hielten sich meine Zähne magisch fest. Ich versenkte meinen Kopf fest an ihren Hals und saugte bis sich ein göttliches Feuer meiner Kehle bemächtigte. Ein Schwindel, ein rasender Fall durch das höllische Feuer der wonnigen Sonne des Lebens entgegen.. .
Als ich sie so in den Armen hielt, konnte ich hinter ihr das Fenster und den klaren Nachthimmel erblicken. Und die Pracht, die sich meinen Augen bot, drohte mich hinwegzutragen, in einen ewigen Wahnsinn, es war göttlich. Begeistert saugte ich noch fester, bis zum letzten Tropfen.
Ich hatte sie getötet. Dann stand ich auf und beinahe lautlos fiel der noch warme Körper zu Boden.
Das letzte was ich in diesem Zimmer tat, war, dass ich ihr Kleid zurecht zupfte. Dann begab ich mich die Treppe hinunter. Unten angekommen, durchschritt ich den Flur, auf der Suche nach meinem Schöpfer. Allerdings, fand ich alle Räume leer vor. Wo mochte er sein? Meine neuen Eigenschaften und natürlich meine Neugier trieben mich nach draußen, in eine sehr kühle Novembernacht.
Langsam, stapfte ich durch den knöchelhohen Schnee. Dass meine Schuhe sich noch im Haus befanden, war nicht weiter schlimm, ich bemerkte die Kälte kaum. Nicht in dem Maße wie es ein Sterblicher getan hätte. Es war nur ein leichtes Kribbeln und ich muss sagen, dass ich dies schon beinahe amüsant fand. Meine Beine trugen mich schnell vorbei an den dicht stehenden Häusern, auf der Suche nach Mechal.
Ich versuchte eine Witterung aufzunehmen, es gelang mir jedoch nicht. Alles was ich überhaupt bemerken konnte, war die pulsierende Glut in jeder einzelnen Hülle, an der ich vorbeikam.
Das Blut drang selbst durch die Wände der Häuser. Ich wusste nicht wie lange ich mich bei diesen Versuchungen unter Kontrolle halten konnte. Nur eines war klar, mein Hunger so unendlich groß, und Iren nur ein Teil meiner Mahlzeit. Ihr Blut gab mir so ein belebendes Gefühl, und jede Zelle meines untoten Körpers gierte danach.
Mit den Gedanken noch immer beim Reiz des Lebenssaftes, stolperte ich im Schnee über ein zerlumptes, kleines Mädchen. Sie fiel hin. Ängstlich sah sie mich an. Ich beugte mich nach vorn um ihr aufzuhelfen, erschrocken wich sie zurück. Hatte sie etwas gemerkt? Blut in meinem Gesicht? Meine Ausstrahlung? Sie wollte weglaufen, doch ich hielt sie mit meinen eisernen Händen an ihrer Schulter fest. Sie öffnete den Mund, wollte schreien, doch meine Reaktion war blitzschnell, so flink, dass nur ein unsterbliches Auge in der Lage gewesen wäre es zu bemerken. Und so fuhr eine Hand über ihren Mund und hielt ihn zu. Sie schrie, fiepte doch es drang kein alarmierender Ton heraus. Die Zeit lief weiter. Schnell zog ich sie in eine dunkle Gasse die zwischen den Häusern lag. Sie wehrte sich noch immer, trat nach mir.
Ihre Schreie, für den Menschen unhörbar, doch ich hatte Angst sie würden meinen Kopf zersprengen, machten mich rasend.
Ihr Gesicht so voll Angst und Hass, trieb mir das Blut ins Gesicht. Mir war unnatürlich warm. Panik brach in mir aus. Ich wollte sie hochheben sie vor mir selbst schützen, doch ihr alles vernichtender Blick traf mitten in mein kaltes Herz, was in dieser Sekunde den Beschluss gefasst hatte zu töten.
Darüber erzürnt, dass mich ein so wehrloses Kind verhöhnte, griff ich mit meinen Klauen, meine Hände waren zu Klauen geworden, nach ihr. Riss mit den scharfen Krallen das Hemdchen auf. Und die Haut darunter, sie öffnete sich. Die kleinen Kristalle schoben sich eilig aus der Wunde hervor und tränkten den dreckigen einst weißen Stoff. Und sie schrie. Oh, ..wie sie schrie und quiekte. Ich konnte es nicht länger ertragen. Es musste aufhören! Zärtlich strich ich mit meinen Fingern ein letztes Mal über ihre blasse Haut. Liebkoste ihre Stirn und flüsterte ihr meine Bewunderung ins Ohr. Plötzlich biss ich zu, es war warm und so süß. Meine Zunge tanzte immer wieder um die Wunde, um den vollen Geschmack auszukosten. Als ihr Herz zum letzten Schlag ansetzte, gab sie nur einen leisen Seufzer von sich.
Es war einer Erlösung nicht unähnlich. Auch wenn ich so was bis dahin nicht gesehen hatte, stellte ich es mir doch so vor.
Leicht wie eine Feder war sie und ich trug sie zu einer der vielen Brücken hier in Treeshorn, zerfetze ihren Hals, damit es aussah wie ein billiger Mord. Achtsam warf ich sie ins eiskalte Nass und sorgte mit Steinen dafür, dass man ihre Leiche erst im Frühjahr finden würde. Denn sonst würde es sicher eine Mörderjagd geben ..oder besser eine Hexenjagd.
Die Nacht war vorangeschritten es war noch bald Sonnenaufgang, doch ich hatte Mechal immer noch nicht gefunden, spielte er ein Spiel mit mir? Oder hatte er mich verlassen? Um ehrlich zu sein kümmerte ich mich nicht weiter darum, es gab so vieles zu entdecken.. . So begab ich mich wieder auf die Strassen um die sorglosen Seelen zu beobachten.
Mein Blutdurst war noch nicht gänzlich gestillt aber ich begab mich auf den städtischen Friedhof, um nicht von der Sonne hingerichtet zu werden. Mein ganzes Wissen bezog sich auf Bücher und Gerüchte, nur einen kleinen Teil hatte mir Mechal bis jetzt mitgeteilt. und um die Wahrheit der Bücher auszutesten, hatte ich noch genug Zeit. Mein Spiegelbild hatte ich bereits überlebt, anstatt zu zerfallen oder gar kein Abbild zu haben! Und ich wusste auch, dass ich in einem Sarg nächtigen sollte.
Ungesehen schlich ich in eine der verlassenen Grüften, von der man annehmen konnte, dass sie in naher Zeit niemand besuchen würde. Ich stieg die Stufen hinab und sah drei steinerne Särge dort stehen. Ich näherte mich dem ältesten und wunderschön verschnörkelten. Dieser war mein, dass was ich für würdig empfand. Schlafwandlerisch türmte ich den Rest des Menschen der hierin gebettet worden war in einem Eck der Raumes auf. In Gedanken versunken lag ich in der Kiste und wartete auf den Sonnenaufgang, aber bevor sie kam war ich eingeschlafen. Die Sonne.. .


