Das Geheimnis der Cheops-Pyramide

Das Geheimnis der Cheops-Pyramide

Update 18.1.2014. Freya und Leif setzen das Zeichen des Lebens wieder zusammen (geänderte Version)
Update 4.12.2013. Wie Prof. Bechtheim die Smaragdtafel in der Cheops-Pyramide fand.


Thot, der Gott der Wissenschaft und der Magie, regierte dreitausend Jahre lang in Frieden über das Reich Ägypten.
In dieser Zeit schrieb er die Tabula Smaragdina. Diese Tafel ist in außergewöhnlich schönen Smaragden eingefasst. In ihr befindet sich eine 80 Papyrusrollen umfassende Schrift, die das komplette astrologische, medizinische und magische Wissen der Welt umfasst.
Zur Zeit der Regentschaft des Thot wirkte Isis, die Göttin der Liebe, ebenfalls auf der Erde. Sie sollte den Menschen die Liebe und das gottgefällige Leben lehren. In ihrer Lehrtätigkeit trug sie stets das Ankh Zeichen bei sich, ein magisches Symbol des Lebens und der Liebe.
Die Obergottheit Re befahl Thot und Isis eines Tages zurück in den Himmel, um in anderen Welten ihre Aufgaben zu erfüllen. Die Smaragdtafel und das Ankh-Zeihen verblieben auf der Erde, damit die Menschen sich immer an die göttlichen Lehren erinnern konnten.

Die Menschen vergaßen aber schnell die göttlichen Ermahnungen. Auf Erden entbrannte bald ein schrecklicher Krieg zwischen den Nachfolgern des Thot.
Hohe Priester versteckten die Smaragdtafel mit den Rollen der Weisheit in der Cheopspyramide, damit das Wissen nicht von Uneingeweihten missbraucht werden konnte. In Abwesenheit der Göttin wurde dann noch das Zeichen Ankh, das Zeichen der Liebe und des Lebens, aus dem Palast der Göttin Isis gestohlen. Die Leibwächter der Isis überraschten den Dieb und konnten das Zeichen sicherstellen. Es zerbrach jedoch in einem Handgemenge. Ein Himmelsbote brachte das Zeichen zurück zu Isis.

Die Menschen leiden seither, selbstverschuldet, unter dem Verlust der Liebe und unter zahlreichen Krankheiten. Den Göttern wäre es ein Leichtes gewesen, das Ankh-Zeichen wieder zusammenzusetzen. Aber sie entschieden anders.
Die Götter spielen manchmal gern ein Spiel mit den Menschen. Die Menschen sollten also die Tafel eines Tages wiederfinden und ihren ursprünglichen Sinn begreifen.
Thot und Isis sollten dann mit der Smaragdtafel das Ankh-Zeichen zusammensetzen und die Menschen wieder glücklich machen.
Über Jahrtausende blieb die Smaragdtafel für die Menschen unauffindbar. Die Götter sahen geduldig zu, wie die Menschen allmählich klüger wurden.

Im Jahre 1930 schließlich fanden die deutsche Archäologin Karin von Bechtheim und ihr Vater Wilhelm in der Cheopspyramide eine geheime Kammer. Dort befand sich die Smaragdtafel.
Re entschied, dass die Menschen nun wieder die Liebe finden sollten. Thot und Isis stiegen nun auf dem Rücken der Himmelskuh Nuth vom Himmel herab auf die Erde, um die Tafel in ihren Besitz zu bekommen und das Ankh-Zeichen wieder zusammenzusetzen. Eine gewaltsame Übereignung war durch göttliches Gesetz ausgeschlossen. Götter und Menschen sollten sich friedlich wieder versöhnen. Also mussten Thot und Isis sie die Familie Bechtheim auf anderem Wege zur Herausgabe bewegen.
Wird es ihnen gelingen?

1

Langsam biegt der smaragdgrüne Buick um die Straßenecke.
Die Querstraße ist menschenleer. Der Wagen wird auf einem der freien Plätze geparkt. Mit einem leisen Fauchen entweicht die Luft aus der pneumatischen Federung.
Die abgedunkelten Scheiben verwehren jeden Blick von außen in das Wageninnere.

Im Wagen sitzen ein Mann und eine Frau.
Die altmodische beige Hornbrille passt irgendwie nicht zu dem grauen Straßenanzug des Fahrers. Gletscherblauen Augen bilden einen ungewöhnlichen Kontrast zu seiner rotblonden, dichten Haarmähne.
Argwöhnisch beobachtet seine Begleiterin, eine blonde, dürre Frau, die gegenüberliegende Straßenseite. Um ihre spitze Nase verlaufen tiefe, halbkreisförmige Falten, von der Nase abwärts bis in die Mundwinkel hinein, und unterstreichen ihren bitteren Gesichtsausdruck. Sie zieht ihr schwarzes Kleid zurecht und wendet sich ihrem Begleiter zu.
„Lass uns hineingehen und die Sache erledigen“, spricht sie betont artikuliert.