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Danke im vorraus für eure Meinungen, Anregungen und natürlich Kritiken!
Niemals aufgeben !
Mfg Sophia :)
 
Hallo Sophia,

tja, die Geschichte wirkt auf mich etwas steif geschrieben, irgendwie nüchtern, trotz des pathetischen Stils. Der Protagonist wird nicht lebendig, geschweige denn seine Opfer. Inhaltlisch kann ich überhaupt keinen roten Faden erkennen, alles wirkt wie aneinandergereiht.

Die Grundstimmung ist gut, doch solltest du sie stärker herausarbeiten, die Bilder lebendiger und farbiger gestalten.

Bis bald,
Michael
 
hallo michael :)

danke für deine ehrliche meinung. ich werde das geschriebene überarbeiten.

der rote faden , ja dass ist so eine sache, da es einer von 4 anfängen für eine geschichte ist. ich konnte mich bis jetzt noch gar nicht einigen wie es weiter geht und ob etc..
das man dass so deutlich merkt hätte ich nicht gedacht. (weisst du wie man (hört sich doof an) aber wie man den roten faden üben kann?) denn das passiert mir leider andauernd, das ich abschweife und texte und schreibe , bis ich merke dass es schon ne ganz andre story ist. ich habe mir zu diesem zweck ein heft geholt und verfasse da kurz die komplette story rein, danach richte ich mich dann. es fällt mir zwar einigermassen schwer, aber es funkt. ganz gut. gibt es was bessres ? ;)

und zu nicht lebendig, dass hat mich geschockt. sehr hart getroffen. ich werde es mir zu herzen nehmen und auch daran arbeiten. geht es, wenn ich mit adjektiven arbeite? also noch mehr umschreibe wie wer aussieht, wie die luft ist etc.. ?

also vielen dank :) und es geht weiter buch 1 ist ja schon fast fertig *g*

liebe grüße sophia :)
 
Hallo Sophia,

hm, eine Zusammenfassung der Geschichte zu schreiben, um den roten Faden zu halten, ist wahrscheinlich die beste Idee.

Eine andere:
Stell dir vor, du bist der Leser der Geschichte. Welche Erwartungen hast du? Wie denkst du dann, wie es weitergehen würde?
Frage Dich, welche Elemente der Geschichte erwecken das Interesse zum weiterlesen. Wo ist der Spannungsmoment? Was will der Leser von der Figur wissen?

Vielleicht hilft dir das weiter.

Und mit der Bewertung warte ich, bis du die Überarbeitung Online hast.

Bis bald,
Michael
 



 
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