Das ungleiche Paar überquert die regennasse Straße hin zu dem Geschäft, das sich in ein schmales Haus auf der Gegenseite duckt.
Im einzigen Schaufenster sind allerlei Antiquitäten ausgestellt. Ein alter Schrank steht verloren hinter zwei Stühlen mit verschlissenem Lederbesatz. Der ovale Tisch in der Auslage verstellt den Blick auf einen fein gewebten Teppich mit rätselhaften Ornamenten.
Beim Betreten des Ladens erklingt keine Türglocke. Stattdessen nehmen die Besucher das schwarze Auge einer Spion-Kamera wahr. Es ist eines der kalt blickenden Augen, wie man sie neuerdings in den U-Bahn Stationen sieht.
Die beiden schauen sich um. Die Regale und Ausstellungstische zeigen hauptsächlich alt-ägyptische Symbole, die wie Fundstücke verstreut liegen. Man sieht Sphingen, Obelisken, Pharaonenmasken und Tontafeln in einem breiten Sortiment.

Plötzlich hören die Besucher Schritte, schwere Schritte, die von einem Riesen stammen könnten.
Ein Hüne von einem Mann erscheint aus einer Tür hinter der Ladentheke.
„Können Sie sich ausweisen?“ fragt der Riese mit finsterer Miene.
Der Besucher greift wortlos in eine Tasche aus Leder, die er an einem Gürtel um den Leib geschnallt hat. Dieser Tasche entnimmt er nun ein Buch, das mit einem braun-beigen Riemen abgebunden ist.
Er öffnet den Verschluss. Bedächtig schlägt er das Buch auf der Seite siebenundsiebzig auf und legt es dem Ladenbesitzer umgekehrt vor, sodass dieser das aufgeschlagene Blatt seitengerecht ansehen kann.

Der Mann hinter der Ladentheke erkennt eine Federzeichnung der Grabplatte des legendären Maya-Königs Pacal aus Palenque. Der Mann greift unvermittelt unter den Tresen. Von dort holt er nun ebenfalls ein Buch hervor, das dem Exemplar der Besucher verblüffend ähnlich sieht. Dort blättert er auf die gleiche Seite und dreht sein Exemplar um fünfundvierzig Grad, sodass die entsprechenden Seiten mit den Zeichnungen an der rechten unteren Ecke spiegelbildlich aneinander liegen.
„Gut“, sagt er nur. Und dann: „Kommen Sie mit“.

Die Drei gehen nun durch die Tür im Hintergrund der Ladentheke. Es empfängt sie eine überraschend breite Treppe mit zahlreichen Podesten, auf denen Figuren mit Sphinxköpfen aufgestellt sind. Unten angekommen, erwartet sie ein Gang mit einer unübersehbaren Anzahl von Masken, die halb Menschen, halb Tierwesen darstellen.
Am Ende des Ganges öffnet der Gastgeber eine Tür. Die Besucher betreten einen großzügig angelegten Raum, der einem Badetempel gleicht. In der Mitte des Raumes sitzt eine alte Frau, eingehüllt in einem übergroßen, rosafarbenen Bademantel, auf dem Rand einer goldgefassten Badewanne. Der Hüne postiert nun sich im Hintergrund des Raumes. Dabei hält er seine mächtigen Arme vor der Brust verschränkt wie das Abbild eines mittelalterlichen Leibwächters.

Die alte Frau wirkt ruhig und abgeklärt, aber auch unangenehm lieblos auf die beiden Besucher. Ihre eisgrauen Augen mustern die Ankömmlinge genau.
„Ich bin Karin von Bechtheim. Aber das wissen Sie bereits“, erklärt sie schroff. „Wie heißen Sie“, fragt die Frau.
„Mein Name ist Leif Sigurdsson“, antwortet der Mann. „Und meine Begleiterin heißt Freya. Wir kommen aus Island zu Ihnen. Von dort haben wir den Gegenstand mitgebracht, der sie interessiert.“
Ein kurzer Anflug von Furcht erscheint nun auf dem Gesicht der Greisin. Der Hüne zeigt ebenfalls Zuckungen in seiner bisher unbewegten Miene. Doch beide versuchen, ihre Gefühle zu verbergen.

Freya hält plötzlich einen schwarzen Stein in der Hand, so plötzlich, dass die Anwesenden die vorhergehende Bewegung nicht mit ihren Augen verfolgen können.
Es handelt sich um einen anthrazitfarbenen Meteoritenstein. Das Schmelzen der Gletscher hat ihn nach Jahrmillionen wieder zum Vorschein gebracht. Leif und Freya haben diesen Stein vor kurzem in einer Rhyolith-Formation auf dem Feld von Landmannalaugar auf Island gefunden.
„Ich möchte die Wirkung ausprobieren“, fordert die alte Frau und steigt in die goldene Wanne. Freya lässt den Meteoritenstein in das Bad gleiten. Das Wasser beginnt zu brodeln.
Die Badende schließt die Augen. Unter den Blicken der Beobachter strafft sich zusehends die Haut der Frau. Zuerst verjüngt sich ihr Gesicht, dann nimmt ihr ganzer Körper eine gerade Haltung an, wie bei einer austrainierten Sportlerin in jungen Jahren. Die vorher grauen Haare verwandeln sich in eine blonde Mähne, die ihr nun in wunderschönen Kaskaden auf die Schultern fallen.

„Wodan, übergebe den Besucher das, was sie suchen“, befiehlt die nun junge Frau mit fester Stimme ihrem Diener. Der Hüne will Leif einen Metallkoffer überreichen. Freya schaut den Diener ernst an. Dieser überlegt es sich noch einmal, und übergibt dann ihr den Behälter.
Freya öffnet den Koffer. Darin befindet sich eine über und über mit Smaragden besäte Tafel. Es ist die Smaragdtafel des Hermes Trismegistos.
Sie wurde, die vor seit Jahrtausenden von den Göttern versteckt. Die Menschen sollten sie selbst wiederfinden und ihre Wirkungen ergründen. verschollen war.
Zum Einen ermöglichen die alchemistischen Wirkungen der Tafel dem Besitzer die Umwandlung jedes beliebigen Stoffes in Gold. Diese Wirkungen haben die Familie von Bechtheim reich gemacht.
Die wichtigere Wirkung der Tafel auf die Liebe und das Leben hat die Familie von Bechtheim nicht verstanden.

Karin von Bechtheim hatte mit ihrem Vater Wilhelm im Jahre 1930 in der Cheopspyramide eine geheime Kammer gefunden. Dort befand sich diese Tafel. Dieser Forscher „wusste“ immer, dass diese Pyramide keine Grabkammer darstellt. Für ihn diente das Bauwerk seit alters her als Schatzkammer für ein besonderes Symbol. Und er hatte Recht behalten.

Professor Bechtheim hatte sich ein ganz besondere Suchmethode ausgedacht. Er war nämlich ein erfahrener Wünschelrutengänger. Zuhause, im Harz, hatte er seine Fertigkeit an alten Römerstätten vervollkommnet. Aufgrund seiner Erfolge in der Heimat unternahm er schließlich den gleichen Versuch in der Pyramide. Er war der erste Mensch, der mit einer Wünschelrute die Königskammer auslotete.
Dort fand er mit seiner Wünschelrute einen Messwert von 100.000 Bovis, den höchsten Messwert, der je auf der Erde registriert wurde.
Und Prof. Bechtheim war keineswegs überrascht, als er unterhalb der Hauptkammer eine Bodenkammer entdeckte, die die Smaragdtafel enthielt.
Und so kam diese wertvolle Tafel in den Besitz der Familie.

Isis und ihr Begleiter waren immer wieder, in verschiedenen Verkleidungen, an die Familie von Bechtheim herangetreten. Diese haben die Tafel jedoch niemals herausgegeben. Wilhelm von Bechtheim starb in hohem Alter. Erst die Furcht vor dem eigenen, nahenden Tod konnte Karin von Bechtheim umstimmen und zu diesem Tausch bewegen.
„Was werden Sie nun mit dieser Tafel anfangen, das mein Vater und ich nicht tun konnten?“ fragt Karin von Bechtheim die beiden. Freya beugt sich zu der Frau in der Wanne vor und flüstert ihr einige Worte ins linke Ohr. Die Frau nickt nur.

2
Draußen im Wagen.
„Setze mir nun das Ankh-Zeichen zusammen“, spricht Freya.
Leif holt das zerbrochene Ankh-Zeichen aus einer Tasche hervor und legt es auf die Smaragdtafel. Ein tiefes Glühen erfüllt nun das Wageninnere. Die beiden zerbrochenen Teile des Zeichens fügen sich unter einem warm leuchtenden Regenbogen wieder zusammen.
Leif übergibt das geheilte Ankh-Zeichen seiner Begleiterin. Diese legt es sofort auf ihr Kristall-Chakra in ihrer Körpermitte.
„Möge die Liebe nun wieder auf der Erde herrschen“, spricht Freya.

Leif startet den Motor. Dann fahren die beiden in ihrem smaragdgrünen Buick die Straße hinauf. Atun-Re lächelt den beiden in der Sonnenscheibe entgegen …
 



 
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